Wie bekommt man Wachstum und Nachhaltigkeit zusammen gedacht? Reinhard Schneider, Geschäftsführer von Werner & Mertz, hat mit seiner Marke Frosch genau das geschafft. Er hat nicht nur den Einsatz nachhaltiger Rohstoffe revolutioniert, sondern auch die Verpackungsindustrie durch recyceltes Plastik umgekrempelt. Dafür erhielt er 2019 den Deutschen Umweltpreis – eine Auszeichnung für seine Vision, die zeigt, dass ökologisches Handeln wirtschaftlich erfolgreich sein kann. Doch wie kann ein solches Modell global umgesetzt werden? Und welche politischen Weichenstellungen sind notwendig, um Wirtschaftswachstum und Klimaschutz langfristig zu verbinden?
Die Studie „Wachstum und Klimaschutz vereinen“ der Konrad-Adenauer-Stiftung setzt genau hier an. Sie widerspricht der oft diskutierten Idee, dass eine schrumpfende Wirtschaft – sogenanntes Degrowth – automatisch zu mehr Klimaschutz führt. Stattdessen betonen die Autoren, dass wirtschaftliches Wachstum eine zentrale Rolle bei der Förderung von Innovationen und Technologien spielt, die den Klimaschutz ermöglichen. Eine Deindustrialisierung Deutschlands oder Europas könnte hingegen nicht nur Arbeitsplätze und Lebensstandards gefährden, sondern auch den Beitrag der Region zur globalen Klimapolitik erheblich schwächen.
Wirtschaftswachstum als Treiber für Klimaschutz
Die Autoren zeigen, dass die Entkopplung von wirtschaftlichem Wachstum und CO₂-Emissionen nicht nur möglich, sondern in vielen Industrieländern bereits Realität ist. Insbesondere durch technologische Innovationen wie grüner Wasserstoff, energieeffiziente Produktionsmethoden und den verstärkten Einsatz erneuerbarer Energien können Emissionen gesenkt werden, ohne das Wirtschaftswachstum zu beeinträchtigen. Entscheidend ist jedoch, dass diese Technologien nicht nur entwickelt, sondern auch weltweit implementiert werden.
Hier kommt das Konzept des Leapfrogging ins Spiel: Schwellen- und Entwicklungsländer können fossile Technologien überspringen und direkt auf nachhaltige Systeme umsteigen. Dies bietet nicht nur die Chance, Wachstum klimafreundlich zu gestalten, sondern reduziert auch die Gefahr, dass diese Länder von den Industriestaaten abgehängt werden.
Globale Zusammenarbeit als Schlüssel
Ein zentraler Aspekt der Studie ist die Bedeutung internationaler Kooperationen. Ein globales Problem wie der Klimawandel lässt sich nur durch gemeinsames Handeln lösen. Die Autoren schlagen deshalb verbindliche Mechanismen vor, wie einen CO₂-Mindestpreis, sektorale Abkommen oder die Schaffung eines Klimaklubs engagierter Staaten, um die Wettbewerbsfähigkeit klimafreundlicher Industrien zu sichern. Deutschland und Europa müssen hier eine Vorreiterrolle einnehmen, sowohl als Innovationsführer als auch als Unterstützer von Entwicklungsländern, die den Wandel zu nachhaltigen Technologien vollziehen wollen.
Die Rolle Deutschlands und Europas
Deutschland und Europa haben in der Vergangenheit bewiesen, dass sie Vorreiter in Sachen Klimaschutz sein können. Doch dieser Status ist keineswegs gesichert. Während China und andere asiatische Länder in der Produktion von Schlüsseltechnologien wie Batterien oder Solarmodulen aufholen, muss Europa seine Innovationskraft weiter stärken. Investitionen in Forschung und Entwicklung, der Ausbau von Wasserstoff- und Stromnetzen sowie die Diversifizierung globaler Lieferketten sind dabei unerlässlich.
Gleichzeitig betonen die Autoren die Notwendigkeit, die wirtschaftliche Wettbewerbsfähigkeit zu sichern, um sogenannte Carbon-Leakage-Effekte – die Verlagerung emissionsintensiver Produktionen in Länder mit geringeren Umweltstandards – zu vermeiden. Wirtschaftswachstum schafft zudem die finanziellen Spielräume, um die sozialen Härten der Klimatransformation abzufedern und die breite Zustimmung der Bevölkerung zu sichern.
Konkrete Handlungsempfehlungen
Um Wachstum und Klimaschutz erfolgreich zu verbinden, formuliert die Studie eine Reihe konkreter Maßnahmen:
- Eine konsequente CO₂-Bepreisung als Leitinstrument für die Förderung emissionsarmer Technologien.
- Der zügige Ausbau zentraler Infrastrukturen wie Strom- und Wasserstoffnetze, um die Energiewende voranzutreiben.
- Internationale Partnerschaften mit ressourcenreichen Ländern, die erneuerbare Energien fördern und globale Wertschöpfungsketten klimafreundlicher gestalten.
- Langfristige Investitionen in Schlüsseltechnologien, um Europa als Innovationsführer zu positionieren.
Wachstum und Klimaschutz sind kein Widerspruch
Die Studie zeigt eindrucksvoll, dass Wachstum und Klimaschutz nicht gegensätzlich sind, sondern sich gegenseitig verstärken können. Doch dies erfordert entschlossenes Handeln: Innovationen müssen gefördert, soziale Härten abgefedert und globale Kooperationen gestärkt werden. Mit klaren politischen Rahmenbedingungen und einem gemeinsamen Engagement kann die Transformation gelingen – für eine nachhaltige Zukunft, in der Wirtschaft und Umwelt Hand in Hand gehen.
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[…] Deindustrialisation harms the climate: A study by Veronika Grimm at the Technical University of Nuremberg shows that deindustrialisation in Germany would do more harm than good to the climate. Although production-based CO2 emissions are falling, consumption-based values remain high, as CO2-intensive production is being relocated abroad. According to the researchers, economic growth and climate protection are not mutually exclusive, but rather interdependent. If the economy shrinks, there is a lack of financial resources for green technologies and social compensation. Instead of degrowth, the authors call for the expansion of sustainable production in Germany and greater use of instruments such as the „Carbon Border Adjustment Mechanism“. handelsblatt.com, fair-economics.de […]