Als Amina, eine junge Auszubildende aus Syrien, ihre Stelle in einem mittelständischen Betrieb in Ostdeutschland antrat, war sie voller Hoffnung und Tatendrang. Doch die politische Atmosphäre in der Region, geprägt von einer starken Unterstützung für die AfD, begann bald ihren Tribut zu fordern.

Aminas Kollegen, zunächst freundlich und aufgeschlossen, änderten ihre Haltung, beeinflusst durch das lokale politische Klima. Sie begannen, abwertende Bemerkungen zu machen und Amina fühlte sich zunehmend isoliert und unerwünscht. Ihre Geschichte ist kein Einzelfall, sondern Teil eines besorgniserregenden Trends, den eine neue Studie des Exzellenzclusters „The Politics of Inequality“ an der Universität Konstanz aufdeckt.

Die Studie, durchgeführt in Zusammenarbeit mit der Universität Mannheim und dem Leibniz-Institut für Bildungsverläufe, beleuchtet die tiefgreifenden Auswirkungen des regionalen politischen Klimas auf das Wohlbefinden und die Integration von migrantischen Auszubildenden in Deutschland. Durch die Analyse von Erfahrungen, die über tausend Auszubildende während der ersten 13 Wochen ihrer Ausbildung sammelten, und den Abgleich dieser Daten mit regionalen Wahlergebnissen, konnten die Forschenden einen klaren Zusammenhang feststellen: In Gegenden mit hoher rechtspopulistischer Unterstützung berichten migrantische Azubis signifikant häufiger von Diskriminierung am Arbeitsplatz, was zu emotionaler Erschöpfung und beruflicher Unzufriedenheit führt.

Florian Kunze, Projektleiter und Co-Autor der Studie, erläutert die Ergebnisse: „Unsere Untersuchungen zeigen, dass politische Einstellungen auf regionaler Ebene erhebliche Auswirkungen auf die Wahrnehmung von Diskriminierung und die mentale Gesundheit migrantischer Beschäftigter haben können.“ Dieses Phänomen trägt nicht nur zur Verschlechterung der Lebensqualität der Betroffenen bei, sondern beeinträchtigt auch die gesamtwirtschaftliche Dynamik, insbesondere im Hinblick auf den Fachkräftemangel in Deutschland.

Benjamin Korman, Arbeitspsychologe und Postdoktorand, fügt hinzu: „Die Daten sind alarmierend. Während Auszubildende in liberaleren Regionen eine positive Ausbildungserfahrung berichten, kämpfen jene in rechtspopulistisch geprägten Gebieten mit deutlich negativeren Gefühlen und einer geringeren beruflichen Zufriedenheit nach nur drei Monaten.“

Die Implikationen dieser Studie sind weitreichend und fordern Unternehmen sowie politische Entscheidungsträger auf, aktiv gegen solche destruktiven Tendenzen vorzugehen. Wie Max Reinwald, Juniorprofessor für Management, betont: „Die erfolgreiche berufliche und soziale Integration von Migrantinnen und Migranten scheint durch ein rechtspopulistisch geprägtes politisches Klima ernsthaft gefährdet zu sein.“ Es liegt nun an den politischen und wirtschaftlichen Akteuren, diese Erkenntnisse nicht nur zur Kenntnis zu nehmen, sondern auch in konkrete Maßnahmen umzusetzen, um die Integrationschancen und das Wohlbefinden aller Auszubildenden zu verbessern.