zur englischen Ausgabe

Die geschäftsführende Bundeskanzlerin Angela Merkel in Glasgow. (Foto: COP 26 (CC BY-NC-ND 2.0) by flickr.com

Kritik und Lob zum Abschluss der Weltklimakonferenz: Vorgestern Abend fiel im schottische Glasgow derHammer. Alle 197 teilnehmenden Staaten haben sich auf weitreichende Beschlüsse für mehr Klimaschutz und mehr Solidarität mit den heute schon am schwersten vom Klimawandel betroffenen Ländern geeinigt. Vor allem um den Kohleausstieg wurde im Abschlusspapier heftig gerungen. Erstmals in der Geschichte der Weltklimagipfel gab es dafür einen Konsens unter den rund 200 Staaten. Der am Samstagabend nach leidenschaftlichen Diskussionen gebilligte „Klimapakt von Glasgow“ enthält zudem die Forderung, „ineffiziente“ Subventionen für Öl, Gas und Kohle zu streichen. Die Formulierung wurde allerdings in letzter Minute auf Druck Chinas und Indiens abgeschwächt. Die deutsche geschäftsführende Umweltministerin Svenja Schulze (SPD) lobte den Deal dennoch. „Das fossile Zeitalter geht zu Ende, die Energiewende wird weltweit zum Leitbild“, sagte sie. Zudem erkennt die Staatengemeinschaft die wissenschaftlichen Erkenntnisse an, dass die Welt in diesem Jahrzehnt deutlich mehr tun müsse, um die Erderwärmung auf 1,5 Grad zu begrenzen. Die Staaten wurden aufgefordert, schon im nächsten Jahr ihre bestehenden Klimaziele für die 20er Jahre zu verbessern. Künftig soll zudem nicht nur alle fünf Jahre, sondern jährlich weltweit überprüft werden, wie groß die Lücke zur Erreichung des 1,5 Grad-Ziels noch ist. Die weltweiten Reaktionen auf die Ergebnisse des Weltklimagipfels sind eher gemischt. Klimaaktivistin Greta Thunberg witterte: „Der COP26 ist vorbei. Hier eine kurze Zusammenfassung: Bla, Bla, Bla.“Thunberg betonte, die eigentliche Arbeit gehe außerhalb der Konferenzhallen weiter: „Wir werden niemals aufgeben, niemals.“  handelsblatt.com , taz.de spektrum.de tagesspiegel.de

Koalitionsverhandlungen – Es hakt beim Klimaschutz: Bei den Ampel-Verhandlungen zwischen Grünen, SPD und FDP ist es zu einem Eklat gekommen. In der Arbeitsgruppe Klima verließen die Grünen-Verhandler Anfang der Woche aus Protest die Gespräche. Unter anderem verließ Grünen-Mann Jürgen Trittin wutentbrannt den Raum. Mit ihrem Abgang wollten die Grünen den Druck erhöhen, trotzdem gab es aber in dem AG-Papier, das am Mittwoch abgegeben wurde, keine Einigung in zentralen Punkten.Besonders zwei Knackpunkte sorgen für Streit: Die Grünen bestehen bislang vergeblich darauf, dass im Koalitionsvertrag festgeschrieben wird, dass der Anteil der erneuerbaren Energien bis 2030 80 Prozent betragen müsse. Außerdem wollen die Grünen den Bau von Windkraftanlagen zum öffentlichen Interesse erklären. Damit würde der Artenschutz ausgehebelt, mit dem Naturschützer vor Gericht das Aufstellen der Windräder oft ausbremsen. Für die Grünen ist es zentral, dass der Vorrang der Klimawende vereinbart werde. Bislang gibt es aber keine Zustimmung der Koalitionspartner. Ein Verhandler der Grünen sagte: „Die FDP blockiert alles und Olaf Scholz bekennt sich zu nichts.“  bild.de

8,4 Millionen Tonne an Plastikmüll

Das ist das zusätzliche Aufkommen, dass durch die Coronapandemie zusätzlich entstanden ist. Ein Grund ist der erhöhte Bedarf an Einwegplastik in der Krankenpflege. Der Großteil der Plastikabfälle ist in Kliniken entstanden, insbesondere in asiatischen Ländern,  fand ein Wissenschaftsteam heraus.  spiegel.de

