Über Jahrmillionen waren die Landschaften Europas von Elefanten, Australiens von riesigen Wombats und Südamerikas von Bodenfaultieren bevölkert. Diese Megafauna spielte eine zentrale Rolle in den Ökosystemen, bevor viele Arten mit der globalen Ausbreitung des Menschen verschwanden. Die daraus resultierenden negativen Auswirkungen auf die Ökosysteme sind bis heute nicht vollständig erfasst.
Im Vergleich zu vergangenen Epochen sind große Pflanzenfresser in der heutigen Zeit rar, mit geringeren Populationszahlen und vielen Arten am Rande des Aussterbens.

Eine umfassende internationale Studie, geleitet von Wissenschaftler*innen der Universitäten Göttingen und Aarhus, unterstreicht die fortwährende ökologische Bedeutung dieser Tiere. Durch eine Meta-Analyse, die Daten aus 279 Studien über sechs Kontinente hinweg integriert, beleuchtet das Forschungsteam die vielfältigen positiven Effekte großer Pflanzenfresser auf die Umwelt – von der Bodenbeschaffenheit über die Pflanzen- und Tierwelt bis hin zur strukturellen Diversität der Landschaften. Die Ergebnisse, veröffentlicht in „Nature Ecology & Evolution“, argumentieren eindringlich für den Schutz und die Wiederherstellung der Populationen großer Pflanzenfresser, um die Resilienz der Ökosysteme gegenüber dem Klimawandel zu stärken.

Die Forschenden analysierten speziell Exclosure-Studien, bei denen Gebiete abgezäunt werden, um den Einfluss großer Tiere auf die Ökosysteme auszuschließen. Die Meta-Analyse zeigt, dass die Megafauna wichtige ökologische Funktionen ausübt: Sie trägt zur Nährstoffverteilung bei, fördert offene Vegetationsformen, reguliert die Populationsdichte kleinerer Tiere und beeinflusst die Artenvielfalt von Flora und Fauna. Besonders hervorzuheben ist, dass größere Pflanzenfresser-Arten die pflanzliche Diversität steigern können – ein wichtiger Faktor für die Biodiversität.

Die Studie betont, dass der Verlust großer Pflanzenfresser gleichbedeutend mit dem Verlust essenzieller Ökosystemfunktionen ist. Ihre Wiederansiedlung in Schutzgebieten könnte die Dynamik und Anpassungsfähigkeit dieser Ökosysteme an Störungen verbessern. Darüber hinaus können strukturell vielfältige Ökosysteme Rückzugsorte für Tiere bieten und die Koexistenz verschiedener Arten fördern, was die Ökosysteme insgesamt widerstandsfähiger macht.

Prof. Dr. Johannes Kamp von der Universität Göttingen hebt die Bedeutung des Schutzes der verbleibenden großen Pflanzenfresser hervor. Er verweist darauf, dass selbst angepasste Beweidungspraktiken mit Haustieren positive Effekte auf die biologische Vielfalt und Ökosystemfunktionen haben können, unterstreicht jedoch die unersetzliche Rolle wildlebender Megafauna für die Gesundheit unserer Planetenbiome.