Doch trotz vieler Diskussionen, zuletzt auch bei der enttäuschenden Klimakonferenz in Baku, bleibt die Frage: Welche Rolle spielen Klimaverhandlungen wirklich bei der Steuerung klimabedingter Migration? Welche Akteure sind überhaupt handlungsfähig? Und wie kann die Vielzahl an Aktivitäten besser koordiniert werden?
Klimaverhandlungen und Migration: Ein schwieriges Verhältnis
Seit der Klimakonferenz von Cancún 2010 steht das Thema „menschliche Mobilität“ – also Migration, Vertreibung und Umsiedlung im Kontext des Klimawandels – immer wieder auf der Agenda der COP-Gipfel. Der Durchbruch blieb bislang jedoch aus. Zwar wurde 2015 auf der COP21 die Task Force on Displacement ins Leben gerufen, doch sie beschäftigt sich bis heute eher mit Grundsatzfragen als mit konkreten Maßnahmen.
Ein Hoffnungsschimmer war die Einigung auf den „Loss and Damage“-Fonds bei der COP28 in Dubai. Der Fonds soll Länder entschädigen, die besonders stark unter den Folgen des Klimawandels leiden – sei es durch zerstörte Infrastruktur, verlorene Lebensgrundlagen oder Vertreibung. Ein Ziel: „Gerechte, sichere und würdige menschliche Mobilität“ zu fördern. Doch nach der diesjährigen COP29 in Baku bleibt vieles vage.
Klimamigration jenseits der COPs
Während die Klimaverhandlungen nur langsam vorankommen, haben sich andernorts dynamische Strukturen entwickelt. Institutionen wie die Internationale Organisation für Migration (IOM), das Flüchtlingshilfswerk der Vereinten Nationen (UNHCR) oder die Plattform on Disaster Displacement (PDD) arbeiten seit Jahren an Projekten, um Klimamobilität zu managen. Auch die Europäische Union und einzelne Regierungen spielen durch ihre Finanzierung eine Schlüsselrolle. Zivilgesellschaftliche Organisationen tragen mit eigenen Initiativen dazu bei.
Dabei ist klar: „Klimamigration“ bedeutet nicht zwangsläufig Krisen. Sie findet überwiegend innerhalb der betroffenen Länder und Regionen statt und kann sogar eine Anpassungsstrategie sein – etwa, wenn Menschen gezielt in weniger gefährdete Gebiete ziehen. Der politische Auftrag besteht darin, die Chancen von Migration zu fördern und gleichzeitig Risiken wie unkontrollierte Vertreibung zu minimieren.
Überblick verloren: Die Herausforderung der Koordination
Angesichts der Vielzahl an Akteuren, Projekten und Maßnahmen wird die Koordination zur Mammutaufgabe. Oft bleibt unklar, wer woran arbeitet, welche Initiativen zusammenwirken und wo tatsächlich Fortschritte erzielt werden. Es fehlt an Transparenz und Überblick. Zwar gibt es Ideen, wie etwa eine „Super-Task Force für Klimamobilität“ unter dem Dach der Vereinten Nationen – doch solche Vorschläge wirken vorschnell.
Bevor neue Strukturen geschaffen werden, braucht es eine gründliche Bestandsaufnahme: Wer sind die entscheidenden Akteure? Welche Maßnahmen funktionieren? Wo entstehen Synergien, und wo bleibt Potenzial ungenutzt? Ohne diese Analyse bleibt „Klimamigration“ eine politische Herausforderung ohne klaren Kompass.
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