Fassungslosigkeit bei NGOs
Vertreter von Umweltorganisationen äußerten sich teils fassungslos und empört. Hintergrund ist, dass der von mehr als 100 Staaten geforderte Ausstieg aus Kohle, Öl und Gas nun gar nicht mehr im Text auftaucht – anders als in vorherigen Versionen.
Es ist schwer, bis morgen Mittag hier zu einem Ergebnis zu kommen“, erklärte Außenministerin Annalena Baerbock (Grüne) am Montag. Für die europäische Delegation sei das kein Problem: „Wir haben Zeit, und wir sind darauf eingestellt, auch noch ein bisschen länger zu bleiben“, erklärte Baerbock, die sich zuvor enttäuscht über den Beschlussentwurf gezeigt hatte.
„Der vorgelegte Entwurf wird dem Ernst der Lage nicht gerecht. Fossile Brennstoffe als Ursache der Klimakrise werden erstmals explizit erwähnt – aber die unzähligen Abschwächungen rundherum wiegen das leider deutlich auf“, sagt beispielsweise die österreichische Umweltministerin Leonore Gewessler (Grüne). Verbesserungen würden nun gefordert, „Ausreden haben wir schon genug gehört“.
Gespräch mit High Ambition Coalition
Gegen einen Beschluss zum Ausstieg aus den fossilen Energien hatten zuletzt etliche Länder Bedenken geäußert, darunter das ölreiche Saudi-Arabien, aber auch China, der Irak, Indien und Russland.
Am späteren Abend trafen sich alle Delegationschefs, um die verfahrene Lage zu besprechen. Hoekstra und die deutsche Klimastaatssekretärin Jennifer Morgan kamen zudem mit der High Ambition Coalition zusammen – einer Gruppe von Industriestaaten und besonders verwundbaren Ländern, die mit Ehrgeiz im Kampf gegen die Klimakrise vorangehen möchte.
Hoekstra schrieb auf der Plattform X, das 2015 in Paris vereinbarte 1,5-Grad-Ziel für die maximale Erderhitzung im Vergleich zur vorindustriellen Zeit müsse erhalten bleiben. „Das verlangt die Wissenschaft, und das verdienen unsere Kinder.“ Der Chefverhandler der vom steigenden Meeresspiegel bedrohten Marshall-Inseln, John Silk, sagte, man sei nicht nach Dubai gekommen, „um unser Todesurteil zu unterschreiben“. Dem Text fehlten unter anderem konkrete Instrumente, um überhaupt noch auf den 1,5-Grad-Pfad zu kommen und die nötige Energiewende gerade in vielen Regionen Afrikas, Asiens und Lateinamerikas anzuschieben – was diese Staaten in Dubai stark eingefordert hätten.
Von Anfang an hatte es viel Kritik daran gegeben, dass Konferenzpräsident Sultan Al Jaber gleichzeitig Chef des staatlichen Ölkonzerns Adnoc ist und dass gut 1.400 Lobbyisten für Kohle, Öl und Gas offiziell akkreditiert wurden. Al Jaber sagte, die Zeit der Diskussionen gehe nun zu Ende, deutete am Abend aber ebenfalls an, dass er noch Nachbesserungen am Text erwarte. „Wir müssen noch viele Lücken schließen“, sagte er. „Wir müssen ein Ergebnis liefern, das die Wissenschaft respektiert und das 1,5-Grad-Ziel in Reichweite hält.“ Er erwarte von den Delegierten in allen Punkten höchste Ambition – „auch in Bezug auf die Sprache zu fossilen Brennstoffen“.
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