Die Suche nach einem Endlager für hochradioaktiven Atommüll in Deutschland könnte sich um Jahrzehnte verzögern. Ein Gutachten des Freiburger Öko-Instituts, das im Auftrag des Bundesamts für die Sicherheit der nuklearen Entsorgung (BASE) erstellt wurde, prognostiziert, dass die Standortsuche im besten Fall erst im Jahr 2074 abgeschlossen sein könnte.
Dies wäre 43 Jahre später als ursprünglich geplant. Das Bundesumweltministerium hält diesen Zeitrahmen jedoch für übertrieben und verweist auf laufende Optimierungen im Verfahren.
Ursprünglich war gesetzlich vorgesehen, dass bis 2031 ein geeigneter Standort für das Endlager festgelegt wird. Bereits 2022 hatte das Umweltministerium eingeräumt, dass dieser Zeitplan nicht eingehalten werden kann.
Damals wurden mögliche Abschlussdaten zwischen 2046 und 2068 genannt. Nun bestätigt die neue Studie, dass die Suche noch länger dauern könnte.Die Bundesgesellschaft für Endlagerung (BGE) soll bis Ende 2027 Vorschläge für Standortregionen vorlegen, die in die engere Auswahl kommen.
Besonders bei der anschließenden ober- und untertägigen Erkundung könnten laut Umweltministerium große Zeitgewinne erzielt werden. Diese Potenziale seien im Gutachten nicht ausreichend berücksichtigt worden.
Bundesumweltministerin Steffi Lemke kritisierte das Gutachten als nicht aktuell und betonte, dass es die jüngsten Fortschritte nicht einbeziehen konnte. Ihr Ziel sei es weiterhin, so schnell wie möglich einen sicheren Standort für das Endlager zu finden.Derzeit lagern etwa 27.000 Kubikmeter hochradioaktiver Müll in 16 oberirdischen Zwischenlagern in verschiedenen Bundesländern.
Diese Zwischenlagergenehmigungen laufen vor 2050 aus. Das Endlager soll nach aktuellen Plänen ab 2050 in Betrieb gehen, doch Experten warnen, dass sich die Zwischenlagerung hochradioaktiver Abfälle möglicherweise bis weit ins nächste Jahrhundert verlängern könnte.Die Suche nach einem geeigneten Endlager ist ein komplexes und langwieriges Verfahren, das wissenschaftsbasiert, transparent und unter Beteiligung der Öffentlichkeit durchgeführt wird. Ziel ist es, einen Standort zu finden, der die bestmögliche Sicherheit für einen Zeitraum von einer Million Jahren gewährleistet. Dabei spielen geologische Faktoren wie Gesteinsschichten und Erdbebengefahr eine entscheidende Rolle.
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