In einer jüngsten Entwicklung, die in ganz Europa für Kontroversen sorgt, stemmt sich Italien gegen die neuen Verpackungsvorschriften der Europäischen Union, die Teil der ehrgeizigen Klimaagenda der EU sind. Sie zielen darauf ab, Europa bis 2050 zum ersten klimaneutralen Kontinent zu machen. Darüber berichtet jetzt die Süddeutsche Zeitung.
Die Vorschriften sollen das wachsende Problem des Mülls und der Wegwerfkultur angehen, indem sie den Verpackungsabfall reduzieren. Die italienische Verpackungsindustrie, angeführt von Persönlichkeiten wie Maurizio Marchesini, dem Vizepräsidenten des italienischen Industrieverbands Confindustria, argumentiert jedoch, dass diese Maßnahmen erhebliche Rückschritte im Lebensstil bewirken und der Wirtschaft schaden könnten.

Marchesini, eine führende Figur im Bereich der Verpackungsmaschinen für Pharmazeutika und Kosmetika, behauptet, dass der Ansatz der EU fehlgeleitet sei und nicht auf wissenschaftlichen Erkenntnissen basiere. Er behauptet weiter, er könnte verheerende wirtschaftliche und soziale Folgen haben, indem er das Produktionssystem negativ beeinflusst. Italien, das in den letzten 25 Jahren als Vorreiter in der Kreislaufwirtschaft aufgestiegen ist, sieht den Fokus der EU auf Abfallvermeidung und Wiederverwendung vor Recycling als Bedrohung für seine Erfolgsgeschichte. Das Land weist eine Recyclingquote von 83,4 % für Haushalts- und Sondermüll im Jahr 2022 auf, die deutlich über dem EU-Durchschnitt liegt.

Die Initiative der EU-Kommission, einen Wechsel hin zu wiederverwendbaren Verpackungen und weg von Einwegoptionen zu fördern, hat zu einer hitzigen Debatte zwischen den Befürwortern von Wiederverwendungssystemen und Recycling geführt. Italiens Einwand kommt zu einem kritischen Zeitpunkt, an dem Verhandlungen im Gange sind, um die Verpackungsverordnung endgültig zu beschließen, wobei die Diskussionen auf die Zukunft von Produkten wie abgepacktem Salat und in Plastik eingeschweißten Tomaten fokussiert sind.

Dieser Konflikt unterstreicht den breiteren Streit innerhalb des Grünen Deals der EU, da verschiedene Bestimmungen, einschließlich jener, die sich auf Gebäudesanierungen und Umweltregeln für die Landwirtschaft beziehen, aufgrund intensiver Lobbyarbeit abgeschwächt wurden. Die Kontroverse wirft kritische Fragen über das Gleichgewicht zwischen Umweltnachhaltigkeit und wirtschaftlicher Lebensfähigkeit auf, sowie über den besten Weg, Verpackungsabfall zu reduzieren, ohne die Wettbewerbsfähigkeit Europas und innovative Industrien zu kompromittieren.