Ernährungssicherheit ist ein Begriff, der ein Konzept gegen den Hunger beschreibt. Bundesentwicklungsministerin Svenja Schulze hat nun angekündigt, ein Bündnis für globale Ernährungssicherheit schaffen zu wollen, das agil und koordiniert auf die Hunger­krise reagieren kann, die Russlands Angriffskrieg auf die Ukraine ausgelöst hat. 

Einen ent­spre­chen­den Vorschlag will die Ministerin diese Woche bei der Weltbank-Tagung in Washington unterbreiten. Deutschland hat dieses Jahr als G7-Vorsitz eine besondere Verantwortung, global koordinierte Lösungen zu entwickeln. Schulze reist heute nach Washington und wird dort bis Freitag unterschiedliche Termine wahrnehmen.

Bundesentwicklungsministerin Schulze: „Russlands Angriffskrieg hat dramatische Folgen weit über die Ukraine hinaus: Es droht die schwerste globale Er­nährungs­krise der vergangenen Jahrzehnte und sie wird vor allem die Ärmsten in Afrika, im Nahen Osten und in Asien treffen. Putin nutzt auch Hunger als Waffe. Dem müssen wir entgegentreten mit einer Politik für globale Ernährungs­sicherheit. Ernährungssicherheit ist nicht nur ein Menschenrecht, sondern auch ein wesentlicher Bestandteil vorausschauender Sicherheitspolitik. Ich werde mich in Washington dafür einsetzen, dass wir uns im Einsatz gegen die Ernährungskrise stärker koor­di­nieren – im Kreis der Geber, aber auch mit internationalen Organisationen und allen anderen, die sich engagieren wollen.“

Der Angriffskrieg des russischen Präsidenten Putin auf die Ukraine hat eine ohnehin ange­spannte Lage auf den globalen Agrarmärkten dramatisch verschärft. Besonders in den Ent­wick­lungs­ländern drohen Hungersnöte und Destabi­lisierung. Getreide­lieferungen aus Russland und der Ukraine fallen aus und Lebens­mittel­preise steigen, weil die Landwirte in der Ukraine ihre Felder weder ernten noch bestellen können. Weiter verschärft wird die Lage durch Export­beschränkungen, etwa durch Russland.

Schulze: „Unser Ziel muss sein, Millionen Menschen vor dem Hungertod zu bewahren. Es gibt eine große Hilfsbereitschaft bei den Gebern. Für Entwicklungsländer ist es aber wichtig, dass die Geber und Organisationen koordiniert, schnell und vorausschauend handeln. Im Kampf gegen die Corona-Pandemie ist es uns gelungen, eine agile multilaterale Plattform zu schaffen, die die größte globale Impfkampagne der Geschichte auf die Beine gestellt hat. Das, was wir da gelernt haben, sollten wir als Weltgemeinschaft übertragen auf den Einsatz gegen die Er­näh­rungs­krise.“

Schulze hatte den Vorschlag eines Bündnisses für globale Ernährungssicherheit schon im Vorfeld der Welt­bank­tagung im Rahmen der G7 eingespeist. In Washington wird es am Donnerstag eine eigene Veranstaltung geben, um den Vorschlag mit noch mehr Regierungen zu diskutieren. Details sollen bei Zustimmung anschließend ausgearbeitet werden. Klar ist aber, dass das Bündnis offen sein soll für alle, die sich engagieren wollen: Regierungen, internationale Organisationen, aber auch Stiftungen und der Privatsektor.

Deutschland wird sich auch mit Finanzmitteln stark einbringen: Bundeskanzler Olaf Scholz hat bereits angekündigt, dass die Bundesregierung 430 Millionen Euro zusätzlich bereitstellen wird für die Ernährungssicherheit in Folge des Ukraine-Kriegs.

Weitere zentrale Themen in Washington sind die multilaterale Abstimmung zur Unterstützung der Ukraine sowie der Kampf gegen die Klimakrise. Entwicklungsministerin Schulze wird neben ihrer Teilnahme an der Frühjahrstagung bilaterale Gespräche mit einer Reihe von strategischen Partnern führen. Die Weltbank ist ein zentraler Partner der Bundesregierung in der globalen Entwicklungs­finanzierung. Deutschland ist viertgrößter Anteilseigner der Weltbank­gruppe.