WWF Studie: Pandemie als Chance für den Klimaschutz verpasst: Die noch aktuelle Bundesregierung hat die Chance verpasst, mit den Konjunkturpaketen systematisch Investitionen in den Klimaschutz und den zukunftsfähigen Umbau der Wirtschaft anzustoßen. Dies zeigt die Studie „Grüner Neustart nach der Pandemie?“ von DIW Econ im Auftrag des WWF Deutschland. Die Analyse betrachtet zentrale Elemente der deutschen Corona-Hilfspakete und deren Klimawirkung, darunter das Konjunktur- und Zukunftsprogramm (KZP), der Wirtschaftsstabilisierungsfonds (WSF) und die KfW-Sonderprogramme. Der WWF fordert SPD, Grüne und FDP auf, diese Leerstelle mit einem systematischen Unterbau für die Vergabe von öffentlichen Mitteln frühzeitig zu schließen. Der Schutz von Klima und Ökosystemen muss als gesellschaftliches Ziel bei der Vergabeentscheidung mitgedacht und verankert werden.  wwf.de

Fünf Staaten gegen grüne Klassifizierung von Kernkraft: Deutschland stemmt sich gemeinsam mit Dänemark, Österreich, Luxemburg und Portugal gegen Forderungen anderer EU-Staaten, Atomkraft als umweltfreundliche Energie einzustufen. Die geschäftsführende Bundesumweltministerin Svenja Schulze (SPD) stellte dazu am Donnerstag auf der UN-Klimakonferenz in Glasgow eine gemeinsame Erklärung der fünf Staaten vor. Schulze sagte, die Atomkraft sei keine Lösung in der Klimakrise, beim Klimaschutz sollte sich niemand auf die riskante und teure Technologie verlassen. Bessere und schnell verfügbare Alternativen seien etwa erneuerbare Energien aus Wind und Sonne.  deutschlandfunk.de

Zu hohe Subventionierung fossiler Energien: Nach wie vor werden fossile Energien mit Abermilliarden subventioniert und dies Jahr für Jahr. Es st erwiesen, dass dies schädlich für das Klima ist, doch die meisten Regierungen halten an ihren Praktiken fest. Die Gründe sind mannigfaltig, viele Staaten vermischen sie mit ihrer Industriepolitik. Insgesamt gibt  es drei Haupthindernisse für die Abschaffung von Produktionssubventionen. Erstens sind Unternehmen, die fossile Brennstoffe herstellen, mächtige politische Akteure. Zweitens gibt es berechtigte Sorgen über den Verlust von Arbeitsplätzen in Regionen, die nur wenige alternative Beschäftigungsangebote haben. Drittens sind Regierungen besorgt, dass steigende Energiepreise das Wirtschaftswachstum bremsen oder die Inflation steigern könnten.  spektrum.de

Schlechtes Jahr für die Erneuerbaren Energien: Kühles Wetter und die Wiederbelebung wirtschaftlicher Aktivitäten sorgen in diesem Jahr für einen deutlich höheren Energieverbrauch. Und den stemmen vor allem fossile Energien. Die Windenergie hingegen erlebt gegenüber dem Vorjahr einen Einbruch. Insgesamt ging der Anteil Erneuerbarer Energien am Energiemix jedoch um zwei Prozent gegenüber dem Vorjahr zurück, während Erdgas, Kohle und auch die Kernenergie zulegten. Entsprechend rechnen die Analysten von AG Energiebilanzen mit einem Anstieg der energiebedingten CO2-Emissionen um gut vier Prozent gegenüber dem Vorjahr. energiezukunft.eu

BUCHTIPP DER WOCHE:

