Wie geht es dem deutschen Wald? Das Jahr 2023 war das wärmste seit Beginn der Wetteraufzeichnungen 1881. Trotz vieler Niederschläge haben die heißen Sommer der letzten Jahre weiterhin Auswirkungen.
Bei vielen Bäumen sind Teile der Kronen abgestorben, und die geschwächten Bäume sind anfällig für Schädlinge wie Borkenkäfer, Pilze und Misteln. Klimawandel, hohe Stickstoffeinträge und umbaubedürftige Reinbestände verschlechtern den Zustand des Waldes, wie der aktuelle Waldzustandsbericht zeigt.
Der Bericht, der seit Mitte der 1980er Jahre regelmäßig von der Bundesregierung veröffentlicht wird, bewertet den Kronenzustand als wichtigen Indikator. Im Juli und August schätzen geschulte Inventurteams der Bundesländer die Kronenverlichtung in 16×16 Kilometer großen Arealen ein. Ab einer Abweichung von 25 Prozent wird von deutlicher Kronenverlichtung gesprochen. Die Ergebnisse der bundesweiten Waldzustandserhebung werden vom Thünen-Institut für Waldökosysteme in Eberswalde ermittelt.
Baumarten unterschiedlich betroffen
Der schlechte Zustand des Waldes betrifft alle Hauptbaumarten, mit Ausnahme der Kiefer, deren Zustand sich leicht verbessert hat. Bei der Kiefer sank der Anteil der deutlichen Kronenverlichtung von 28 auf 24 Prozent, während der Anteil ohne Verlichtung von 13 auf 23 Prozent stieg. Die mittlere Kronenverlichtung sank von 23,9 auf 22,3 Prozent. Dennoch haben Kiefern im vergangenen Jahr vermehrt Früchte gebildet.
Die Fichte weist weiterhin die höchsten Ausscheideraten auf, wobei der Anteil der deutlichen Kronenverlichtung von 40 auf 43 Prozent stieg. Bei Buche und Eiche stiegen die Anteile der deutlichen Kronenverlichtung ebenfalls.
Die Esche zeigt seit 2010 aufgrund des Eschentriebsterbens eine zunehmende Kronenverlichtung. Die Moorbirke hat sich nach hohen Verlichtungswerten in den Trockenjahren 2018 bis 2020 erholt, während die Sandbirke weiterhin hohe Verlichtungswerte aufweist.
Herausforderungen und notwendige Maßnahmen
Die Rekordtrocken- und Hitzejahre 2018 bis 2020 sowie 2022 haben den Klimawandel im deutschen Wald sichtbar gemacht. Einfache technische Lösungen wie in den 1980er Jahren sind nicht mehr ausreichend. Notwendig sind mehr Klimaschutz und die Reduktion von Stickstoffeinträgen aus Verkehr, Industrie und Landwirtschaft sowie die Umgestaltung der Wälder hin zu klimawandelangepassten Mischwäldern.
Positive Entwicklungen durch Niederschläge
Im Herbst und Winter 2023/24 hat es viel geregnet und geschneit, wodurch sich der Bodenwasserspeicher in Deutschland erstmals seit Jahren wieder vollständig aufgefüllt hat. Dies könnte sich positiv auf den Zustand der Bäume auswirken, vorausgesetzt, es kommt nicht zu erneuten Hitze- und Trockenperioden im Frühjahr und Sommer. Eine Fortsetzung des Waldumbaus ist daher dringend geboten.
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