Unternehmen sehen den Klimawandel als wohl die wichtigste Zukunftsherausforderung für sich an. Doch wie dem Klimawandel begegnen. Eine wichtige Herausforderung besteht in der Änderung des persönlichen Mindsets. Mit der Swiss Climate Challenge haben nun Schweizer Unternehmen ein einfaches Tool entwickeln lassen, das erlaubt, die eigene Mobilität und den damit verbundenen Klimafussabdruck zu verfolgen, vergleichen und verbessern.  
Die Swiss Climate Challenge ist eine Initiative von Energie Schweiz, Engagement Migros, South Pole (mit Expertise im Bereich Klimaschutz) und Swisscom. Die Swiss Climate Challenge wird vom Swisscom-Tochterunternehmen NGTI programmiert, welches zudem Auswertungsleistungen erbringt. Weiter wird die Swiss Climate Challenge vom Tracking-Partner MotionTag mit Sitz in Potsdam unterstützt. Ringier und Bluewin sind Medienpartner.
FAIReconomics sprach mit Stephan Leppler , dem Geschäftsführer von MotionTag, dessen Unternehmen die App maßgeblich mit entwickelt hat, und Res Witschi, Leiter Corporate Responsibility bei Swisscom.
Was steht hinter der Idee des Swiss Climate Challenge?
Res Witschi, Swisscom: Die Swiss Climate Challenge stellt ein einfaches Tool zur Verfügung, das erlaubt, die eigene Mobilität und den damit verbundenen Klimafussabdruck zu verfolgen, vergleichen und verbessern.
Die Swiss Climate Challenge ist eine Initiative von Energie Schweiz, Engagement Migros, South Pole (mit Expertise im Bereich Klimaschutz) und Swisscom.
Unser Tracking-Partner Motion-Tag unterstützt die Swiss Climate Challenge mit ihrer Software und Sachleistungen.
Warum habt ihr einen spielerischen Ansatz gewählt?
Res Witschi, Swisscom: Wir haben einen spielerischen Ansatz gewählt über eine „Huckepack-App“, die sich in andere Apps wie z.B. diejenigen von Medienpartnern, Firmen oder NGOs integrieren lässt. Wir glauben daran, dass die Menschen lernen, wenn Sie ihr Verhalten spielerisch reflektieren, vergleichen und verbessern können. Je eher wir uns freiwillig und mit Sportgeist die Herausforderung des Klimawandels angehen, desto weniger werden uns Verbote und Gesetze den Weg zeigen müssen. Wir wollen zeigen, dass mit Transparenz und etwas Kreativität Lösungen gefunden werden können.
Funktioniert die Swiss Challenge auch dann, wenn die App geschlossen ist?
Stephan Leppler, MotionTag: Ja, die App funktioniert auch wenn die App nicht geöffnet ist. Das Ziel ist es den NutzerInnen ein möglichst spielerisch und einfach ein Feedback zu den CO2-Emissionen der persönlichen Mobilität zu geben. Wenn das nicht “einfach funktioniert” sehen wir wenig Chancen viele Leute zu begeistern – es darf nicht kompliziert oder aufwändig sein.
Wie wichtig ist das Thema Transparenz in der Klimadiskussion?
Stephan Leppler: Ich glaube, das Verhaltensänderung mit Bewusstsein anfängt. Man muss zunächst einmal den Zusammenhang zwischen seinem Handeln und den Folgen begreifen. Erst dann hat man die Chance, bewusst Verhaltensweisen zu ändern. Wenn ich dann auch noch positives Feedback bspw. von der App oder aus meinem sozialen Umfeld bekomme, setzt ein Belohnungsgefühl ein, wodurch sich kleine Änderungen in neue Routinen übersetzen.
Res Witschi, Swisscom: Transparenz ist eine erste, wichtige Voraussetzung zum Handeln. Die App macht sichtbar, wie gross der Spielraum ist, innerhalb dessen die Temperaturerhöhung unterhalb von zwei Grad bleibt.
Wie funktioniert die App und wie werden die Daten ausgewertet?
Stephan Leppler, MotionTag: Die App zeichnet automatisch meine Bewegungsmuster auf und berechnet die CO2 Emissionen meiner Mobilität. Das geschieht über eine Menge Algorithmen mittels der Sensorik des Smartphones. Die Daten können in anonymisierter Form genutzt werden um Verkehrskennzahlen zu berechnen und damit dabei helfen bspw. öffnentlichen Verkehr zu verbessern.
Res Witschi, Swisscom: Die App nutzt die Sensoren des Handys für Messung von Standort und Bewegung. Die Daten werden durch das Tracking-Tool von Motion Tag erhoben. Für die App selber werden daraus nur die für das Feedback nötigen Daten wie Distanz und benutzte Verkehrsmittel gewonnen. Datenschutz geniesst höchste Priorität im Projekt. Neben dem persönlichen Feedback werden nur anonymisierte Auswertungen z.B. für Gemeinden oder Städte für den Klimaschutz gemacht.
Warum spielt Mobilität eine so große Rolle in der Klimadiskussion?
Stephan Leppler, MotionTag: Mobilität ist ein Grundbedürfnis und jeder hat kann dabei mitreden und über kleine Änderungen große Effekte erzielen. In Privathaushalten macht Verkehr über 25 % der Emissionen aus. Europaweit sieht es ähnlich aus. Gerade im Verkehr ist das Problem im Vergleich bspw. zur Energieerzeugung, dass das Emissionsniveau seit 1990 nicht gesunken, sondern tendenziell eher angestiegen ist. Das liegt vor allem daran, dass Effizienzmaßnahmen durch gestiegene Verkehrsleistungen sowie größere Motorisierung bei Pkws überkompensiert wurden.
Res Witschi, Swisscom: Im Fall der Mobilität machen die CO2-Emissionen inklusive Fliegen und Mobilität im Ausland rund die Hälfte der persönlichen CO2-Emissionen aus.
Ich muss bei der Nutzung der App meine Bewegungsdaten offenlegen in dem ich meine Bewegungsdaten freigebe. Das funktioniert offensichtlich in der Schweiz, würde das in Deutschland auch funktionieren, ich denke da an das Thema der DGSVO…?
Stephan Leppler, MotionTagJa, das funktioniert in Deutschland genauso. Datenschutzkonformität, Transparenz und hohe Sicherheitsstandards sind Grundvorraussetzung für den Erfolg dieser Technologie. Die DSGVO bietet hier verlässliche Rahmenbedingungen. Die TeilnehmerInnnen stimmen der Nutzung freiwillig zu und wozu Art. 6 1a) der DSGVO die Grundlage bildet.
Könnte die App theoretisch ausrechnen, wie hoch meine CO2 Kompensation in EUR sein Könnte und ließe sich dies beispielsweise auch auf den Unternehmensmobilitätsverbrauch einer Autoflotte skalieren?
Stephan Leppler, MotionTag: Ja, man kann beispielsweise Kompensatationsplattformen wie Atmosfair oder myclimate anschließen, um damit die angefallenen Emissionen zu berechnen. Dies kann dann auch für Unternehmen zugänglich gemacht werden