Rom, Ende Februar 2025: Mitten in der Nacht fiel in Rom der Durchbruch: Nach zähen Verhandlungen einigten sich über 190 Staaten auf einen Finanzierungsplan, um das im „Weltnaturvertrag“ vereinbarte Artenrettungsprogramm bis 2030 umzusetzen. Vier Monate zuvor war die 16. UN-Biodiversitätskonferenz im kolumbianischen Cali gescheitert – zu viele Delegierte aus ärmeren Ländern hatten vorzeitig die Heimreise angetreten, sodass die Beschlussfähigkeit verloren ging. Nun applaudierten die Diplomaten erleichtert. Erstmals liegt ein konkreter „globaler Plan“ vor, wie der Erhalt der Lebensvielfalt auf der Erde finanziert werden soll. Doch schon zeichnen sich Herausforderungen ab, die an frühere Streitpunkte erinnern.
Milliardenplan bis 2030: Kern des verabschiedeten Finanzierungsplans ist das Ziel, die weltweiten Ausgaben für Biodiversität bis 2030 auf 200 Milliarden US-Dollar pro Jahr hochzufahren. Davon sollen 20 Mrd. USD jährlich ab 2025 und 30 Mrd. USD ab 2030 in Form internationaler Finanzflüsse von reichen Industriestaaten an ärmere Länder fließen. Diese Mittel gelten als Ausgleichszahlungen, um Entwicklungsländer beim Natur- und Artenschutz zu unterstützen. Die übrigen Gelder sollen aus nationalen Budgets, privaten Investitionen und innovativen Finanzquellen stammen.
In einem neuen Strategieplan wurden dazu vielfältige Instrumente benannt – von öffentlichen Mitteln auf nationaler und regionaler Ebene über Beiträge von Unternehmen und Stiftungen bis hin zu Entwicklungsbanken und Mischfinanzierungen. Damit soll die Finanzierungslücke geschlossen werden, welche die ambitionierten Ziele des Kunming-Montreal-Rahmens bisher bremste.
Hauptzahler: Wer stemmt die Last? Die finanzielle Hauptlast wird von den wohlhabenden Vertragsstaaten getragen – allen voran die EU-Länder, Kanada, Japan, Großbritannien und andere OECD-Staaten. Auffällig abwesend ist die größte Volkswirtschaft der Welt: Die USA sind nicht Teil der Biodiversitätskonvention und somit weder in die Verhandlungen eingebunden noch verpflichtet, zum Fonds beizutragen. Das erhöht den Druck auf andere Geber. Beispielsweise hat Deutschland seine jährliche internationale Biodiversitätshilfe auf 1,5 Milliarden € ab 2025 verdoppelt. Auch Kanada und das Vereinigte Königreich gehörten zu den Erstzahlern: Sie starteten 2023 die Kapitalisierung eines neuen globalen Biodiversitätsfonds mit rund 200 Mio. CA$ bzw. 10 Mio. £ Anschubfinanzierung. Verwaltet werden solche Hilfsgelder vorerst weiter über die Globale Umweltfazilität (GEF), die bereits Milliarden für Naturschutzprojekte in Entwicklungsländern bereitstellt. Zwischen Juni 2022 und Ende 2024 hat die GEF über 3 Mrd. USD an Biodiversitätsprojekten bewilligt und dabei mehr als 22 Mrd. USD an Ko-Finanzierung mobilisiert – inklusive knapp 1,9 Mrd. USD aus dem Privatsektor.
Zankapfel Biodiversitätsfonds: Dennoch schwelt ein Konflikt um die Finanzierungsstruktur. Viele Entwicklungsländer pochen auf einen neuen, eigenständigen Biodiversitätsfonds, der ihnen mehr Mitsprache bei der Mittelverwendung gibt. Sie kritisieren, die bestehende GEF werde von den Gebern des Globalen Nordens dominiert. Westliche Industriestaaten hingegen wollen am bewährten GEF-System festhalten und lehnen neue Parallelstrukturen ab. Dieser Streit konnte in Rom nicht endgültig gelöst werden: Die Entscheidung über einen möglichen separaten Artenschutzfonds wurde auf 2028 vertagt. Bis dahin soll geprüft werden, ob zusätzliche Fonds nötig sind – entscheidend sei letztlich „nicht, wie viele Fonds es gibt, sondern wie viel Geld in diesen Fonds ist“, so ein Kommentator. Deutschlands Delegation zeigte sich als Vermittler: Wichtig sei vor allem, dass zugesagte Gelder auch wirklich fließen, betonte der zuständige Staatssekretär Jan-Niclas Gesenhues. Es bringe wenig, ständig „neue Strukturdebatten“ zu führen – entscheidender sei die Umsetzung der Finanzzusagen in harte Währung. Kanzler Olaf Scholz’ Milliardenzusage müsse ebenso eingelöst werden wie die Versprechen anderer Staaten. Tatsächlich ist das Finanzvolumen trotz der Steigerung überschaubar: 30 Mrd. USD aus den Industriestaaten entsprechen nur einem Bruchteil dessen, was global jährlich in den Klimaschutz investiert wird. Der politische Wille aller Länder, ihre Beiträge zu erhöhen, wird über Erfolg oder Misserfolg des Plans entscheiden.
