Für Familie Müller aus Berlin hat die kalte Jahreszeit stets eine gemütliche Zeit bedeutet, in der man es sich zu Hause warm und behaglich macht. Doch dieses Jahr könnte alles anders werden. Die Unsicherheit über die Zukunft des Heizungsgesetzes und die mögliche Abschaffung zugunsten einer reinen Marktlösung auf Basis von CO₂-Preisen lässt viele Bürger wie die Müllers frösteln – und das nicht nur wegen der sinkenden Temperaturen. Sollten sich CDU und FDP mit ihren Plänen durchsetzen, könnten drastische Mehrkosten auf Millionen Haushalte zukommen.

Eine neue, alarmierende Studie des Öko-Instituts und des Paritätischen Gesamtverbands legt dar, dass ohne das Heizungsgesetz ein CO₂-Preis von 524 Euro pro Tonne erforderlich wäre, um die CO2-Emissionen im gewünschten Maße zu reduzieren. Für Gashaushalte würde das konkret eine Verdopplung des Gaspreises bedeuten. Das Resultat: Eine Familie, die bisher 3.000 Euro jährlich für Heizung ausgab, könnte sich plötzlich mit Zusatzkosten von bis zu 2.660 Euro konfrontiert sehen.

Während das Gebäudeenergiegesetz den Einbau von 65 Prozent erneuerbaren Energien bei neuen Heizungen vorschreibt und somit nur die betrifft, die ihre Heizung erneuern müssen, würde der hohe CO₂-Preis alle Haushalte gleich treffen – einschließlich jener, die bereits in umweltfreundlichere Systeme investiert haben.

Die Studie betont die Notwendigkeit einer sozialen Wärmewende. Anstatt sich auf eine volatile Marktlösung zu verlassen, sollten gezielte Entlastungen und Förderungen eingeführt werden, um Mieter und Geringverdiener vor den drastischen Mehrkosten zu schützen. Innovative Ansätze wie das „Social Leasing“ von Wärmepumpen könnten hierbei eine Lösung bieten. Durch Ratenzahlungen und einkommensabhängige Förderungen könnten auch Haushalte mit geringem Einkommen die Umstellung stemmen, unterstützt durch umfassende Serviceleistungen wie Wartung und Instandhaltung.

Dr. Joachim Rock, Hauptgeschäftsführer des Paritätischen Gesamtverbands, warnt eindringlich vor den sozialen Folgen einer reinen Marktlösung: „Heizen darf nicht zum Luxus werden. Wer alles über den CO₂-Preis regelt, riskiert soziale Verwerfungen, die auf breite Ablehnung stoßen werden. Wir benötigen eine soziale Wärmewende, die Klimaschutz und soziale Gerechtigkeit gleichermaßen berücksichtigt.“

Malte Bei der Wieden, Experte für Wärmewende am Öko-Institut, ergänzt: „Heizungen halten mindestens 20 Jahre. Wenn wir jetzt die Weichen richtig stellen und neue Gas- und Ölheizungen auslaufen lassen, können wir die Klimaziele für 2045 noch erreichen. Das Heizungsgesetz spielt dabei eine entscheidende Rolle.“

Das drohende Ende des Heizungsgesetzes und der Übergang zu einer reinen CO₂-Preis-Regulierung könnten weitreichende, unerwünschte Konsequenzen für das soziale Gefüge und die Klimapolitik Deutschlands haben.