Ein üblicher Vorgang, der viele hundertausend Mal weltweit täglich geschieht: Ein Passagier wählt beim Buchen seines Fluges eine bestimmte Airline. Eine scheinbar banale Entscheidung, die jedoch ein kleines Glied in einer gewaltigen Kette globaler Klimaschutzmaßnahmen darstellt – oder eben nicht. Dieses Szenario spiegelt die Ergebnisse wider, die atmosfair auf der UN-Klimakonferenz 2024 in Baku präsentiert hat. Der neue Airline Index (AAI) zeigt in aller Deutlichkeit: Die globale Luftfahrtbranche verfehlt ihre Klimaziele deutlich und hinkt ihren ohnehin bescheidenen Verpflichtungen hinterher.
Im ersten Jahr nach der Pandemie haben Fluggesellschaften ihre CO₂-Effizienz im Vergleich zu 2019 um lediglich 6 % gesteigert. Was zunächst wie ein Fortschritt klingt, liegt jedoch weit unter den erforderlichen 4 % jährlicher Effizienzsteigerung, die nötig wären, um den Anstieg der CO₂-Emissionen zu stoppen. Tatsächlich verfehlt die Branche inzwischen sogar das ohnehin wenig ambitionierte Ziel der Internationalen Zivilluftfahrtorganisation (ICAO) von 2 Prozent Effizienzsteigerung pro Jahr.
Dietrich Brockhagen, Geschäftsführer von atmosfair, findet klare Worte: „Der Luftverkehr ist fast wieder auf Vor-Pandemie-Niveau. Leider gilt das nicht für die Klimabemühungen. Die Airlines hinken den bereits schwachen Fortschritten vor der Pandemie hinterher und verfehlen jetzt auch noch die ohnehin unzureichenden ICAO-Ziele.“
Status quo: Die Luftfahrt und der Klimaschutz
Der Airline Index zeigt ein ernüchterndes Bild. Während neue, effizientere Flugzeuge wie die Boeing 737MAX-8 oder der Airbus A321neo die Messlatte für CO₂-Effizienz höher legen, sind sie noch die Ausnahme. Keine Airline erreicht die beste Effizienzklasse (A), und nur zwei schaffen es in Klasse B. Der Großteil der Fluggesellschaften verbleibt in den mittleren oder unteren Klassen – ein Beleg für veraltete Flotten und wenig ambitionierte Strategien.
Selbst deutsche Airlines, oft als Vorreiter in Technologie und Nachhaltigkeit angesehen, stagnieren. Lufthansa rutschte im Ranking von Platz 66 auf Platz 97 ab, obwohl sie sich leicht verbessert hat. Condor und TUIfly verzeichneten ebenfalls Rückschritte – ein alarmierender Trend, der zeigt, dass Deutschlands Luftfahrtbranche im internationalen Vergleich an Boden verliert.
Die größten Hindernisse
Der Bericht macht deutlich, dass die Luftfahrt weiterhin zu sehr auf traditionelle Ansätze setzt. Alternative Kraftstoffe wie Bio-Kerosin – gewonnen aus gebrauchten Speisefetten – versprechen zwar eine Reduktion der Emissionen, machen jedoch weniger als 1 % des gesamten Kerosinverbrauchs aus. Selbst Programme wie CORSIA, die es Airlines ermöglichen, ihre Emissionen durch Investitionen in externe Klimaprojekte auszugleichen, ändern wenig an der zentralen Herausforderung: Die Branche muss ihre Emissionen drastisch senken, um mit den Zielen des Pariser Abkommens vereinbar zu sein.
Ein Weg nach vorne: Von Passagieren bis zur Politik
Wo bleibt da unser eingangs erwähnter Passagier? Der Airline Index von atmosfair ist nicht nur ein kritisches Instrument, sondern auch ein Werkzeug zur Orientierung. Mit der Bewertung von über 200 Fluggesellschaften basierend auf deren CO₂-Emissionen pro Passagierkilometer können Reisende bewusst klimafreundlichere Airlines wählen. Eine kleine Entscheidung, die in ihrer Summe den Markt nachhaltig verändern und die Airlines dazu zwingen könnte, Klimaschutz ernster zu nehmen.
Gleichzeitig sind Regierungen und Branchenführer gefragt, mutigere Maßnahmen zu ergreifen. Modernisierung der Flotten, Anreize für alternative Kraftstoffe und strengere Emissionsvorgaben sind dabei essenziell. Auch internationale Abkommen wie CORSIA benötigen stärkere Durchsetzungsmechanismen, um zu verhindern, dass Airlines lediglich Kompensationen nutzen, ohne ihre eigenen Prozesse zu verbessern.
Die Rolle des Einzelnen in einem globalen Problem
Die Daten des Airline Index zeigen eine einfache, aber entscheidende Wahrheit: Die Entscheidungen jedes Einzelnen zählen. Ob es darum geht, bewusst eine effizientere Airline zu wählen, oder ob Unternehmen ihre Reiserichtlinien nachhaltiger gestalten – kleine Schritte summieren sich zu großen Veränderungen.
Während in Baku die Klimapolitik der Zukunft diskutiert wird, ist die Botschaft klar: Der Luftverkehr kann sich keine weitere Verzögerung bei der Klimawende leisten.
Hier geht es zum Airline Index: https://www.atmosfair.de/wp-content/uploads/atmosfair-aai2024-ranking-hintergrund-final.pdf
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