Neue Geldquelle: Unternehmen zur Kasse? Ein Novum ist der beschlossene „Cali-Fonds“, der auf innovative Weise private Gelder für die Biodiversität mobilisieren soll. In diesen internationalen Fonds sollen Abgaben von Unternehmen fließen, die genetische Ressourcen aus der Natur nutzen – etwa Pharmakonzerne, Saatgut- oder Kosmetikfirmen. Hintergrund ist die zunehmende kommerzielle Nutzung digitaler genetischer Sequenzdaten („digital sequence information“, DSI) aus Pflanzen, Tieren und Mikroorganismen, oft ohne dass Ursprungsländer daran teilhaben. Die Vertragsstaaten haben daher beschlossen, dass große Unternehmen aus relevanten Branchen einen geringen Prozentsatz ihrer Erlöse oder Gewinne aus DSI-basierten Produkten in den Cali-Fonds einzahlen sollen. Das Entscheidungspapier nennt eine Größenordnung von 0,1–1 % vom Profit als Richtwert und listet Sektoren wie Pharmazie, Nahrungsergänzung, Agrarzüchtung, Biotechnologie und Kosmetik als beitragspflichtig. 50 % der Fondsgelder sollen direkt an Indigene Gemeinschaften und lokale Bevölkerungen gehen, damit diese verstärkt vom Nutzen der biologischen Vielfalt profitieren. Ende Februar nahm der Cali-Fonds offiziell seine Arbeit auf – vorerst allerdings ohne einen einzigen Dollar in der Kasse.
Die Verwaltungsstruktur steht: Das Treuhandkonto wird vom UN-Entwicklungsprogramm und UNEP geführt, die CBD-Sekretariatsstelle in Montreal übernimmt die Koordination. Nun liegt der Ball bei der Wirtschaft, wie UNEP-Vizechefin Elizabeth Mrema betonte: Unternehmen weltweit müssten sich nun als „Pioniere“ erweisen und „der Natur etwas zurückgeben“. Noch ist die Beteiligung freiwillig und die Entscheidung rechtlich nicht bindend – sie muss in nationales Recht gegossen werden, damit Firmen tatsächlich zahlen. Umweltverbände begrüßen den Mechanismus grundsätzlich als Wendepunkt, mahnen aber Nachbesserungen an. „Der neue Cali-Fonds ist zwar ein wichtiger Schritt nach vorn, aber noch unvollkommen und mit vielen offenen Details“, urteilt Kirsten Schuijt, Generaldirektorin von WWF International. Entscheidend werde sein, wie wirksam diese neuartige Industriebeteiligung umgesetzt wird, um den Naturschutz spürbar zu unterstützen.
Kritik und Ausblick: Während Regierungen den Kompromiss von Rom als Erfolg verbuchen, bleiben Beobachter skeptisch, ob die Finanzzusagen reichen. Naturschutzorganisationen hatten bereits nach dem geplatzten Cali-Treffen gewarnt, der globale Norden drücke sich vor seiner Verantwortung. Olaf Bandt, Vorsitzender des BUND, kritisierte scharf, dass die reichen Länder mit ihrem „immensen ökologischen Fußabdruck“ täglich zur Naturzerstörung beitrügen, aber „nicht willens“ seien, ausreichend Geld für deren Rettung bereitzustellen. Es gehe „nicht um Almosen“, sondern um notwendige Investitionen in unser aller Lebensgrundlagen. Auch jetzt, nach dem Abschluss in Rom, bleibt die Frage: Werden die schönen Worte in harte Währung verwandelt? Experten betonen, dass frühere Versprechen zum Artenschutz oft nicht voll erfüllt wurden. So hatten sich die Staaten bereits 2010 zum „Aichi-Ziel“ bekannt, die Biodiversitätsmittel zu erhöhen – doch viele Ziele wurden verfehlt. Oscar Soria von der Denkfabrik The Common Initiative erinnert daran, dass die Wirksamkeit des neuen Finanzplans letztlich davon abhängen wird, „ob genügend Finanzmittel verfügbar sind und der politische Wille der Länder besteht, ihre Beiträge zu erhöhen“.
