Die EU-Kommission hat jetzt ihren 11. europäischen eGovernment-Benchmark-Bericht veröffentlicht. Er bewertet und vergleicht den Fortschritt von eGovernment-Dienstleistungen in allen 28 Mitgliedstaaten sowie in Island, Norwegen, der Schweiz und der Türkei. Dabei werden die Staaten nicht nur miteinander verglichen, sondern es wird auch bewertet, wie weit der aktuelle Stand von den Zielvorgaben des eGovernment-Aktionsplans der EU-Kommission entfernt ist.
Kaum Fortschritte
Laut Studie stagnierten die eGovernment-Dienstleistungen in 2013, obwohl die Zahl der eGovernment-Angebote im vergangenen Jahr zugenommen hat. Nur 42 % der Unionsbürger nutzen die Angebote (2012 waren es noch 44 %) – angestrebt ist bis 2015 die Nutzung durch 50 % der Bürger. Nur neun von 28 EU-Staaten lagen im vergangenen Jahr über diesem Wert. Die Ergebnisse der Studie zeigen, dass im europäischen eGovernment vor allem „Quantität vor Qualität“ zu gehen scheint.
Eine Befragung der EU-Bürger hat ergeben, dass die Mehrheit nicht aufgrund des oft zitierten „mangelnden Vertrauens“ (11 %) auf die Nutzung von eGovernment verzichtet. Die überwiegende Mehrheit, gut 80 % der Befragten, nannten „Unwillen“ als Hauptgrund. Denn in vielen Fällen fehlt es an der einfachen Handhabung, Transparenz und Zeitersparnissen; Faktoren, die dazu führen, dass EU-weit 38 % der Bürger sich weigern, eGovernment-Angebote zu nutzen. Darüber hinaus ist eGovernment-Verweigerern der persönliche Kontakt wichtig. 2/3 der Befragten gaben an, dass sie persönlichen Kontakt dem digitalen Kontakt vorziehen. Generell ist das Angebot für Unternehmen weiter ausgebaut als das für Privatpersonen. Begründet wird dies durch die unterschiedliche Nachfrage.
Weniger eGovernment Nachfrage in Deutschland
2013 nutzen in Deutschland 49 % der Bürger eGovernment-Angebote (Im Vergleich zu 2012: 51 %). Im direkten Vergleich der einzelnen Kategorien schneidet Deutschland jedoch eher schlecht ab. In den Bereichen Benutzerfreundlichkeit („user centricity“), Transparenz („transparent government“) und grenzüberschreitende Mobilität („cross border mobility“) bleiben die Werte zum Teil weit hinter dem europäischen Durchschnitt. Allein im Bereich der „Key Enabler“ kann Deutschland aufgrund seiner guten Werte für eID (69 %) und eDocuments (90 %) Boden gut machen und sich zwei Spitzenplätze sichern. Aufgrund der Ergebnisse wird Deutschland in die Kategorie der „business-orientierten“ Staaten gezählt. Diese Staaten machen die „user centricity“ von der Wirtschaft abhängig, sind für internationale Unternehmen offen und haben den größten Verbesserungsbedarf im Bereich von Transparenz, Mobilität und „Key Enablers“. Die EU-Kommission rät dazu, dass sie ihre Strategie überdenken.
Die EU-Kommission will in den nächsten Jahren vor allem die Bemühungen im Bereich Mobilität und der nationalen, wie internationalen Zusammenarbeit vorantreiben. Auch gilt es die Lücke zwischen nationalen und regionalen Angeboten zu schließen. Dabei liegt ein besonderes Augenmerk auf dem eGovernment von Städten. Es wird erwartet, dass bis 2020 80 % der europäischen Bevölkerung in Städten und urbanen Regionen leben werden.