In Indonesien, dem Land mit den drittgrößten Regenwäldern der Welt, zeigt eine neue Studie des Mercator Research Institute on Global Commons and Climate Change (MCC) eine unerwartete Dynamik: Der Anbau von Ölpalmen, eigentlich ein Klimakiller, scheint die Industrialisierung voranzutreiben. Dieser Befund könnte die globale Diskussion um Umwelt und Entwicklung neu beleben.
Lange war die Ausweitung der Palmölproduktion ein Dorn im Auge von Umweltschützern. Die Rodung unberührter Regenwälder, die Emissionen von Treibhausgasen und der Verlust an Biodiversität standen im Fokus der Kritik. Doch die aktuelle Forschung, veröffentlicht im renommierten Journal of the Association of Environmental and Resource Economists, wirft ein neues Licht auf das Thema. Sie offenbart, wie tiefgreifend die ökonomischen Implikationen sind, die von der Palmölindustrie ausgehen.
Unter der Leitung von Nicolas Koch am MCC wurde analysiert, wie neue Palmölmühlen, jede eine Investition von etwa 100 Millionen US-Dollar, nicht nur in der Palmölindustrie, sondern auch in anderen Wirtschaftssektoren für Wachstum sorgen. Die Studie vergleicht Industriebetriebe in Regionen mit und ohne solche Investitionen und zeigt: Wo investiert wird, steigen Umsatz und Produktivität deutlich.
Diese positiven ökonomischen Effekte sind vor allem auf Infrastrukturentwicklungen zurückzuführen, die nebenbei auch anderen Branchen zugutekommen. Ein Beispiel sind Straßenbauten, die die gesamte regionale Wirtschaft beleben. Gleichzeitig mildert die Migration innerhalb Indonesiens die potenziell negativen Effekte steigender Löhne auf die industrielle Entwicklung.
Doch das MCC warnt auch vor zu viel Optimismus. Die Studie legt nahe, dass ähnliche wirtschaftliche Impulse möglicherweise auch durch weniger umweltschädliche Maßnahmen hätten erzielt werden können. Zudem bleiben die langfristigen ökologischen und sozialen Kosten, die durch die Rodung der Regenwälder entstehen, eine schwere Hypothek.
„Die Regierung muss sich fragen, ob sie wirklich im nationalen Interesse gehandelt hat“, betont Forscher Koch. Eine umfassende Kosten-Nutzen-Analyse, die sowohl die sozialen als auch die ökologischen Schäden in Indonesien berücksichtigt, steht noch aus. Es bleibt abzuwarten, ob die industriellen Gewinne die gravierenden Umweltschäden aufwiegen können. Die Ergebnisse dieser Studie dürften somit nicht nur in Indonesien, sondern weltweit für Diskussionen sorgen.
Hinterlasse einen Kommentar