Immerhin sieht die Konferenzchefin Susana Muhamad hierin einen grundlegenden Wandel: Erstmals gebe es einen globalen Finanzierungsfahrplan, um das Artensterben zu stoppen. Umweltverbände würdigten den späten Durchbruch als Signal der Handlungsbereitschaft – „die Weltgemeinschaft will sich den Umweltkrisen stellen, auch ohne die USA“ betonte Greenpeace. Gleichzeitig fordern sie Taten: Regierungen müssten umweltschädliche Subventionen endlich abbauen und deutlich mehr Geld in den Natur- und Klimaschutz lenken. WWF-Experten und Expertinnen sprechen von einem „Hoffnungsschimmer für den Artenschutz“– doch nun komme es darauf an, dass den Worten Taten folgen.
Am Ende der Konferenz wurde auch ein Monitoring-System beschlossen, um den Fortschritt bei den Naturschutzzielen regelmäßig zu überprüfen. Bereits 2026 soll der erste Bericht vorliegen. Spätestens dann wird sich zeigen, ob die Länder ihre finanziellen Zusagen einhalten und die Kurve beim Artenschwund wirklich kriegen. Der Weg zu dem im Abkommen beschworenen Zustand, „in Frieden mit der Natur zu leben“, ist noch weit – doch Rom markiert einen Schritt in diese Richtung. Das Science Media Centre hat einige Wissenschaftler zum Abschluss der Konferenz um ein Statement gebeten.
► Dr. Yves ZinngrebeNEU
Wissenschaftlicher Mitarbeiter am Department Naturschutzforschung, Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung (UFZ), Leipzig
Abschluss der COP 16.2
„Nach der Annahme des Kunming-Montreal Global Biodiversity Frameworks (KMGBF) auf der COP 15 in Montreal im Jahr 2022 hatte die COP 16 die Aufgabe, Maßnahmen für die Umsetzung der globalen Ziele in die Wege zu leiten. Dabei wurde sich vornehmlich auf Fortschrittsindikatoren, einen Prozess zur nationalen Umsetzung und der Evaluierung sowie ein Finanzmechanismus geeinigt. Diese Entscheidungen waren essenziell, um ein kollektives Handeln in Richtung des GBF in die Wege zu leiten, denn nur so ist klar, wie man Fortschritte bewertet, wer wie berichtet und wie Geld ausgeschüttet werden kann. Die Planungen bewegen sich allerdings auf einem hohen Abstraktionsgrad und es bleiben viele Fragen zur konkreten Umsetzung offen.“
„Die Einrichtung des Cali-Fonds und des Ausschusses für indigene und lokale Gemeinschaften war eine Priorität und ein zentraler Erfolg für die kolumbianische Präsidentschaft um die ehemalige Umweltministerin Susana Muhamad.“
Beschlüsse zur Finanzierung und Rolle der Privatwirtschaft
„Der Finanzmechanismus sieht neben dem Trustfund der in Washington DC ansässigen Global Environmental Facility (GEF) einen neuen Finanzierungsmechanismus zur Umsetzung der Globalen Ziele vor – den Global Biodiversity Framework Fund (GBF-Fund). In diesen Fund haben bisher europäische Länder sowie Japan, Kanada und Neuseeland eingezahlt. Andere Länder mit entsprechenden finanziellen Ressourcen, die aber nicht offiziell als Geberländer der im Jahr 1992 angenommen Konvention geführt werden, werden zu freiwilligen Zahlungen eingeladen. Ebenso können private Geldgeber einzahlen. Die Auszahlung soll an Resultaten orientiert werden und transparent danach bewertet werden. Es werden dabei Bedarfe der Entwicklungsländer gesammelt und die Gelder sollen auch besonders den ärmsten Ländern und Inselstaaten zugutekommen. Besonders ist zudem, dass mindestens 20 Prozent der Gelder für indigene und lokale Gemeinschaften vorgesehen ist. Es bleibt zu sehen, wie viel Wirkung diese Finanzflüsse tatsächlich entfachen und ob sie es schaffen, sich gegen andere bestehende Finanzierungen und für Biodiversität schädliche Anreize durchzusetzen.“
Fortschritte beim Monitoring-Framework
