Baumwolle spielt in der Textilindustrie seit jeher eine zentrale Rolle. Vor allem in Zeiten eines wachsenden Nachhaltigkeitsbewusstseins nimmt insbesondere die Bedeutung von Biobaumwolle zu.

Heute bestehen nahezu 50 Prozent aller Textilien aus Baumwolle und in der verarbeitenden Industrie arbeiten über 250 Millionen Menschen damit. Trotz seiner weiten Verbreitung, seiner Flexibilität und seiner vorteilhaften Eigenschaften beschäftigen sich nur wenige Menschen eingehender mit Biobaumwolle. Als Gründer des nachhaltigen Modelabels OFF GRID kennt sich Alessandro Esposito bestens mit dem Thema aus.

Was ist Bio-Baumwolle eigentlich – Alessandro Esposito von OFF GRID erklärt

Gegenüber konventioneller Baumwolle zeichnet sich die Bio-Variante dadurch aus, dass bei ihrem Anbau weder Pestizide, Monokulturen noch Gentechnik eingesetzt werden. Dadurch ist sie sowohl für die Umwelt als auch für den Menschen deutlich schonender. Sehen wir uns die wichtigsten Aspekte einmal etwas genauer an.

Verzicht auf Genmanipulation:

Viele Baumwollbauern greifen zu Techniken der Genmanipulation, um ihrer Pflanzen widerstandsfähiger gegenüber Schädlingen und Umwelteinflüssen zu machen. Laut TransGen-Datenbank sind mehr als zwei Drittel aller weltweit angebauten Baumwollpflanzen genetisch manipuliert.

Diese Eingriffe bringen Risiken mit sich. Zunächst einmal geht die genetische Vielfalt verloren, was die typischen Gefahren von Monokulturen wie eine erhöhte Anfälligkeit für bestimmte Krankheitserreger mit sich bringt. Außerdem machen sich die Bauern damit von den Pestizid- und Samenherstellern abhängig. Bio-Baumwolle auf der anderen Seite bringt selbst Samen hervor, die neue Erträge sicherstellen. Gleichzeitig ist die Krankheitsanfälligkeit aufgrund der höheren genetischen Vielfalt deutlich reduziert.

Wassereinsparung:

Beim Anbau von Baumwolle werden große Mengen Wasser verbraucht. Einer Studie der BCI zufolge werden für die Produktion eines einzigen Baumwoll-Bettlakens bis zu 10.000 Liter Wasser verbraucht. Dabei entfallen rund 80 Prozent auf den Anbau der Pflanzen. Der Anbau von Bio-Baumwolle auf der anderen Seite eröffnet große Potenziale bei der Einsparung von Wasser. In niederschlagsreichen Regionen etwa fängt man das Wasser auf, um damit die Felder zu bewässern. Doch auch mithilfe von Tröpfchenbewässerungsanlagen kann der Verbrauch deutlich reduziert werden.

Weiterhin werden auf den Böden des Bio-Anbaus wechselnde Pflanzen und weniger Monokulturen angebaut. Dadurch enthält der Boden mehr organische Substanzen und kann mehr Wasser aufnehmen. Das reduziert den Wasserverbrauch im Vergleich mit herkömmlichen Anbaugebieten um bis zu 90 Prozent.

Keine chemischen Dünger:

Auf Bio-Plantagen setzt man zum Schutz der Pflanzen und zur Wachstumsförderung keine chemischen Mittel ein. Stattdessen nutzt man natürliche Düngemethoden, die die Pflanzen auf der einen Seite besser schützen, auf der anderen aber auch besser für den Boden, die Artenvielfalt und die Feldarbeiter sind. Auch die Konsumenten profitieren, da die Produkte keine Giftstoffe enthalten. Wo bereits bei herkömmlicher Baumwolle ein nur sehr geringes Allergiepotenzial gegeben ist, ist es bei Bio-Baumwolle noch einmal deutlich reduziert.

Kein Einsatz von Monokulturen:

Viele Landwirte wollen die Erträge ihrer Böden so weit wie möglich optimieren. Deshalb werden die Felder direkt nach der Ernte oft sofort wieder bepflanzt. Das führt dazu, dass sich die Böden nicht gut erholen können und dass Monokulturen entstehen. Diese sind anfälliger für Schädlinge, Krankheiten und Unkraut und brauchen darüber hinaus noch mehr Düngemittel.