2084: Eine Zeitreise durch den Klimawandel

Mit einem Vorwort von Ernst Ulrich von Weizsäcker

Ein Wetterrekord jagt den nächsten: Noch nie in der Geschichte der Menschheit sind Klimaschwankungen so rapide abgelaufen. In welcher Welt werden wir in Zukunft leben? Der renommierte Wissenschaftler James Powell nimmt uns mit auf eine Zeitreise durch den Klimawandel: Die Alpen schneefrei, Australien, Spanien und weite Teile der USA verwüstet und verbrannt, westliche Staaten führen neue Kriege um Ressourcen. Eine packende Dystopie, die leider allzu real ist. luebbe.de


Australien: Will noch Jahrzehntelang Kohle fördern.  spiegel.de
Linke: Ampel soll Kosten auf Strom undSprit deckeln. rnd.de
Kernenergie: Energiekonzerne halten das Thema für erledigt. handelsblatt.com 
Hohe Energiekosten: Ampelpolitiker kündigen Entlastung an. t-online.de
Hessen: Will Klimaschutz im Gesetz verankern. zeit.de
Nach Hungerstreik: Klimaaktivisten treffen Scholz und drohen mit Autobahnblockaden.  sueddeutsche.de
Demo pro Windkraft: Erneuerbare-Energien-Verband gegen Naturschutzbund. solarserver.de


Das seventeeen goals Magazin erzählt in inspirierenden Geschichten, wie Menschen die Welt bewegen und zeigt auf, wie jeder einen Beitrag zum Erreichen der Nachhaltigkeitsziele leisten kann.

Lesetipp diese Woche: Tip Me – Das Trinkgeld für Menschen am Anfang der Lieferkette

Ein kleines Dankeschön an die Näherin meines T-Shirts – das globale Trinkgeld „tip me“ macht’s möglich: Kleine Beträge werden direkt an die Menschen gesendet, an die wir sonst kaum denken. 17goalsmagazin.de


PODCAST DER WOCHE:

Kernkraft für mehr Klimaschutz?

Wette auf die Zukunft: EU-Staaten wollen mit Atomkraft ihre CO2-Bilanz verbessern. Deutschland bleibt beim Ausstieg. Frankreichs Präsident Emmanuel Macron will die „Atomkraft neu erfinden“, in Deutschland gehen Ende kommenden Jahres die letzten drei der aktuell noch sechs laufenden Kernkraftwerke vom Netz. Atomenergie spaltet im wahrsten Sinne des Wortes, das zeigt sich aktuell in der Europäischen Union. tagesspiegel.de


MOBILITÄT:

Sonderweg Deutschlands beim Verbrenneraus: Deutschland, die USA und China sowie die deutschen Autohersteller Volkswagen und BMW verweigern sich offenbar einem früheren Verbrenner-Ausstieg. Anders als 30 weitere Länder, Flottenbetreiber und Regionen sowie die Hersteller Ford, General Motors und Daimler wollen sie sich nicht zu einem Verbrenner-Aus verpflichten. Das jedenfalls ist die Lehre der vergangenen Tage auf der Weltklimakonferenz in Glasgow. Konkret geht es darum, dass bis 2040 weltweit und in den führenden Märkten bis 2035 nur noch emissionsfreie Autos und leichte Nutzfahrzeuge verkauft werden dürfen. tagesspiegel.de

Pendler hängen am eigenen Auto: Rasant steigen die Preise für Diesel und Benzin. Viele Pendler stöhnen darüber, dass sich dadurch ihre Wege mit dem Auto verteuern. Doch steigen Arbeitnehmer tatsächlich vom Auto auf öffentliche Verkehrsmittel um und nutzen klimafreundliche Alternativen, um zur Arbeit zu fahren? Dafür finden sich bislang auch in statistischen Erhebungen wenig Hinweise. faz.net

„Ein reines Autohaus und Innenstadt, das verträgt sich nicht mehr richtig“ Doch gibt es eine bessere Alternative? Ja, findet Christoph Golbeck, Politikwissenschaftler und „passionierter Radfahrer“ – und entwirft das Autohaus seiner Eltern neu. Über eine ganz persönliche Verkehrswende. sueddeutsche.de

In eigener Sache: Der nächste FAIReconomics Newsletter erscheint am 29. November 2021