Die Digitalisierung ist in aller Munde. Und das politische Berlin will in dieser Diskussion natürlich nicht hinten anstehen. Zahlreiche Runden existieren zum Topic, sei es in der Arbeitswelt, bei Maschinen und sonsteweißwo. Und selbst die Kanzlerin setzt auf Digitalisierung, mahnte sie doch soeben, dass Deutschland den Anschluss nicht verpassen dürfte. Digitalisierung und Nachhaltigkeit schließen sich nicht aus, ganz im Gegenteil. Die Digitalisierung ist ein wichtiger Bestandteil um smarte Zukunftslösungen zu entwickeln und die Zukunftsfähigkeit Deutschlands zu sichern.
Und so wundert es dann nicht, dass auch das Deutsche Verkehrsforum am Dienstagabend zu einem Podium einlud. Um den Sprung in die Mobilität 4.0 zu schaffen, braucht Deutschland ein innovationsfreundlicheres Klima, mehr Investitionen in die digitale Infrastruktur und einen sicheren Datenaustausch für alle Beteiligten – so die einhellige Meinung der führenden Vertreter von Herstellern, Mobilitätsdienstleistern und Politik auf der Diskussionsveranstaltung des Deutschen Verkehrsforums (DVF). „Die Ärmel hochkrempeln und machen!“, lautete der Appell von Thomas Jarzombek MdB, Sprecher der CDU/CSU-Bundestagsfraktion für digitale Agenda und Die deutschen Unternehmen an die Politik, um einen modernen Rechtsrahmen für digitale Geschäftsmodelle zu schaffen. Die deutschen Unternehmen seien hier schon auf einem guten Weg.
Schnell klare Vorgaben beim autonomen Fahren
Dr. Wolfgang Bernhard, DVF-Präsidiumsmitglied und Mitglied des Vorstands Daimler AG, betonte einen gemeinsamen Handlungsbedarf zwischen Wirtschaft und Politik und unterstrich, dass man beim autonomen Fahren schnell klare gesetzliche Vorgaben bei der Fahrzeug-Zertifizierung und der herstellerübergreifenden Kommunikation zwischen den Fahrzeugen schaffen müsse. Er forderte zudem, die europäische Gesetzgebung für automatisiertes Fahren auch für Lkw mit Anhänger entsprechend zu formulieren. An die Telekommunikationsbranche appellierte er, ein lückenloses Mobilfunknetz entlang der Autobahnen aufzubauen.
Auch Dr. Jochen Eickholt, DVF-Präsidiumsmitglied und Chief Executive Officer, Siemens AG, Division Mobility, sah große Effizienzpotenziale durch digitale Technologien. „Grundlage dafür sind zum einen die im laufenden Betrieb übermittelten Daten von Zuggarnituren, die wir in Echtzeit analysieren und damit die Züge vorausschauend warten können, so dass wir ihre Verfügbarkeit auf über 99 Prozent erhöhen. Zum anderen können wir auf der Schiene wie auf der Straße mit automatisiertem Fahren den Durchsatz flexibel optimieren und den Verkehrsfluss verbessern.“ Bernhard zeigte sich mit den notwendigen Gesetzesänderungen für autonomes Fahren zufrieden: „Es ist absolut begrüßenswert, dass das Bundesverkehrsministerium dieses Thema in Deutschland vorantreibt. Eickholt wies dabei auf die globale Dimension hin: „Die Hersteller brauchen auch international gültige Standards und einheitliche Spielregeln, um faire Wettbewerbsbedingungen zu gewährleisten.“
Intelligentes Design und Nutzen bringend
„Intelligente Mobilität braucht intelligentes Design, damit sowohl Datenschutz als auch Rechte und Freiheiten der Nutzer berücksichtigt werden. Das BMVI arbeitet an praktikablen Lösungen und wird Möglichkeiten für die Nutzung von und den Umgang mit Mobilitätsdaten aufzeigen“, sagte Dorothee Bär MdB, Parlamentarische Staatssekretärin beim Bundesminister für Verkehr und digitale Infrastruktur. „Lassen Sie uns das Potenzial innovativer Mobilitätsdienste auf dem Weg in die Gigabitgesellschaft gemeinsam heben!“ Um das zu erreichen, müsse jedem einzelnen Menschen klar gemacht werden, welchen persönlichen Nutzen er aus der Digitalisierung zieht.
