FAIReconomics Newsletter KW 39 NACHRICHTEN
Gipfel zur Diesel-Nachrüstung ohne Ergebnis: Bundeskanzlerin Angela Merkel und die Chefs deutscher Autokonzerne haben gestern in Berlin über Maßnahmen gegen Diesel-Fahrverbote in Städten beraten. An dem Treffen im Kanzleramt nahm auch Verkehrsminister Andreas Scheuer (CSU) teil. Einen Durchbruch gab es allerdings nicht. Bisher haben die die Hersteller Hardware-Nachrüstungen abgelehnt, dies entsprach auch der Position des Verkehrsministers. Nun hat eine Langzeitstudie des ADAC nachgewiesen, dass nach den ersten 10.000 Testkilometern sich der Ausstoß von Stickoxiden deutlich verringern kann, wenn man die AddBlue Zufuhr erhöht. Selbst unter ungünstigen Bedingungen sinke mit der Technik, bei der Harnstoff eingespritzt werde der Ausstoß von Stickoxiden um 50 Prozent – im Idealfall sogar um bis zu 70 Prozent. Bei der Kanzlerin gibt es offenbar ein Umdenken, sie forderte den Verkehrsminister am vergangenen Donnerstag auf, eine gesetzliche Lösung zu entwickeln, die es umgerüsteten Fahrzeugen der Schadstoffklasse Euro 5 ermöglicht, in Fahrverbotszonen in Innenstädten zu fahren. Die Kanzlerin ist daran interessiert dafür nachträglich Stickoxid-Katalysatoren in die betroffenen Fahrzeuge einbauen zu lassen. Unterdessen fordert der Grünen-Fraktionschef Anton Hofreiter eine umfassende Nachrüstung von Dieselfahrzeugen auf Kosten der Autohersteller. „Wir brauchen ein echtes Nachrüstprogramm für dreckige Diesel“. Verkehrsminister Andreas Scheuer verkündete nach dem Treffen, dass man auch über eine mögliche Nachrüstung älterer Diesel mit Katalysatoren gesprochen habe. Oberste Priorität habe für ihn aber weiter die Erneuerung der Diesel-Flotte. „Bis Ende der Woche soll eine Konkretisierung der Maßnahmen und Pläne über die Gesamtthematik erfolgen.“ spiegel-online.de , morgenpost.de , faz.net (Scheuer Statement)
Mehrheit gegen Rodung: Der Hambacher Forst soll bleiben, zumindest wenn es nach dem Willen der Bevölkerung geht, und zumindest solange bis die Kohlekommission ihre Arbeit abgeschlossen hat. D as ist das Ergebnis einer aktuellen Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Emnid im Auftrag des Kampagnennetzwerks Avaaz. klimareporter.de
Um rund 70 Prozent könnte der globale Müllberg bis 2050 steigen, wenn es keine einschneidenden Maßnahmen gibt. Derzeit würden weltweit pro Jahr 2,01 Milliarden Tonnen Müll produziert. Dieser Wert werde durch Bevölkerungswachstum und zunehmende Urbanisierung auf 3,4 Milliarden Tonnen steigen.
worldbank.org
Waldverlust: Weltweit wurden zwischen 2001 und 2015 mehr als drei Millionen Quadratkilometer Wald gerodet – das entspricht einer Fläche, die mehr als achtmal so groß ist wie Deutschland. Ein Viertel davon ist unwiederbringlich verloren, da die Flächen dauerhaft für Plantagen, Minen oder Energie-Infrastruktur genutzt werden.
siencesciencemag.org
CO2 Recycling im Stahlwerk: Die CO2 Speicherung galt lange als klimafreundlich. Nun machen es neue Techniken möglich, das as zu recyceln und neue Rohstoffe daraus zu produzieren, somit kann das CO2 in den Wirtschaftskreislauf zurückgespeist werden. „Carbon Capture and Use“ – kurz CCU – nennt sich dieser Vorgang. deutschlandfunk.de
Städte gegen den Klimawandel: 9.000 Städte wollen im Klimaschutz mehr tun, als ihre nationalen Regierungen im Pariser Klimaschutzabkommen zugesagt haben. Diese Städte haben sich zum „Global Covenant of Mayors“ (Weltweiter Vertrag der Bürgermeister) zusammengeschlossen. In der Initiative geht um Gebäude, Verkehr, Müll, Industrie und Häfen oder wie man Altstädte von Verkehrsemissionen befreit. 27 Städte können inzwischen messbare Erfolge vorweisen. sueddeutsche.de. , globalclimateactionsummit.org , globalconventofmayors.org
Buchtipp der Woche: Weil wir Essen lieben – Vom achtsamen Umgang mit Lebensmitteln: Mit Rezepten für die Resteküche . Teller statt Tonne!
