Für eine klimafreundliche Mobilität in ländlichen Regionen haben neben dem öffentlichen Verkehr auch batterieelektrische Fahrzeuge als die effizienteste Antriebsform viel Potential.

In diesem Zusammenhang hat der Institutsteil Wirtschaftsinformatik des Fraunhofer FIT untersucht, wieviel CO2 sich durch ein verändertes Ladeverhalten auf dem Land einsparen lässt. Die Studie im Auftrag des NABU kommt zu dem Schluss: Laden am Arbeitsplatz (Charge@work) ist die effizienteste Ladeform. Schon allein durch eine Verschiebung des Ladezeitpunktes auf die Mittagszeit, während des Arbeitens, lassen sich die CO2-Emissionen des Ladevorgangs halbieren. Für ein Jahr mit durchschnittlichen Witterungsverhältnissen ergibt sich daraus ein Einsparpotential von ca. 3 Millionen Tonnen CO2 pro Jahr.

Leif Miller, NABU-Bundesgeschäftsführer: „Die notwendige Ladeinfrastruktur für E-Mobilität muss gerade auf dem Land von Anfang an am richtigen Ort so geplant werden, dass sie möglichst wenig Ressourcen und Fläche verbraucht. Auf dem Land wird das Auto wichtig bleiben. Die Ergebnisse der Studie kommen daher gerade rechtzeitig, um die gezielte Förderung vom Arbeitsplatzladen in den Masterplan Ladeinfrastruktur 2 aufzunehmen.“

Die Studie zeigt, wie der Anteil an erneuerbaren Energien im Strommix beim Laden maximiert werden kann und welchen Einfluss es hat, wenn beim Laden Strom direkt aus einer Photovoltaikanlage abgenommen wird. Das massive CO2-Einsparpotential ergibt sich vor allem daraus, dass beim Laden am Arbeitsplatz die Potentiale von einem hohen Anteil von Grünstrom im Netz genutzt werden. Dies geschieht vor allem bei Charge@Work zur Mittagszeit. Das ist für die Mehrheit der Bevölkerung tagsüber am Arbeitsplatz. Dabei spricht sich die Studie nicht gegen Photovoltaikanlagen auf dem eigenen Hausdach aus.

Das Laden am Arbeitsplatz bietet der Untersuchung zufolge zahlreiche weitere Vorteile für eine ressourceneffiziente Nutzung von E-Mobilität. So können zum Beispiel mehrere Fahrzeuge an einem Ort gleichzeitig Strom direkt abnehmen. Die Studie untersucht zudem die Potentiale von E-Mobilität für die Netzstabilität. E-Autos können selbst das Stromnetz stabilisieren, wenn sie zu bidirektionalem Laden fähig sind, also die gespeicherte Energie in ihrer Batterie auch wieder abgeben können.

„Allein über das Laden am Arbeitsplatz im Vergleich zum Laden zuhause lassen sich bisher ungeahnte CO2-Einsparpotentiale von Elektromobilität heben. Alle Arbeitgeber sind daher in der Pflicht, ihren Mitarbeitern die Möglichkeit zum Laden anzubieten, am besten in Verbindung mit einer PV-Anlage. Über die Rahmenbedingungen werden derzeit verhandelt: Wenn die Verkehrsemissionen nicht weiter stagnieren sollen, muss das Klimaschutzsofortprogramm der Bundesregierung die Dienstwagenregelung so anpassen, dass sie nur noch rein batterieelektrische Fahrzeuge fördert.“ Nikolas von Wysiecki, Verkehrsreferent beim NABU.

Politische Empfehlung

Aus Sicht der Studie sollten folgende Punkte umgesetzt werden, um die Treibhausgas-Einsparpotentiale von Elektromobilität auf dem Land zu realisieren:

  • Um den Anteil von erneuerbaren Energien am Ladevorgang zu maximieren, muss Charge@Work gezielt in der Ausbauplanung von Ladeinfrastruktur berücksichtigt und durch entsprechende Abschreibungsmodelle und/oder staatliche Förderprogrammeunterstützt werden, zum Beispiel im Masterplan Ladeinfrastruktur II.
  • Ebenfalls sollte Charge@Work im Bereich der öffentlichen Verwaltung beziehungsweise öffentlicher Gebäude flächendeckend ausgerollt werden.
  • Steuerrechtliche Hürden und Unsicherheiten bei der Abrechnung des Ladestroms (geldwerter Vorteil) müssen abgebaut werden, um das Laden am Arbeitsplatz und damit den Umstieg auf Elektrofahrzeuge attraktiv zu gestalten (Informationen für Arbeitgeber, Steuerliche Abrechnung, Dienstwagenregelung).
  • Es bedarf klarer rechtlicher Rahmenbedingungen für bidirektionales Laden, also die Nutzung der Fähigkeit, Strom sowohl aus dem Netz zu entnehmen, aber auch wieder einzuspeisen. Dies könnte beispielsweise durch Produktstandards für E-Fahrzeuge und Stecker umgesetzt

Die Studie zur Elektromobilität wurde im Rahmen des Projektes „Innovation und Vorsorge“ des Umweltbundesamts erarbeitet.