Die Victoriafälle an der Grenze zwischen Sambia und Simbabwe sind nicht nur ein atemberaubendes Naturschauspiel, sondern auch eine wichtige Lebensader für die umliegenden Gemeinden. Das von der UNESCO zum Weltnaturerbe erklärte Wahrzeichen ist heute von einer Krise bedroht, die seine Existenz und die von Millionen Menschen gefährdet, die von seinen Wasserressourcen abhängig sind.

Eine seit Jahren anhaltende Dürre, die durch den Klimawandel und das El-Niño-Phänomen noch verstärkt wird, lässt den Sambesi, die Quelle der mächtigen Sturzbäche, austrocknen. El Niño, ein natürliches Klimamuster, das durch die Erwärmung der Meeresoberfläche im Pazifik gekennzeichnet ist, beeinflusst die Wettersysteme weltweit. Durch den vom Menschen verursachten Klimawandel haben sich seine Auswirkungen verstärkt. Nach Angaben der Weltorganisation für Meteorologie treten El-Niño-Ereignisse etwa alle zwei bis sieben Jahre auf und führen zu einer Vielzahl von Umweltstörungen.

Die Situation an den Viktoriafällen erreichte 2019 einen kritischen Punkt, als sich der Wasserstand auf den niedrigsten Stand seit vier Jahrzehnten halbierte. Im März 2024 zeigten die Daten der Zambezi-Behörde, dass der Wasserstand um 75 Prozent unter dem des Vorjahres lag, ein dramatischer Rückgang, der nicht nur die landschaftliche Schönheit der Fälle, sondern auch das Ökosystem und die davon abhängigen wirtschaftlichen Aktivitäten bedroht.

Die Folgen des sinkenden Wasserspiegels gehen über das visuelle Spektakel der Wasserfälle hinaus. Die lokalen Gemeinden, insbesondere im sambischen Distrikt Sesheke, erleben einen drastischen Rückgang der Fischbestände, die eine wichtige Nahrungs- und Einkommensquelle darstellen. ActionAid berichtet, dass diese Gemeinden einem erhöhten Armutsrisiko ausgesetzt sind, da der Fischfang, ihre Haupteinnahmequelle, unhaltbar wird.

Darüber hinaus kämpft die gesamte Region des südlichen Afrikas mit einer schweren Nahrungsmittelkrise, von der mehr als 20 Millionen Menschen betroffen sind. Als Reaktion auf die sich zuspitzende Notlage rief Simbabwe am 3. April 2024 den Notstand aus und bat um 2 Milliarden Dollar Hilfe, um die Hungerkrise zu lindern. Die Nachbarländer Malawi und Sambia sind in ähnlicher Weise betroffen und bitten um internationale Hilfe, um die Herausforderungen zu bewältigen.

Die Notlage an den Viktoriafällen ist symbolisch für die umfassenderen ökologischen und humanitären Krisen in der Region. Soforthilfe ist wichtig, aber es besteht auch ein dringender Bedarf an nachhaltigen Lösungen, die die Ursachen dieser Krisen angehen und dazu beitragen, die Zukunft der Gemeinschaften zu sichern, die seit langem von den natürlichen Ressourcen ihrer Umgebung abhängig sind. Die Geschichte der Victoriafälle ist ein Aufruf zum Handeln, der die dringende Notwendigkeit von Umweltverantwortung und globaler Zusammenarbeit angesichts des Klimawandels verdeutlicht.