Den Nutzen für die Kunden stellte auch Henrik Falk, Vorstandsvorsitzender Hamburger Hochbahn AG, in den Vordergrund seiner Unternehmensstrategie. „WLAN ist mehr als nur ein Unterhaltungs- oder Informationszugang“, antwortete er auf die Frage, ob Digitalisierung tatsächlich zum Kerngeschäft eines ÖPNV-Dienstleisters gehöre. „WLAN ist der sichtbare Einstieg der Nahverkehrsunternehmen in den digitalen Umbruch und ermöglicht uns ganz neue Kontaktpunkte zum Kunden mit enormen Chancen zur Kundenbindung und Geschäftsentwicklung. Ein Blick in unsere Verkehrsmittel zeigt, dass ein Großteil unserer Fahrgäste im Internet ist. WLAN ist gerade für die jüngere Zielgruppe ein ebenso entscheidendes Serviceangebot wie ein attraktiver Takt, neue Fahrzeuge oder eine Klimaanlage im Bus.“
Auch bei Matthias Zink, Vorsitzender der Geschäftsleitung UB Getriebesysteme, LuK GmbH & Co. KG, Schaeffler AG, stieß Staatssekretärin Bär auf offene Ohren: „Wir sind nach wie vor Technologieführer in zahlreichen Branchen, unter anderem in der Automobiltechnik, der Chemie und der Werkstofftechnologie. Was zukunftsweisende Themen wie die Digitalisierung angeht, müssen Politik und Wirtschaft gemeinsam dafür sorgen, dass das auch so bleibt.“ Laut Zink sei es aber wichtig, dass die digitale Transformation von der Politik aktiv gefördert und gestaltet werde.
Mobilität und Klimaschutz
Einen weiteren positiven Aspekt der Digitalisierung im Mobilitätsbereich zeigte Dieter Janecek MdB, Sprecher für Wirtschaftspolitik Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN, auf. „Digitale Anwendungen im Mobilitätsbereich können sicherlich einen wichtigen Beitrag in Sachen Klimaschutz leisten, zum Beispiel durch das Verschmelzen von System wie Carsharing, Taxis und eben autonomen Fahrzeugen. So werden Fahrzeuge mittelfristig effizienter genutzt und damit weniger Individualverkehr notwendig“
„Der besonders strenge Datenschutz in Deutschland verhindert innovative Geschäftsmodelle wie die von Google oder Facebook. Die Politik muss hier den richtigen Ausgleich zwischen wirtschaftlicher Entwicklung und Allgemeinnutzen einerseits und der persönlichen Privatsphäre andererseits schaffen“, erläuterte Jarzombek den Spagat zwischen der Notwendigkeit der Datennutzung durch Unternehmen und dem Datenschutzbedürfnis des Verbrauchers.
Datensicherheit
Mit dem hochsensiblen Thema Datensicherheit sind vor allem die Hersteller konfrontiert. Horrorszenarien wie Kontrollverluste über Fahrzeuge aufgrund von Hackerangriffen schüren Ängste. Aber ist die Gefahr tatsächlich so groß und wie sieht wirksamer Schutz aus – darauf hatte Oliver Dörre, Director Country Business Unit SIX, Thales Deutschland GmbH, die Antworten: „Die IT-Sicherheit von Systemen wird im Wesentlichen durch drei Dimensionen bestimmt: Die Systemarchitektur, die Härtung der Einzelkomponenten sowie die aktive Überwachung der Systembestandteile und des Gesamtsystems. Optimale Sicherheit kann nur erreicht werden, wenn alle drei Dimensionen in Betracht gezogen werden.
Ein Beispiel: Sensoren im Zug überwachen laufend den Status der Subsysteme und senden diese Informationen an das zentrale Monitoring zur Auswertung und Lagebilderstellung. Diese Kommunikation muss natürlich gegen potentielle Angreifer von außen gesichert werden.“