„Der Rahmen für das Monitoring hat nun sowohl so genannte ‚Headline‘-Indikatoren als auch Indikatoren zur Selbstbewertung, sogenannte binäre Indikatoren angenommen. Die Headline-Indikatoren ermöglichen nun, dass einige Messgrößen global erhoben und in die globale Evaluierung des Fortschritts zum GBF einfließen. Allerdings sind diese nicht verpflichtend und können auch von einigen Ländern aufgrund von fehlenden Kapazitäten nicht erhoben werden. Die binären Indikatoren ermöglichen eine Selbsteinschätzung für die nationalen Berichte. Sie sind interpretationswürdig und lassen viele Fragen offen. Es wird vielfach einfach gefragt, ob ein Land ein Ziel vorangebracht hat, was viel Interpretationsspielraum gibt. Besonders die Indikatoren für die Ziele 14 bis 23 zu den Umsetzungsmaßnahmen und Lösungen lassen viele Fragen offen und greifen auch besonders bestehendes sozialwissenschaftliches Wissen wird hier nicht ausreichend konsultiert.“
„Durch die nationalen Berichte und andere Informationen sollen dann kollektive Fortschritte bewertet werden und es war einigen Mitgliedsstaaten sehr wichtig, dass hier keine Länder gegeneinander ausgespielt oder vorgeführt werden. Dennoch sollen Erfahrungen und positive Umsetzungsbeispiele herausgearbeitet werden – ein Schritt, der bei den letzten Aichi-Zielen ausgelassen wurde. Alle Evaluierungen müssen vor der öffentlichen Annahme durch mehrere politischen Prüfungen durch die Mitgliedsstaaten und es ist möglich, dass so unangenehme Erkenntnisse herausgestrichen werden. Es ist fraglich, ob durch einen so politischen Prozess die nötigen Erkenntnisse für einen schnellen Lernprozess bis 2030 herausgearbeitet werden können.“
Nach der COP 16
„Wir sind ein gutes Stück nähergekommen, aber viele Erkenntnisse für eine effektive Umsetzung bleiben noch ungenutzt. Die kürzlich angenommenen Berichte des Weltbiodiversitätsrats zu NEXUS und transformativem Wandel zeigen auf, das viel grundsätzlicher Veränderungen in der Art nötig sind, in der wir Naturschutz betreiben, um den Verlust unserer Lebensgrundlage aufzuhalten [VII]. Wir hoffen, dass diese Erkenntnisse in der Arbeit zur COP 17 bereits in den Vorbereitungstreffen im Herbst 2025 aufgegriffen werden.“
„In Deutschland ist die Nationale Biodiversitätsstrategie 2030 das zentrale Instrument zur Umsetzung, welches jetzt nach Zerbrechen der Ampelkoalition mit Regierungsbeschluss angenommen wurde. Es sieht entsprechend des Evaluierungsmechanismus des CBD auch eine Zwischenevaluierung und mögliche Nachsteuerung bis 2027 vor. Hier ist jetzt wichtig, dass nochmals geprüft wird, ob alle GBF-Ziele auch umgesetzt wurden, und ob die ausgewiesenen Maßnahmen ausreichend sind, um die Ziele zu erreichen. Ein strukturierter, partizipativer Prozess ist bereits geplant, um hier Wissen und Engagement bei der Umsetzung zu mobilisieren. Wir müssen jetzt dranbleiben, um nicht das Momentum bis 2030 zu verlieren!“
► Prof. Dr. Josef Settele
Leiter Department Naturschutzforschung, Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung (UFZ), Halle, und Mitglied im Sachverständigenrat für Umweltfragen (SRU) der Bundesregierung
Abschluss der COP 16.2
„Der Abschluss war sehr angemessen und so wie ich ihn vor wenigen Tagen erhoffte [III]. Die tatsächliche Bereitstellung finanzieller Ressourcen wird nie ausreichend beziehungsweise zufriedenstellend vorangetrieben sein – da kann man sich immer mehr wünschen und erhoffen.“
Rolle der Privatwirtschaft
„Die Privatwirtschaft hat sich auch im COP 16-Prozess insgesamt sehr in diverse Prozesse eingebracht. Das war bereits in Cali sehr auffällig – und nicht selten ist die Privatwirtschaft sogar den politisch zähen Prozessen voraus und drängt zur Aktivität und zum Erstellen klarer Regeln, mit denen sie dann planen kann. Dem Ausgleich Nord-Süd kommen wir näher, aber nur in kleinen Schritten – und somit kann man sagen, die Übereinkünfte wären zu schwach –, zum anderen bewegen wir uns aber in die richtige Richtung.“
Fortschritte beim Monitoring-Framework
„Das ist ein kontinuierlicher Prozess, der jetzt durch die Beschlüsse in Rom weitere wichtige Fortschritte zu Tage brachte.“
