In den ehrwürdigen Hallen des britischen Parlaments formiert sich ein breit getragenes Bündnis, das sich für ein Gesetz einsetzt, das weit mehr verspricht als nur Klimaschutz – es will den Kurs des gesamten Landes ändern. Der sogenannte Climate and Nature Bill, der am kommenden Freitag zur zweiten Lesung ansteht, könnte der Impuls sein, der Großbritannien in eine grünere, gerechtere und zukunftsfähige Ära führt.

Im britischen Parlament brodelt es – Abgeordnete aus nahezu allen Lagern haben sich hinter den ambitionierten Climate and Nature Bill gestellt, der am kommenden Freitag in der zweiten Lesung zur Abstimmung kommt. Der Gesetzesentwurf, der von der liberaldemokratischen MP Roz Savage initiiert wurde, zielt darauf ab, Großbritanniens Klimapolitik grundlegend zu reformieren und gleichzeitig den Schutz der Natur zu stärken.

Ein Gesetz, das den Kurs ändern könnte

Mit über 195 Unterstützern – darunter 90 Labour-Abgeordnete – hat der Entwurf bereits breite parteiübergreifende Rückendeckung gewonnen. Um in die nächste Phase zu gelangen, bedarf es lediglich einer Mehrheit von 100 Stimmen im Unterhaus.
Der Climate and Nature Bill setzt auf eine Doppelstrategie: Zum einen sollen die Treibhausgasemissionsziele ambitioniert nach oben korrigiert werden, zum anderen werden Maßnahmen zum Schutz und zur Wiederherstellung natürlicher Lebensräume vorangetrieben. Zudem sieht der Entwurf vor, dass Bürger künftig stärker in die Planungen der Regierung zu Netto-Null-Emissionen und Naturrestaurierung eingebunden werden.

Bündnisse und öffentlicher Druck

Unterstützt wird das Gesetz von namhaften Umweltorganisationen wie Oceana UK und prominenten Persönlichkeiten – so rief etwa der olympische Goldmedaillengewinner Etienne Stott öffentlich zur Unterstützung auf. Aktionen wie das Ruderboot-Event auf der Themse, bei dem Dr. Roz Savage an den Parlamentsgebäuden vorbeiruderte, haben dem Vorstoß zusätzlichen öffentlichen Zuspruch verschafft.

Zahlreiche offene Briefe, unterzeichnet von lokalen Umwelt- und Grüninitiativen – darunter auch fünf schottische Organisationen wie die Calderdale Green Party und Extinction Rebellion Calderdale – fordern die Abgeordneten eindringlich auf, sich hinter den Bill zu stellen. Auf Social Media betonte Hugo Tagholm, Geschäftsführer von Oceana UK:

„Dies ist ein Gesetz, das die grüne Wirtschaft ankurbeln, Arbeitsplätze schaffen und saubere, grünere und wildere Räume für alle Bürger ermöglichen kann – und dazu beitragen wird, bezahlbare Energie im ganzen Land zu sichern. Es ist an der Zeit für entschiedenes Handeln.“

Politische Herausforderungen im Fokus

Trotz der starken parlamentarischen Unterstützung gibt es auch interne Spannungen. Einige Regierungsmitglieder, darunter der Chief Secretary to the Treasury Darren Jones und die Energieministerin Miatta Fahnbulleh, sollen sich von den umstrittenen Umweltkampagnen der Gruppe Zero Hour distanzieren. Aktivisten kritisieren diese Entscheidung als Teil eines „toxischen Cocktails aus Zögern und Verzögerung“ im Kampf gegen den Klimawandel.

Dr. Roz Savage unterstrich die Dringlichkeit:

„Unser Gesetzesentwurf steht für eine wissenschaftsbasierte, naturorientierte Strategie, mit der Großbritannien den Klimawandel auf gerechte Weise bekämpfen kann. Die breite öffentliche Unterstützung zeigt, dass jetzt der Moment gekommen ist, in dem die Regierung handeln muss.“

Auch Dr. Amy McDonnell von Zero Hour mahnte:

„Mit hunderten von MPs, die den Bill unterstützen, zeigt das Parlament klar, dass Handlungsbedarf besteht. Es liegt nun an der Regierung, diesen Impuls aufzugreifen und den notwendigen Kurswechsel einzuleiten.“

Wissenschaftlicher Rückhalt und globaler Kontext

Ein offener Brief, den über 1.000 Klimaforscher, Akademiker und Mediziner – unter anderem von den Universitäten Oxford und Cambridge – unterzeichnet haben, mahnt die Politiker eindringlich, „die Wissenschaft nicht zu ignorieren“. Laut dem Brief sieht ein Großteil der britischen Bevölkerung den Klimawandel als eine existenzielle Bedrohung und erwartet von der Regierung entschlossenes Handeln.

Während in den USA gleichzeitig Entscheidungen wie der Rückzug aus dem Pariser Klimaabkommen und das Aufweichen von Umweltauflagen diskutiert werden – und verheerende Waldbrände in Kalifornien die Realität des Klimawandels eindrucksvoll vor Augen führen – positioniert sich Großbritannien mit diesem Gesetzesentwurf als möglicher Vorreiter im globalen Kampf gegen den Klimawandel.

Der Climate and Nature Bill könnte den entscheidenden Wendepunkt in Großbritanniens Umweltpolitik darstellen – vorausgesetzt, die politische Front hält zusammen und die Regierung folgt dem Ruf nach dringend benötigter Veränderung. Die anstehende Abstimmung im Unterhaus wird zeigen, ob das Land den Weg in eine nachhaltigere und gerechtere Zukunft einschlagen wird.