Die ehemalige Bundesumweltministerin Barbara Hendricks blickt optimistisch auf die UN-Klimakonferenz in Glasgow und sieht die Weltgemeinschaft nicht auf dem Weg des Scheiterns.
„Wir sind nicht auf dem Weg, so dramatisch zu scheitern, wie es sich andeutet, sondern die Aussagen des Weltklimarates bedeuten: Wenn jetzt nichts mehr geschieht, dann würden wir 2,7 Grad Erderwärmung haben“, so die SPD-Politikerin im phoenix-Interview. „Gerade jetzt kommen die Länder in Glasgow zusammen und geben die ehrgeizigeren Ziele vor, als sie sie zunächst verabredet hatten.“ Es nütze nichts, so Hendricks, „wenn wir uns jetzt immer gegenseitig vorhalten, dass es sowieso alles nicht zu schaffen ist. Dann werden die Menschen mutlos und sind nicht bereit, Einschränkungen zu akzeptieren“.
Bei dem anstehenden Klimagipfel gelte es daher, zwei zentrale Maßnahmen voranzutreiben.
„Was jetzt in Glasgow passieren muss ist, dass man gemeinsam die Regeln des Pariser Klimaschutzabkommens auslegt. Es ist wie die Anwendungsvorschriften für ein Gesetz – das ist noch nicht vollständig.“ Die Unterstützung der Länder des Südens sei ein weiterer Kernpunkt, so Hendricks. „Wir müssen die Zusage einhalten, dass die Länder des Südens 100 Milliarden Dollar im Jahr bekommen, um den Klimawandel zu bekämpfen und Klimaschutz voranzutreiben. Das müssen die Länder des Nordens gewährleisten. Das ist eine vertrauensbildende Maßnahme für all die Länder, die eigentlich nichts zum menschengemachten Klimawandel beigetragen haben, darunter aber besonders leiden.“
Im Rückblick auf die Regierungsbeteiligung der SPD seit 1998 mit Ausnahme der schwarz-gelben Koalition gibt sich die Sozialdemokratin selbstkritisch: „Wir haben sicherlich einen Anteil daran wie alle anderen, die politische Verantwortung haben in den Ländern des Nordens. Ich glaube auch, dass wir an manchen Stellen zu langsam gewesen sind, dass wir den Ausbau der erneuerbaren Energien deutlich schneller vorantreiben müssen als das in den letzten Jahren der Fall war.“ Einer neuen Regierung aus SPD, Grünen und FDP traut sie in klimapolitischen Fragen ein höheres Tempo zu.
„Ich setze Hoffnung darauf, dass die neue Koalition das jetzt macht. Denn in der Tat waren die Bremser eher in der Unionsfraktion zu finden. Nicht bei der Bundeskanzlerin, aber die Wirtschaftspolitiker der Unionsfraktion haben immer auf der Bremse gestanden.“
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