In den Bemühungen die biologische Vielfalt zu bewahren, ohne dabei die landwirtschaftliche Produktivität zu beeinträchtigen, stoßen traditionelle Methoden oft an ihre Grenzen. Doch ein neuer Ansatz zeigt auf, wie sich ökologische Nachhaltigkeit und ökonomische Effizienz vereinbaren lassen. Forschungsteams der Universität Hohenheim in Stuttgart und der Technischen Universität München setzen auf eine revolutionäre Kombination aus künstlicher Intelligenz und menschlichem Urteilsvermögen: die sogenannte Hybride Intelligenz. Ihre Erkenntnisse teilen sie in der aktuellen Ausgabe von „Nature Food“.

Prof. Dr. Thomas Berger, Agrarökonom an der Universität Hohenheim, erläutert das Problem konventioneller Ansätze: „Die Unmengen an Daten aus Satellitenbildern und statistischen Erhebungen sind fragmentiert und bisher kaum integriert nutzbar.“ Diese Herausforderung, so Berger, erschwert die effektive Nutzung im Rahmen landwirtschaftlicher Planungen, die oft nur kurz- bis mittelfristige Ziele verfolgen, während ökologische Effekte sich erst in größeren Maßstäben zeigen.

Das Team arbeitet an einer Lösung, die nicht nur Daten effizienter nutzt, sondern auch eine Plattform für die Kooperation zwischen landwirtschaftlichen Betrieben schafft.

„Durch die Integration von künstlicher Intelligenz in unsere Computermodelle können wir komplexe Umwelteinflüsse simulieren und optimierte Entscheidungen treffen“, sagt Prof. Dr. Senthold Asseng von der Technischen Universität München.

Ein praktisches Beispiel für die Anwendung dieser Technologie sind die sogenannten Blühstreifen. Hierbei erhalten Landwirte Subventionen für das Anlegen von Blühstreifen zur Förderung der Biodiversität. Bisher wurde diese Maßnahme individuell umgesetzt, was zu einer zersplitterten Landschaft führte. Die Hybride Intelligenz ermöglicht nun eine koordinierte Planung, die diese Streifen über Betriebsgrenzen hinweg und effektiv auf Landschaftsebene anlegt.

Der Erfolg dieser neuen Technologie hängt allerdings wesentlich von Transparenz und dem Vertrauen der Nutzer ab. „Es ist entscheidend, dass die Technologie ethisch und mit Einbeziehung der Nutzer gestaltet wird“, betont Prof. Dr. Henner Gimpel von der Universität Hohenheim. Nur so kann die hybride Intelligenz ihre volle Wirksamkeit entfalten und breite Akzeptanz finden.

Inmitten der fortschreitenden Debatte über Technologie und Nachhaltigkeit bietet die Hybride Intelligenz einen vielversprechenden Ansatz, die landwirtschaftliche Praxis zu revolutionieren und gleichzeitig den Erhalt der Biodiversität zu sichern. Der Weg ist geebnet, doch es bleibt noch viel Forschungs- und Entwicklungsarbeit notwendig, um das volle Potenzial dieser Technologie auszuschöpfen.