In einer alarmierenden neuen Studie, veröffentlicht in der renommierten Fachzeitschrift „Global Challenges“, warnen Wissenschaftler der Justus-Liebig-Universität Gießen und weiterer Forschungseinrichtungen vor den verheerenden Folgen, die ein langanhaltender globaler Stromausfall für die weltweite Nahrungsmittelproduktion hätte.

Die Forschungsergebnisse zeichnen ein düsteres Bild: Bis zu 75 Prozent der Ernten könnten verloren gehen, insbesondere in Europa, Nord- und Südamerika sowie Teilen Asiens. Die Studie unterstreicht die Abhängigkeit der modernen Landwirtschaft von einem komplexen Geflecht aus Maschinen, Düngemitteln und Pestiziden – ein System, das zwar hohe Erträge liefert, aber auch extrem anfällig für Störungen ist.

Die potenziellen Ursachen für solch katastrophale Schäden an der elektrischen Infrastruktur reichen von Cyberangriffen über geomagnetische Sonnenstürme bis hin zu nuklearen Detonationen. Die Wissenschaftler simulierten, was passieren würde, wenn lebenswichtige Ressourcen wie Diesel, Benzin, Düngemittel und Pflanzenschutzmittel knapp werden und nicht mehr in ausreichenden Mengen produziert werden können. Besonders betroffen wären die Anbauflächen für Grundnahrungsmittel wie Mais, Reis, Sojabohnen und Weizen.

Dr. Florian Ulrich Jehn vom Institut für Landschaftsökologie und Ressourcenmanagement der JLU erläutert die Ergebnisse: „Unsere Berechnungen zeigen, dass die Erträge im ersten Jahr nach einem solchen Ereignis um durchschnittlich 37 Prozent zurückgehen könnten, mit einer Steigerung auf bis zu 48 Prozent, sobald alle Reserven aufgebraucht sind. In einigen Regionen könnte der Verlust sogar 75 Prozent erreichen.“ Die Studie macht deutlich, dass die Landwirtschaft in ihrer aktuellen Form extrem verwundbar gegenüber Energiekrisen ist.

Interessanterweise wären die Auswirkungen eines globalen Stromausfalls nicht überall gleich. Während in technologisch fortgeschrittenen Agrarregionen dramatische Einbrüche zu erwarten sind, könnten weniger industrialisierte afrikanische Länder aufgrund ihrer geringeren Abhängigkeit von Hochtechnologie widerstandsfähiger sein.

Dr. Jehn betont die Dringlichkeit, landwirtschaftliche Systeme widerstandsfähiger zu gestalten. Er schlägt eine Vielzahl von Maßnahmen vor, darunter die Diversifizierung der angebauten Grundnahrungsmittel, den vermehrten Einsatz von ökologischem Landbau und eine generelle Reduzierung des Energieverbrauchs in der Landwirtschaft. Diese Schritte würden nicht nur die Resilienz gegenüber Stromausfällen erhöhen, sondern auch zum Klimaschutz beitragen. Die Ergebnisse der Studie sind ein dringender Appell, die Art und Weise, wie wir Nahrung produzieren, zu überdenken und zu reformieren.