Beim Auftakt der dritten Travel, Hospitality & Tourism Education Summit in der sambischen Hauptstadt Lusaka hat UN-Tourismuschef Zurab Pololikashvili gezielte Investitionen in Bildung als Schlüssel zur Stärkung von Afrikas Tourismusarbeitsmarkt gefordert. Der Generalsekretär der Welttourismusorganisation (UN Tourism) betonte in seiner Eröffnungsrede die zentrale Rolle von strukturierten, praxisnahen und inklusiven Bildungssystemen, um das enorme demografische Potenzial Afrikas in nachhaltige Entwicklung zu übersetzen.
Doch Pololikashvili selbst ist eine umstrittene Figur in der internationalen Tourismuspolitik. Bereits seine erste Wahl zum Generalsekretär im Jahr 2018 und insbesondere seine Wiederwahl 2021 sorgten für Kritik: Der Wahltermin war vorgezogen worden, wodurch potenzielle Gegenkandidaten wenig Zeit für eine Kandidatur hatten. Die Entscheidung fiel zudem unter Pandemiebedingungen, was internationale Beobachtung und Beteiligung erschwerte. Kritiker warfen Pololikashvili in diesem Zusammenhang vor, das Verfahren strategisch zu seinem Vorteil beeinflusst zu haben.
Auch inhaltlich steht er seit Jahren unter Beobachtung: Seine Amtsführung gilt vielen als wenig transparent und stark politisiert. Unter seiner Leitung, so die Kritik, habe sich die UN-Tourismusorganisation zunehmend nationalen Einzelinteressen untergeordnet – auf Kosten der strategischen Unabhängigkeit und multilateralen Ausrichtung. Mehrere Mitgliedsstaaten monieren eine unzureichende Kommunikation und fehlende Einbindung in Entscheidungsprozesse.
Vor diesem Hintergrund wirkt Pololikashvilis Appell in Lusaka durchaus doppeldeutig. Zwar hob er zurecht hervor, dass 60 Prozent der afrikanischen Bevölkerung jünger als 25 Jahre sind und somit ein gewaltiges Potenzial für die Tourismusbranche darstellen. Doch das Vertrauen in seine institutionelle Integrität ist angekratzt – und seine Forderung nach strukturiertem Wandel könnte bei einigen Delegationen auch als Appell mit eingeschränkter Glaubwürdigkeit angekommen sein.
Inhaltlich jedoch stießen viele seiner Argumente auf Zustimmung: Um Afrikas Wettbewerbsfähigkeit im globalen Tourismus zu stärken, müsse der Kontinent Bildungssysteme schaffen, die gezielt auf die Anforderungen des Sektors ausgerichtet sind. Laut Pololikashvili entfallen derzeit lediglich 4,9 Prozent der Beschäftigung auf Reise und Tourismus – ein Wert, der mit strategischer Qualifizierung deutlich steigen könne.
Der Gipfel, veranstaltet vom Zambia Institute of Tourism and Hospitality Studies (ZITHS) in Zusammenarbeit mit UN Tourism, stand unter dem Motto „Understanding the Knowledge and Skills Gaps in Africa’s Trade in Services Industry“. Im Fokus: Afrikas Chancen im Rahmen der Afrikanischen Freihandelszone (AfCFTA) – mit Tourismus als Schlüsselbranche für Beschäftigung und regionale Integration.
Vorzeigemodell
Als Vorzeigemodell nannte Pololikashvili die Mukuni International Academy for Tourism and Hospitality, ein gemeinsames Projekt von UN Tourism und ZITHS. Die Akademie stehe für lokal verankerte, aber global ausgerichtete Bildungsarbeit. Ziel sei es, Curricula zu diversifizieren, lebenslanges Lernen zu fördern und die Jugendbeschäftigung zu stärken.
Begleitet wurde die Veranstaltung von hochrangigen Rednern, darunter Sambias Tourismusminister Rodney Sikumba, Bildungsminister Douglas Siakalima sowie Vertreter der ILO, der EU-Delegation und der Privatwirtschaft. In Panels, Plenarsitzungen und Workshops wurden zentrale Fragen zu Qualifizierung, Branchenkooperation und beruflicher Bildung diskutiert.
Zum Abschluss des Gipfels appellierte Pololikashvili an alle Beteiligten, vom Dialog zur Umsetzung zu schreiten: „Nur durch konkrete Maßnahmen wird Tourismus in Afrika zu einem Motor für Fortschritt, Würde und Zukunftschancen.“ Seine Worte trafen den Nerv des Themas – doch ob sie auch das Vertrauen in seine Führung stärken, bleibt abzuwarten.
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