Große Potenziale für den Anbau von Bio-Baumwolle

Durch die Produktion von Bio-Baumwolle lassen sich viele wirtschaftliche, ökologische und gesellschaftliche Probleme deutlich verbessern.

Man muss nur einen Blick auf die weltweit größten Produzenten konventioneller Baumwolle werfen – Indien, Brasilien, China, USA und Afrika. Vor allem in den Entwicklungsländern bringt Baumwolle oft die größten Deviseneinnahmen mit sich. Darüber hinaus sind über 60 Prozent der Baumwollhersteller Kleinbauern, die bei der Produktion ausgebeutet werden.

Das führt zu Kinderarbeit und einem deutlich verstärkten Einsatz von Düngemitteln und Pestiziden, die der Umwelt vor Ort erheblichen Schaden zufügen. Anders bei der Herstellung von Bio-Baumwolle. Hier ist sichergestellt, dass die Bauern faire Löhne erhalten und dass sie nicht in Berührung mit schädlichen Chemikalien kommen. So soll ihre Existenzgrundlage dauerhaft gesichert werden.

Aktuell liegt der Anteil produzierter Bio-Baumwolle weltweit bei 19 Prozent. Die vielen weltweiten Initiativen haben dazu geführt, dass diese Tendenz steigend ist. Eine zentrale Rolle spielt dabei das Konsumverhalten jedes Einzelnen. Wenn man sich bewusst für Produkte aus nachhaltiger Baumwolle entscheidet, erhöht das die Nachfrage und damit auch den langfristigen Produktionsanteil.

Bio-Baumwolle erkennen

Es ist relativ einfach möglich, Bio-Baumwolle als solche zu erkennen. Hierfür muss man nur auf die entsprechenden Siegel achten. Dabei ist vor allem das GOTS-Siegel von Bedeutung, das Textilien aus Naturfasern verliehen wird. Noch strenger sind die Vorgaben des deutschen IVN-Siegels (Internationaler Verband der Naturtextilwirtschaft e. V.).

Durch beide Siegel ist sichergestellt, dass die Produktion ökologisch und fair erfolgt – von der Gewinnung der Fasern aus der Natur bis zur Lieferung der Produkte an den Konsumenten. Sind die Produkte mit der Abkürzung kbA (kontrolliert biologischer Anbau) gekennzeichnet, kann man davon ausgehen, dass es sich um Bio-Baumwolle handelt.

Darüber hinaus gibt es noch Siegel, die ihren Fokus besonders stark auf die Arbeitsbedingungen bei der Produktion richten. Hierzu gehören die Siegel der „Fair Wear Foundation“ und von „Fairtrade“ („Fairtrade Cotton“, „Fairtrade Textile“).

So wird Bio-Baumwolle richtig gepflegt

Um lange seine Freude an seiner Baumwollkleidung zu haben und ihre Langlebigkeit zu erhöhen, sollte man bei der Pflege einige Dinge beachten. Zunächst ist hier die Waschtemperatur zu beachten. Bei Oberbekleidung und Hosen sollte sie 30, bei Unterwäsche, Socken und Bettwäsche 60 – 90 °C betragen. Spezielle Waschmittel sind nicht erforderlich, es sollte aber darauf geachtet werden, dass sie frei von Plastik sind. Auch empfiehlt es sich, weiße und dunkle Wäsche zu trennen, um eine lange Farbechtheit sicherzustellen.

Sollten sich Flecken auf der Oberfläche befinden, kann man diese mit Gallseife und Panamarinden-Extrakt behandeln. Es genügt, den Fleck einzureiben und das Textilstück anschließend zu waschen.

Nach der Wäsche sollten die Kleidungsstücke luftgetrocknet werden. Auf einen elektrischen Trockner sollte nach Möglichkeit verzichtet werden. Um unschöne Falten zu vermeiden, sollte die Wäsche unmittelbar nach dem Waschen auf einen Bügel gehängt werden. Grundsätzlich ist bei den meisten Textilien kein Bügeln erforderlich. Sollte es doch notwendig sein, hält Baumwolle Temperaturen von bis zu 200 °C aus.

Über OFF GRID

OFF GRID ist eine italienische Bekleidungsmarke, die sich der Entwicklung eines nachhaltigen Mode- und Lifestyles mit zeitlosen und minimalistischen Designs verschrieben hat. Mit dem Label hat Unternehmensgründer Alessandro (Esposito) ein kraftvolles Statement für Urban Explorers abgegeben, die den langen Weg der Freiheit gehen, Grenzen überwinden und dabei im Einklang mit der Natur leben wollen.