Wasser ist Leben – das wird oft gesagt und ebenso oft vergessen. Dabei ist es die Ressource, die den Klimawandel am unmittelbarsten spüren lässt. Steigende Temperaturen, veränderte Niederschlagsmuster und extreme Wetterereignisse verändern die Verfügbarkeit von Wasser weltweit. Doch während wir über brennende Wälder und schmelzende Gletscher sprechen, bleibt die Frage nach den Folgen für unsere Wasserressourcen oft unbeantwortet. Ein neues Online-Tool soll das ändern.

Wasser sichtbar machen

Entwickelt von der Arbeitsgruppe Hydrologie der Goethe-Universität Frankfurt in Zusammenarbeit mit dem französischen Unternehmen AGEOCE, verspricht der „Explorer für Klimawandelauswirkungen auf Wasserressourcen“ genau das: einen Blick in die Zukunft unserer Wasserressourcen. Wissenschaftlich fundiert und für die breite Öffentlichkeit zugänglich, macht das digitale Werkzeug sichtbar, wie sich Grundwasserneubildung, Verdunstung und erneuerbare Wasserressourcen je nach Klimaszenario entwickeln könnten.

Die Idee dahinter ist simpel: Wer die Folgen des Klimawandels auf lokaler Ebene versteht, kann besser reagieren. Der Explorer zeigt, wie sich die Wasserverfügbarkeit in verschiedenen Regionen der Welt bis zum Ende des Jahrhunderts verändern könnte – und berücksichtigt dabei die Unsicherheiten der Klimamodelle. So wird etwa sichtbar, ob die Grundwasserneubildung in einer Region drastisch zurückgehen könnte oder ob ein Anstieg der Verdunstung droht.

Daten, die den Unterschied machen

„Wasser ist eine der zentralen Ressourcen unserer Zukunft – mit dem Explorer geben wir der Gesellschaft ein Instrument an die Hand, sich frühzeitig und wissensbasiert auf Veränderungen einzustellen“, sagt Prof. Petra Döll, Leiterin der Arbeitsgruppe.

Das Tool basiert auf einem sogenannten Multi-Modell-Ensemble – einer Kombination aus verschiedenen globalen hydrologischen Modellen, die wiederum von mehreren Klimamodellen angetrieben werden. Die Ergebnisse dieser Modelle werden in einer räumlichen Auflösung von etwa 50 Kilometern dargestellt und zeigen nicht nur Mittelwerte, sondern auch die Spannweiten möglicher Entwicklungen. So lassen sich auch extreme Szenarien berücksichtigen, die für die regionale Planung von entscheidender Bedeutung sein können.

Für Fachleute und die breite Öffentlichkeit

Ob Wasserwirtschaft, Politik oder Bildung – die Einsatzmöglichkeiten des Explorers sind vielfältig. Er kann zur langfristigen Planung von Wasserversorgungssystemen genutzt werden, hilft politischen Entscheidungsträgern, robuste Strategien zu entwickeln, und bietet Forschenden Zugang zu komplexen Daten, die sie für ihre wissenschaftliche Arbeit nutzen können. Auch die Zivilgesellschaft kann profitieren: Der Explorer zeigt, wie sich regionale Wasserressourcen verändern könnten – und damit, wo die Herausforderungen der Zukunft liegen.

„Unsere Plattform ermöglicht es, komplexe Multi-Modell-Ergebnisse verständlich aufzubereiten – für Forschung, Politik und Praxis weltweit“, sagt Dr. Guillaume Attard, CEO von AGEOCE.

Ein Blick in die Zukunft

Wie viele der verwendeten Modelle überschreiten bestimmte Schwellenwerte? Wie groß ist die Bandbreite möglicher Entwicklungen? Der Explorer gibt Antworten auf diese Fragen – und hilft so, Entscheidungen fundierter zu treffen.

Denn eines ist klar: Wenn wir die Herausforderungen des Klimawandels bewältigen wollen, müssen wir unsere Wasserressourcen besser verstehen. Der „Explorer für Klimawandelauswirkungen auf Wasserressourcen“ ist ein Schritt in diese Richtung – digital, wissenschaftlich fundiert und für alle zugänglich.