In jüngster Zeit zeichnet sich ein verstärkter Zustrom von Salzwasser in den südwestlichen Teil der Ostsee ab. Die autonome Messstation des Leibniz-Instituts für Ostseeforschung Warnemünde (IOW), strategisch an der Darsser Schwelle positioniert, registriert seit dem 20. Dezember 2023 einen markanten Zustrom salzhaltigen Wassers in allen Tiefenbereichen. Dieses seltene Phänomen könnte während der Weihnachtszeit Ausmaße erreichen, die mit dem bedeutenden Salzwassereinstrom von 2014 vergleichbar sind. Solche Ereignisse sind entscheidend, da sie sauerstoffreiches Wasser in die sauerstoffarmen Tiefen der Ostsee leiten und dadurch die Entstehung von giftigem Schwefelwasserstoff verhindern.
Fast auf den Tag genau neun Jahre nach dem signifikanten Einstrom im Dezember 2014, erlebt der östliche Teil der Ostsee erneut einen starken Zustrom von Salzwasser über die Darsser Schwelle. Dr. Volker Mohrholz, ein Ozeanograph am IOW, merkt an, dass seit dem 20. Dezember 2023 ein umfangreicher Salzwassereinbruch stattfindet, erkennbar an der Überflutung der gesamten Wassersäule über der Schwelle mit salzreichem Wasser. Ein solches Ereignis wird vermutet, wenn über fünf Tage erhöhte Salzgehalte gemessen werden. Die kommenden Tage werden zeigen, ob dieser Zustrom als ein bedeutender „Major Baltic Inflow“ (MBI) eingestuft wird, vergleichbar mit dem drittgrößten seit dem Beginn der ozeanographischen Aufzeichnungen 1912.
Mögliche Ursachen und Auswirkungen:
Die Ursache dieses Phänomens liegt wahrscheinlich in den Windverhältnissen der letzten Wochen. Anhaltende südöstliche Winde im frühen Dezember führten zu einem Absenken des Meeresspiegels der Ostsee und zum Abfluss von Wasser in Richtung Nordsee. Der anschließende Wechsel zu starken Westwinden, angefacht durch das Sturmtief Zoltan, kehrte diese Strömung um und bewirkte einen kräftigen Zustrom von Salzwasser in die Ostsee.
Diese Salzwassereinströme sind essenziell, um die Ostsee mit sauerstoffreichem Wasser aus der Nordsee zu versorgen. Sie belüften die tieferen, sauerstoffarmen Bereiche wie das Gotlandbecken und verhindern so die Bildung von giftigem Schwefelwasserstoff. Langzeitmessungen des IOW zeigen jedoch, dass diese positive Wirkung oft nur von kurzer Dauer ist.
Prof. Dr. Oliver Zielinski, Direktor des IOW, unterstreicht die Wichtigkeit der autonomen Messstationen, die im Auftrag des Bundesamtes für Seeschifffahrt und Hydrographie (BSH) in der südwestlichen Ostsee installiert sind. Diese Stationen liefern unverzichtbare Echtzeitdaten, die es ermöglichen, sowohl kurzfristige Ereignisse als auch langfristige Veränderungen in den Wassermassen präzise zu dokumentieren. Diese Daten bilden eine wesentliche Grundlage für wissenschaftliche Untersuchungen zum Zustand der Ostsee, die das IOW in Kooperation mit nationalen und internationalen Forschungseinrichtungen durchführt.
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