Wachsender Termindruck, Informationsflut und ständige Erreichbarkeit: Die Auswirkungen der Digitalisierung, aber auch der demografische Wandel bergen Herausforderungen für das Personal- und Gesundheitsmanagement, die insbesondere auch kleine und mittlere Unternehmen betreffen.
Personalleiter und Geschäftsführer sehen daher einen dringenden Bedarf an Qualifizierung im Umgang mit digitalen Technologien sowie an einer verstärkten gesundheitsfördernden Arbeitsgestaltung. Dies sind Ergebnisse einer Interviewstudie, die Wissenschaftler der Universität Heidelberg unter der Leitung des Arbeits- und Organisationspsychologen Prof. Dr. Karlheinz Sonntag vorgelegt haben.
Die Befragung ist Bestandteil des bundesweit angelegten Projekts „Maßnahmen und Empfehlungen für die gesunde Arbeit von morgen“ (MEgA).
„Die Veränderungen in der Arbeitswelt bringen Stressfaktoren mit sich, die eine gesunde Balance zwischen Arbeit und Freizeit gefährden können“, erläutert Prof. Sonntag. „Angesichts einer digitalen Omnipräsenz sind kleine und mittlere Unternehmen gefordert, innovative Konzepte und Maßnahmen zu erarbeiten, die die Qualifizierung und die Gesundheit ihrer Beschäftigten gewährleisten.“ Welche Herausforderungen Unternehmen auf dem Weg zu einem strategischen Personal- und Gesundheitsmanagement sehen, erfragten die Heidelberger Wissenschaftler in Experteninterviews mit 88 Geschäftsführern und Personalleitern aus 62 Betrieben deutschlandweit.
Beschäftigte im Umgang mit digitalen Technologien zu schulen und sie auf eine sich wandelnde Arbeitswelt fachlich vorzubereiten, sehen die Verantwortlichen als zentrale Aufgabe an. Damit sollen auch mögliche Vorbehalte bei der Implementierung neuer IT-Technologien abgebaut werden. „Viele Mitarbeiter reagieren noch mit Skepsis auf die Auswirkungen des digitalen Wandels, was von den Personalleitern und Geschäftsführern als Innovationshemmnis bewertet wird“, so Prof. Sonntag. Die Befragten unterstreichen auch die Notwendigkeit, neue Konzepte für eine flexible Arbeitsgestaltung zu entwickeln. Sie halten es zudem für sinnvoll, bereits bestehende Maßnahmen in ein umfassendes betriebliches Gesundheitsmanagement zu integrieren und dieses in die Unternehmensstrategie einzubinden.
Die Ergebnisse ihrer Befragung wollen die Wissenschaftler nun in einer weiterführenden quantitativen Studie überprüfen, um konkrete Gestaltungs- und Handlungsempfehlungen für Unternehmen formulieren zu können. „Auch die Anforderungen an die Führungskräfte wachsen erheblich“, so Prof. Sonntag. „Sie selbst müssen sich auf die Herausforderungen und Bedingungen neuer digitaler, flexibler Arbeitsformen einlassen und in ihrer Vorreiterrolle den Wandel aktiv gestalten.“
Das am Psychologischen Institut der Universität Heidelberg angesiedelte Projekt MEgA ist das wissenschaftliche Begleitvorhaben des vom Bundesministerium für Bildung und Forschung initiierten Förderschwerpunktes „Präventive Maßnahmen für die sichere und gesunde Arbeit von morgen“. Im Rahmen von MEgA werden bundesweit 30 Verbundprojekte mit Partnern aus Industrie und Wissenschaft begleitet, um Instrumente und Methoden für ein präventives Personal- und Gesundheitsmanagement zu entwickeln. Dabei geht es unter anderem um innovative Assistenzsysteme und neue Technologien, um die Analyse psychischer Belastungen am Arbeitsplatz und den Aspekt Gesundheit im Pflege- und Dienstleistungssektor. Ein Anliegen des Förderschwerpunktes ist es, Unterstützungsmöglichkeiten insbesondere für kleine und mittlere Unternehmen zu schaffen.
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