Wälder mit gemischten Baumbeständen können zum Klimaschutz und zur Klimaanpassung beitragen. Davon ist Christel Baum, Professorin für Bodenbiologie an der Universität Rostock, überzeugt.

In einem internationalen Forschungsverbund, den die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) fördert und an dem die Universität Rostock maßgeblich beteiligt ist, untersuchen die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler die Potenziale von Baumartenreinbeständen und Mischbeständen für die Anpassung an den Klimawandel und eine hohe Kohlenstoff (C-)-Speicherung in Holzbiomasse und Boden.

Wissenschaftliche Studien würden bereits zeigen, dass gemischte Baumbestände im Vergleich zu Reinbeständen besser mit klimawandelbedingtem Stress wie Dürren und Schädlingsbefall zurechtkämen, betont Professorin Baum. „Aktuell sind unsere Wälder oft Baumartenreinbestände. Im Zuge des Klimawandels sind jedoch viele Baumarten teils schwer, wie beispielsweise die Fichte, teils beginnend, wie Eiche und Buche, geschwächt und geschädigt. Das kann zu flächigem Bestandsausfall führen. Gemischte Baumbestände können die angestrebten langfristigen Ökosystemleistungen von Wäldern daher verlässlicher erfüllen.“

Aktuell gibt es weltweit Probleme in der Waldgesundheit und Ökosystemstabilität. Ziel sei eine Ausweitung von widerstandsfähigen gemischten Baumbeständen, sagt Christel Baum. Gegenwärtig werden verschiedene Baumartenmischungen auf ihre standortangepasste Eignung und ihre Potenziale zur Kohlenstoffspeicherung untersucht.

Für das Rostocker Forschungsteam um Christel Baum bedeutet das im Zuge des Forschungsverbundes die Aufnahme der bestandesspezifischen Veränderungen im Kohlenstoffkreislauf des Bodens auf europaweiten Testflächen sowie einer brasilianischen Testfläche mit dem Ziel Anbauempfehlungen abzuleiten. Hierbei wird im internationalen Verbundprojekt MixForChange bodenkundlich eng mit Forschenden der BOKU Wien (Österreich) und der SLU Uppsala (Schweden) zusammengearbeitet.

Noch dominieren Monokulturen

Inzwischen haben die Aufforstung und Restauration von Waldlandschaften viel Aufmerksamkeit als wichtige Möglichkeit zur Eindämmung des Klimawandels (KW) erhalten. Es gibt zunehmende Hinweise dafür, dass gemischte Waldbestände aus mehreren Baumarten gegenüber KW-bedingtem Stress toleranter sind. Wälder mit gemischten Baumbeständen stellen somit eine wichtige Möglichkeit dar, um auf natürliche Weise Klimaschutz und -anpassung zu betreiben. Noch aber würden oft Monokulturen dominieren, sagt Christel Baum, da sie bewirtschaftungsbedingte Vorzüge haben. In Feldversuchen haben die Rostocker zusammen mit polnischen und schwedischen Forschenden herausgefunden, dass Mischungen von Baumarten die Nutzungseffizienz der Phosphorversorgung der Baumbestände durch eine Veränderung der mikrobiellen Gemeinschaft des Bodens bewirken können.

„Dieser Effekt ist ein wesentlicher Vorteil für die Waldernährung und damit für die Vitalität und Biomassebildung des Waldes“, sagt Professorin Baum. Die Universität Rostock besitzt eine Versuchsfläche, auf der schwedische Weidensorten verschiedener Weidenarten untersucht werden.

Der Forschungs-Verbund hat sich das Ziel gesetzt, zur Artenvielfalt in Wäldern ein Verständnis darüber zu entwickeln, wie Baumartenvielfalt, Baumarteneigenschaften und Bewirtschaftung (Durchforstung und Düngung) sowohl das Potenzial von gemischten Beständen zum Klimaschutz (C-Sequestrierung) als auch zur Anpassung (Dürre- und Schädlingsresistenz) in einem Win-Win-Ansatz beeinflussen können. Darüber hinaus wird dieses Wissen in Richtlinien für Praktiker und Entscheidungsträger übersetzt. Das Verbund-Projekt umfasst weltweit 26 Experimente mit ca. 1,2 Millionen gepflanzten Bäumen. Diese Experimente basieren auf einem gemeinsamen, statistisch fundierten Design, das es erlaubt, kausale Zusammenhänge zwischen Baumdiversität, Management und Ökosystemfunktionen (inkl. C-Sequestrierung) zu analysieren. Text: Wolfgang Thiel