Umweltwissenschaftler Ernst Ulrich von Weizsäcker hält den deutschen Ausstieg aus der Atomkraft für richtig, aber nicht zwingend.

„Ich persönlich wäre nicht so wahnsinnig aufgeregt, wenn die letzten drei Atomkraftwerke länger gelaufen wären. Die deutsche Atomenergie war – soweit man das beurteilen kann – nicht gefährlich“, sagt er im Podcast „Die Wochentester“ (im Gespräch mit den Moderatoren Wolfgang Bosbach und Christian Rach.

Der ehemalige Co-Präsident des Club of Rome stellt die mehrheitliche Stimmung in der Bevölkerung für die Kernkraft in Frage: „Es gibt auch eine gewisse psychologische Seite: Kurz nach dem Fukushima-Desaster war die erdrückende Mehrheit der Deutschen einschließlich CSU klar dafür, dass man aus der Atomenergie endgültig aussteigt. Und jetzt, wo Fukushima 20 Jahre her ist, sind die Leute ganz munter wieder auf der anderen Seite. Weil es so schön bequem ist.“

Von Weizsäcker ist überzeugt: „Es muss nur ein neues Fukushima oder Tschernobyl passieren und dann kippt die Weltmeinung innerhalb von Sekunden.“ Denn die Gefahr bleibe: „Ich bin ein ausgebildeter Physiker und weiß natürlich, dass Atomkraft für Energie und Atombomben physikalisch wahnsinnig nah aneinander sind.“

Der Neffe des ehemaligen Bundespräsidenten hält zudem die Fokussierung der Grünen auf die Windkraft für nicht rational begründet: „Aus ökonomischen Gründen ist die Windenergie das Kind Nummer zwei und nicht Nummer eins.“ Auch zum Ende des Verbrennermotors äußert sich der Physiker: „Wenn man die Herstellungskosten ökologisch betrachtet, dann sieht man, dass vieles von dem Elektroauto-Traum eigentlich am Anfang ziemlich klimaschädlich ist.“