Auf die Frage, inwiefern die COP 16 ihrem Motto „Frieden mit der Natur“ gerecht wurde und diesem Ziel nähergekommen ist:
„Auf jeden Fall sind wir dem ein Stück näher gekommen – und ich finde die Redewendung auch genial gut, denn sie kann bedeuten ‚Frieden mit Hilfe der Natur‘ genauso wie ‚Frieden im Umgang mit der Natur‘ – beides ist sehr essenziell.“
► Prof. Dr. Katrin Böhning-Gaese
Wissenschaftliche Geschäftsführerin, Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung (UFZ), Leipzig, und Professorin am Institut für Ökologie, Evolution und Diversität, Johann Wolfgang Goethe-Universität, Frankfurt am Main
Abschluss der COP 16.2
„Die Verlängerung in Rom hat den Abschluss der COP16 ermöglicht. Fast alle Beschlüsse wurden in der geplanten Form gefasst. Hiermit ist der Naturschutz einen sehr wichtigen Schritt vorwärts gekommen. Besonders positiv hervorzuheben ist die Einrichtung eines permanenten Ausschusses für indigene Völker und lokale Gemeinschaften, der bereits in Cali vereinbart wurde. Ferner hervorzuheben sind die Kompromisse zu den Finanzmechanismen und die Regeln für die Berichterstattung. Sehr begrüßenswert ist auch der Start des Cali-Fonds, der durch Gewinne von Unternehmen, die genetische Ressourcen nutzen, gespeist wird und der zur Hälfte für indigene Gemeinschaften in den Herkunftsregionen zur Verfügung steht. Die Grundlagen für die Umsetzung der Ziele des Weltnaturgipfels in Montreal wurden damit gelegt. Was nicht erreicht wurde ist, dass es keine großen sichtbaren Zeichen einzelner Nationen oder Unternehmen gab, in die Naturschutzfonds einzuzahlen.“
Substanzielle Ergebnisse der COP 16
„Wie gesagt wurden Kompromisse zu den Finanzmechanismen erzielt; weiter wurde der Cali-Fonds lanciert, der durch Gewinne von Unternehmen, die genetische Ressourcen nutzen, gespeist wird und der zur Hälfte für indigene Gemeinschaften in den Herkunftsregionen zur Verfügung stehen wird. Bei diesem Fond gibt es Kritik, da die Einzahlung durch Unternehmen freiwillig ist. Nichtsdestotrotz halte ich den Cali-Fond für einen substanziellen Fortschritt. Er ermöglicht einen sogenannten gerechten Vorteilsausgleich bei der Nutzung genetischer Ressourcen, ohne dass beispielsweise die Wissenschaft eingeschränkt wird, die diese genetischen Informationen oft kostenlos und öffentlich zur Verfügung stellt. Es hat Jahrzehnte stiller und stetiger Verhandlungen gekostet, bis diese Lösung gefunden wurde und alle fast 200 Nationen dem zugestimmt haben. Es ist durchaus vorstellbar, dass dieser Fonds für bestimmte Unternehmen eine attraktive Möglichkeit ist, indigene Gemeinschaften am eigenen Gewinn teilhaben zu lassen und gleichzeitig etwas für die eigene Reputation zu tun. Im besten Fall gehen hier Pionierunternehmen voran und ihr gutes Beispiel wird auch von anderen Unternehmen aufgegriffen.“
Auf die Frage, inwiefern die COP 16 ihrem Motto „Frieden mit der Natur“ gerecht wurde und diesem Ziel nähergekommen ist:
„Wir sind diesem Ziel einen großen Schritt nähergekommen. Wichtig ist jetzt die Umsetzung der Nationalen Strategien zur biologischen Vielfalt; die deutsche wurde Ende 2024 verabschiedet [V]. Sie greift die Ziele von Montreal auf und entwirft Strategien und Aktionspläne für ihre Umsetzung. Ganz besonders wichtig ist jetzt, dass die reichen Länder der internationalen Staatengemeinschaft in die Fonds zur Unterstützung der einkommensschwächeren Länder einzahlen. Da die höchste Biodiversität auf der Erde oft in diesen Ländern liegt, ist dies ein wesentlicher Beitrag zum Schutz der globalen Artenvielfalt, zum Naturerbe der Menschheit. Darüber hinaus baut dies Vertrauen zwischen den Ländern auf. Das wäre in Zeiten eines zerbröckelnden Multilateralismus ein sehr positives Zeichen für internationale Solidarität.“
[…] soll. Doch schon zeichnen sich Herausforderungen ab, die an frühere Streitpunkte erinnern.fair-economics.de , tagesschau.de , […]