Die Euphorie der Cannabis-Industrie ist angesichts der Legalisierungspläne der Ampelkoalition groß. Auf dem eigenen Angaben nach größten Branchentreff in Berlin rechneten Wirtschaftsvertreter mit erheblichen Umsatzsprüngen, machten aber auch deutlich, dass es verlässliche Konzepte in den Bereichen Jugendschutz, Gesundheitsschutz und Ökologische Nachhaltigkeit erfordere, um die Potenziale langfristig zu nutzen.

Jahresumsätze im zweistelligen Milliardenbereich

Letzten Dienstagkamen in Berlin Hunderte Vertreter der internationalen Cannabis-Industrie auf dem Branchentreff ICBC zusammen. Dabei machten viele von ihnen deutlich, dass sie im Zuge der geplanten Cannabis-Legalisierung in Deutschland mit markanten Umsatzsprüngen rechnen. So erklärte etwa Jürgen Neumeyer vom Branchenverband der Cannabiswirtschaft im Gespräch mit der Deutschen Presse-Agentur „Ja, es ist eine riesengroße Euphorie bei uns in der Branche […] Wir werden nicht die deutsche Automobilindustrie, aber es ist natürlich ein gefragtes Produkt“.

Auch andere Experten teilten diese Einschätzung und rechnen mit einem jährlichen Bedarf von 400 – 600 Millionen Tonnen Cannabis. Unter den Konferenzteilnehmern befanden sich unter anderem Saatguthersteller, Entwickler von Cannabis-Öl-Verdampfern, Anbieter von Software zur Etikettierung und Nachverfolgung von Pflanzen, Anwaltsfirmen und Hersteller von Medikamenten auf Cannabis-Basis.

Gesundheitsschutz und ökologische Nachhaltigkeit als große Herausforderungen

Ebenfalls vor Ort war der Bundesdrogenbeauftragte Burkhard Blienert (SPD), der um Geduld bei der Gesetzgebung bat und auf die Wichtigkeit eines schlüssigen und effektiven Gesundheits- und Jugendschutzes hinwies. Dies betonen auch die Gründer von PURIZE® Filters Adrian Klett und Roberto Hunger, die mit ihren nachhaltig produzierten Aktivkohlefiltern nicht nur für mehr ökologische Verantwortung, sondern auch für ein schadstoffreduziertes Konsumerlebnis stehen: „Die Öffnung des Marktes für Cannabis-Produzenten eröffnet große Potenziale, die aber auch ein erhöhtes Maß an Regulierung nach sich zieht.“

Auch Blienert betonte, dass es sich um ein komplexes Vorhaben handele, bei dem noch viel geklärt werden müsse. Zentrale Fragen betreffen etwa die Eignung von Anbauflächen, die Produktsicherheit, die Ausgestaltung von Fachgeschäften und den maximalen Wirkstoffgehalt. Man wolle kein Gesetz, das später wieder korrigiert werden muss oder an anderen Hürden scheitert. In diesem Zusammenhang rief Blienert die Branche zur Mithilfe auf, nicht nur bei den Themen Regulierung und Nachhaltigkeit, sondern auch beim Jugend- und Gesundheitsschutz: „Keiner kann außer Acht lassen, dass der Genuss von psychoaktiven Substanzen bei missbräuchlichem Konsum wie bei vielen anderen Stoffen gesundheitsschädlich ist.“ Dabei sprach er aber auch von einem „Riesenschritt in der Drogen- und Suchtpolitik in Deutschland.“

Seinen Angaben zufolge will die Ampelkoalition Ende dieses oder Anfang des nächsten Jahres einen Gesetzesentwurf vorlegen. Nach einer Vorlage im Parlament 2023 sei mit einem Inkrafttreten 2024 zu rechnen.