Unglaublich, aber wahr: 313 Kilogramm genießbare Lebensmittel werden pro Sekunde in Deutschland weggeworfen. Kaum ist das Mindesthaltbarkeitsdatum des Joghurts überschritten oder der Apfel nicht mehr ganz so frisch, landen sie im Müll. Höchste Zeit, dem Wegwerfwahnsinn ein Ende zu bereiten! Mit den Rezepten und Tipps in diesem Buch gelingt es ganz leicht, die alltägliche Lebensmittelverschwendung zu reduzieren. Und wenn du den Kampf gegen den achtlosen Umgang mit unserem Essen nicht alleine angehen möchtest, findest du bei zahlreichen Initiativen wie »Foodsharing« oder »Restlos glücklich« Mitstreiter und Inspiration. oekom.de
Schweiz: Bürger lehnen Fairfood Initiative ab. spiegel.de
Räumung des Hambacher Forstes ausgesetzt: Aufgrund des Todes eine jungen Journalisten, der aus 15 Meter Höhe abstürzte. faz.net
Quest gestartet: Methanbasierte Kraftstoffe für Energieversorgung. fair-economics.de
Wasserstoff: Die Wasserelektrolyse zur Erzeugung von Wasserstoff auf Basis von regenerativ erzeugtem Strom wird Kerntechnologie der Energiewende. sonnenseite.com
Solarstromrekord: Der Supersommer bringt Deutschland Rekorde bei der Solarstromproduktion. spiegel.de
Nachhaltigkeitsberichte: Transparenz in Menschenrechtsfragen schafft Vorteile bei der Finanzierung. süddeutsche.de
Energiewende: Ohne Wasserstoff könnte die Energiewende scheitern. welt.de
Wohngipfel: Wegen steigender Mieten sollen das Wohngeld gesteigert werden. Verbände zur Energieeffizienz waren nicht geladen. tagesschau.de , klimareporter.de
Hebebühnen abgezogen: Mindestens drei Vermieter von Arbeitsbühnen haben ihr Gerät aus dem Hambacher Forst abgezogen. taz.de
Weltraumschrott: Entsorgung von Satelliten im Weltraum ein Zukunftsmarkt? faz.net
Moorbrand in Meppen: Moorbrände sind schwer zu löschen. zdf.de
Flixtrain: Streit mit der Deutschen Bahn wegen Trassenpreisen. wiwo.de
WÖRTLICH GENOMMEN
„Jeder muss sich fragen, ob er Teil des Problems oder Teil der Lösung sein will. Wer sich im Internet Ware bestellt und sie möglichst kleinteilig und schnell haben will, um sie dann fünfmal wieder zurückzuschicken, ist ein Problemtreiber. Die KEP-Dienste, also Kurier-, Express- und Paketdienste, wachsen jährlich um 10 bis 15 Prozent. Das sind genau die Fahrzeuge, die die Verkehrssituation in den Städten massiv verschärfen. Dieses Problem lässt sich mit elektrischen Antrieben nicht lösen.“
Professor Andreas Knie, Mobilitätsforscher am InnoZ in Berlin, man hätte eben erst etwa die Hälfte des möglichen Volumens erreicht. Amazon und Co. wollten den gesamten Einzelhandel auflösen und alle Waren auf digitalen Plattformen vermarkten. Das biete auch viele Chancen. Unglücklicherweise könne die Zulieferung nicht komplett digitalisiert werden, sondern die Waren müssten noch von A nach B geschoben werden. Wenn man hier nicht kurzfristig neue Lösungen finde und vor allem ordnungspolitisch einschreite, werde der Verkehr in wenigen Jahren komplett stillstehen. bizz-energy.com
„Aus weiteren Studien wissen wir, dass eine kosmopolitische Einstellung bei Frauen stärker ausgeprägt ist als bei Männern. In der wissenschaftlichen Literatur erklärt man dies mit der sogenannten Kontakthypothese: Je mehr Frauen in Führung arbeiten, desto offener ist man gegenüber Frauen in Führung. Je mehr Kontakte man mit Menschen hat, die anders sind als man selbst, desto mehr Vorurteile baut man ab. Frauen nehmen stärker am öffentlichen Leben teil als Männer – durch die Kinder, durch die Pflege von Älteren, durch das Einkaufen. Sie machen also öfter die eigene Erfahrung, wie andere Menschen so ticken, und können von daher eher Vorurteile abbauen. Dazu kommt, dass Frauen mittlerweile besser gebildet sind als Männer.“
