Linsen, diese unscheinbaren Proteinwunder, stehen im Mittelpunkt eines landwirtschaftlichen Revivals in Deutschland. Inzwischen ist die Feldfrucht fast in Vergessenheit geraten.

Trotz einer jährlichen Importmenge von 40.000 Tonnen dieser nahrhaften Hülsenfrucht, wird der lokale Anbau der Linse auf gerade einmal 2.000 Hektar praktiziert – meist ökologisch und auf ausgewählte Regionen beschränkt. Nur vier Prozent der in Deutschland verzehrten Linsen stammen aus heimischem Anbau, eine Zahl, die das Julius Kühn-Institut (JKI) in Quedlinburg drastisch zu erhöhen sucht.

Das ambitionierte Projekt-WiLGeR, geführt vom JKI, bringt Forschungseinrichtungen und Züchtungsinitiativen zusammen, um die Linse züchterisch zu verbessern und sie für deutsche Landwirte attraktiver zu machen. Über die nächsten drei Jahre wird das Projekt mit 450.000 Euro vom Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft unterstützt und zielt darauf ab, sowohl genetische Ressourcen aus Genbanken als auch regionale Landsorten umfassend zu evaluieren.

Deutschlands Linsenkulturen sind begrenzt und konzentrieren sich auf wenige Regionen wie die Schwäbische Alb und Hohenlohe, während traditionelle Sorten wie die Kyffhäuserlinse aus Thüringen fast in Vergessenheit geraten sind. Diese Sorten könnten jedoch eine Renaissance erleben, wenn das Projekt erfolgreich genetische Variationen identifiziert, die besser an die lokalen klimatischen Bedingungen und die Anforderungen moderner Landwirtschaft angepasst sind.

Dr. Christoph Germeier vom JKI betont die Notwendigkeit, die Herausforderungen des Klimawandels anzugehen, indem Winterlinsen gezüchtet werden, die besser mit der Winterfeuchtigkeit zurechtkommen und weniger anfällig für Frühsommertrockenheit sind. Durch die Kooperation mit renommierten Instituten wie dem IPK Gatersleben und dem Keyserlingk-Institut strebt das Projekt danach, die Winterhärte und den Ertrag der Linsen zu verbessern und somit ihre wirtschaftliche Attraktivität zu steigern.

Zu den weiteren Zielen des Projekts gehört es, die Konkurrenzfähigkeit der Linsen zu erhöhen und ihre Fähigkeit zu verbessern, entlang von Stützpflanzen zu ranken, die weniger konkurrierend sind und deren Aussaatstärke besser auf die Linsen abgestimmt ist. Das Projekt fand seinen Auftakt in einem Treffen am JKI in Quedlinburg, wo auch Nicht-Mitglieder eingeladen waren, die über eine umfangreiche Expertise in der Linsenzüchtung verfügen.

Dieses Vorhaben ist nicht nur ein Versuch, die deutsche Landwirtschaft zu diversifizieren, sondern auch die Bodenfruchtbarkeit zu erhöhen, da Linsen wie andere Leguminosen in der Lage sind, Stickstoff aus der Luft zu binden. Sie sind somit eine nachhaltige Option, die ohne den Einsatz von industriell hergestelltem Stickstoffdünger auskommt und gleichzeitig hochwertige Proteine für die Ernährung liefert. Das Projekt-WiLGeR könnte daher ein entscheidender Schritt sein, um die Linsenproduktion in Deutschland neu zu beleben und gleichzeitig einen Beitrag zur ökologischen Nachhaltigkeit zu leisten.