Ab dem 2. Mai hat Deutschland seine natürlichen Ressourcen für das Jahr 2024 überschritten. Dies bedeutet, dass, sollten alle Menschen weltweit so wirtschaften wie die Deutschen, die nachhaltig nutzbaren Ressourcen und ökologisch verkraftbaren Emissionen bereits heute erschöpft wären.

Der sogenannte deutsche Erdüberlastungstag ist ein Indikator, der jährlich vom Global Footprint Network berechnet wird. Er zeigt auf, dass Deutschland ab diesem Datum bis zum Ende des Jahres auf Kosten anderer – insbesondere der Menschen im globalen Süden und zukünftiger Generationen – lebt.

Aylin Lehnert von Germanwatch betont die Dringlichkeit einer neuen politischen Richtlinie: „Eine Schuldenbremse für die Übernutzung der Erde ist zwingend erforderlich, um nachhaltiges Verhalten zur neuen Normalität zu machen.“ Trotz eines leichten Rückgangs der Überlastung seit 2010, ist die notwendige Reduzierung der Ressourceninanspruchnahme noch immer unzureichend.

Umweltschädliche Landwirtschaft und hoher Fleischkonsum

Ein signifikanter Faktor für den hohen Ressourcenverbrauch ist der anhaltend starke Fleisch- und Tierproduktkonsum in Deutschland. Konstantinos Tsilimekis von Germanwatch erläutert, dass der Anbau von Futtermitteln für die Viehzucht nicht nur lokal, sondern auch global zu einer enormen Flächenbeanspruchung führt und den Verlust von biologischer Vielfalt beschleunigt. „Die Reduzierung des Viehbestands und eine Umstellung auf pflanzenbasierte Ernährung sind unerlässlich, um den ökologischen Fußabdruck Deutschlands zu verringern“, so Tsilimekis.

Forschungen des Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung belegen zudem, dass eine globale Ernährungsumstellung auf weniger Fleisch die Chancen verbessern würde, die globale Erwärmung auf 1,5 Grad Celsius zu begrenzen.

Bildung und politische Maßnahmen als Schlüssel zur Veränderung

Der Deutsche Ethikrat und Germanwatch weisen darauf hin, dass staatliche Erwartungen an einen emissionsärmeren Konsum durch Individuen ohne entsprechende politische Maßnahmen und strukturelle Änderungen nicht ausreichen. Die Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE) und das „Handabdruck“-Konzept von Germanwatch bieten Ansätze, durch gesellschaftliches Engagement nachhaltige Strukturen zu fördern und zu etablieren.

Die Herausforderung und gleichzeitig die Chance liegen in der Schaffung von nachhaltigeren Lebens- und Wirtschaftsweisen, die es ermöglichen, den deutschen Erdüberlastungstag nachhaltig nach hinten zu verschieben