Jutta Allmendinger, Präsidentin des Wissenschaftszentrums Berlin für Sozialforschung (WZB), meint es gebe viele neue gesellschaftliche Herausforderungen, Die erste ganz große Herausforderung sei: Wie gehe man mit dem Klimawandel um? Die Antworten darauf bildeten eine Achse, entlang derer sich die Gesellschaft ausdifferenziere. Eine zweite Herausforderung: Wie stehe man zu einer globalen Welt? Und dann: Fühlte ich mich mitgenommen bei den Problemen, die ich selbst habe? Hier stießen wir auf die alten sozioökonomischen Unterschiede, auch auf Altersunterschiede. Diese Achsen trügen dazu bei, dass sich die Parteienlandschaft ändere. Die ehemaligen Volksparteien verlören, neue Parteien und Bewegungen entstünden. zeit.de
MEHR WISSEN
Afrika Wachstum: Rund 1,3 Milliarden Menschen leben auf dem afrikanischen Kontinent. In 32 Jahren werden es doppelt so viele sein. Doch wenn das Wirtschaftswachstum nicht mithalten kann, wird die Armut steigen. In einer Studie der Bill und Melinda Gates Stiftung gehen die Autoren davon aus, dass im Jahre 2050 rund 40 Prozent der extrem armen Bevölkerung der Welt in nur zwei Ländern leben: in Nigeria und der Demokratischen Republik Kongo. In Nigeria leben derzeit rund 190 Millionen Menschen. Jede Frau bringt dort durchschnittlich fünf Kinder zur Welt. Die zunehmende Armut verschärft die Sicherheitslage, verursacht Unruhen, und auch die Kriminalität steigt. Der Gesundheitsminister wirbt zwar für moderne Verhütungsmittel. Aber nur zehn Prozent der Frauen benutzen sie. Vor allem ärmere Frauen und Familien hätten oft gar keinen Zugang zu Kondomen und anderen Mitteln. dw.com
Vermögensvernichtung: Zu einer neuen Finanzkrise ungeahnten Ausmasses könnten die massiven Investments in fossile Brennstoffe führen. Eine Simulation von Finanz- und Politikwissenschaftler aus den USA zeigt, dass bis 2035 allein der technische Fortschritt einen Großteil der fossilen Vermögenswerte wertlos machen könnte. Nimmt man dann noch den Klimaschutz mit verschärften Gesetzen und Regulierungen mit in die Berechnungen, könnte eine Blase von einer bis vier Billionen US-Dollar platzen. enorm-magazin.de , nature.com
Grüne Dachflächen in Städten: Begrünte Dachflächen könnten das Verschwinden von Biotopen in Städten teilweise wett machen. Pflanzen filtern viel Feinstaub, Stickstoffoxide und andere Schadstoffe aus der Luft, zudem spendet das Blattwerk auch Schatten und erzeugt Verdunstungskälte. So werden hochsommerliche Hitzewellen erträglicher. Normalerweise findet man städtisches Grün in Parks, Gärten und Alleen. Es kann aber auch auf Dächern gedeihen. Solch hochgelegene Grünanlagen haben den Vorteil, dass sie auch in verdichteten Stadtvierteln Platz finden. Sie verbessern dort nicht nur das Stadtklima, sie fördern auch biologische Vielfalt. journals.plos.org
Aralsee in Kasachstan: Trockengefallen. deutschlandfunk.de
Europäische Klimaziele: Lobbyisten wollen das verhindern. klimareporter.de
Porsche: Ausstieg beim Diesel. handelsblatt.com
Malediven: Kein Paradies für Einheimische. dw.com
KALENDER
25. bis 28. September 2018, Hamburg, Global Wind Summit. globalwindsummit.com
25. September 2018, Berlin, Vorstellung des „Papieratlas 2018“ – Wer sind die recyclingpapierfreundlichsten Städte, Landkreise und Hochschulen Deutschlands? papieratlas.de
27. September 2018, Berlin Friedrich-Ebert-Stiftung, Hiroshimastraße 28, Ein Europa der Erneuerbaren Energien, eurosolar.de
DAS LETZTE:
Teure Lieferdienste: Vor allem für Lebensmittelhändler ist der Online-Handel ein teures Vergnügen, wenn es um die Lieferung geht. Kein großer Lebensmittelhändler verdient in Deutschland Geld.Das Hauptproblem: Die Kosten für die Lieferung von Obst, Gemüse oder Fleisch bis zur Haustür sind hoch, die Bereitschaft der deutschen Verbraucher, dafür einen Aufschlag auf den normalen Ladenpreis zu zahlen, ist jedoch denkbar gering. Nun experimentieren die Händler mit Abholstationen. heise.de
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