Es sind Bilder, an die man sich langsam gewöhnt hat: kahle Hänge, abgestorbene Baumgerippe, braune Flecken in deutschen Wäldern. Drei Dürrejahre – 2018, 2019, 2020 – haben ihnen zugesetzt, ganze Bestände vernichtet. Was man auf den ersten Blick sieht, ist ein sterbender Wald. Was man auf den zweiten Blick übersieht: Das Grundwasser leidet gleich mit.

Eine Studie der Universität Freiburg zeigt jetzt, wie eng Waldgesundheit und Trinkwasserqualität zusammenhängen. In deutschen Wasserschutzgebieten – jenen Arealen, die unsere wichtigste Trinkwasserquelle, das Grundwasser, bewahren sollen – sind die Folgen messbar: Dort, wo viele Bäume verloren gingen, verdoppelte sich im Schnitt die Nitratkonzentration im Wasser.

Das ist ein ernstes Signal. Denn Wälder leisten weit mehr, als nur CO₂ zu speichern oder Spazierwege zu beschatten. Sie sind Filteranlagen. Ihre Böden nehmen überschüssige Nährstoffe auf, bevor diese ins Grundwasser durchsickern. Fällt der Wald aus, fällt auch ein Teil dieser Schutzfunktion weg.

Innerhalb von nur drei Jahren nach Beginn der Dürreperiode starben fünf Prozent der bewaldeten Flächen in Wasserschutzgebieten – ein hoher Verlust angesichts der Lebenszyklen von Bäumen, die normalerweise zwischen 60 und 160 Jahre alt werden. Besonders betroffen: Fichtenwälder, aber auch Buchen, die lange als robust galten.

In Schutzgebieten mit hohem Waldverlust stiegen die Nitratwerte von durchschnittlich 5 auf 11 Milligramm pro Liter. In Gebieten mit wenig Verlust blieb das Wasser stabil. Aber nicht überall verlief die Entwicklung gleich: Standortfaktoren, Waldtypen und möglicherweise auch zeitliche Verzögerungen könnten die Dynamik beeinflussen. Einige Auswirkungen, warnen die Forschenden, könnten erst nach Jahren sichtbar werden.

Die Ergebnisse zeigen: Klimafolgen sind selten eindimensional. Wer den Wald verliert, verliert mehr als Holz oder Schatten. Es geht um Wasser, das sauber bleiben soll, ohne aufwendige Technik und kostspielige Aufbereitung.

Was hilft? Noch ist die Forschung nicht am Ende. Klar ist aber schon jetzt: Schutzmaßnahmen für Wälder sind keine romantische Naturschutzidee – sie sind Teil der Infrastrukturpolitik. Ohne gesunde Wälder wird es schwieriger, die Trinkwasserqualität bezahlbar zu sichern.

Die kahlen Bäume sind ein sichtbarer Verlust. Die Veränderungen im Grundwasser sind ein stiller.