Ein Gastbeitrag von Tobias Beuler – Bausachverständiger, Gründer von Hausbauexperte und Fertighausexperte sowie Autor von „Bau keinen Scheiß“
Bauen ist in den letzten Jahren teurer geworden. Das ist nicht allzu verwunderlich, denn in Zeiten multipler Krisen und steigender Kosten für Ressourcen ist quasi alles teurer geworden.
Doch während es bei Energie und manchen anderen Gütern eine zwischenzeitlich rückläufige Tendenz zu beobachten gab, ist die Schaffung von Wohnraum nur noch teurer geworden. Darunter leidet die gesamte Baubranche und nicht zuletzt die Bauherren, die ihren Traum vom Eigenheim umsetzen wollen.
Trotzdem war und ist der Wunsch, ein Haus für sich und die Familie zu bauen, nach wie vor attraktiv und eines der größten Lebensziele vieler Menschen. Da liegt es nahe, darüber nachzudenken, durch Beschränkung des eigenen Traumes dessen Umsetzung vielleicht doch noch möglich zu machen.
Vielleicht muss es gar nicht der neueste Standard ökologischen oder nachhaltigen Bauens sein? Vielleicht ist der Blick auf möglichst einfache und konventionelle Bauweisen, Stein auf Stein, oder mit einem kleinen standardisierten Fertighaus der richtige Weg, überhaupt noch bauen zu können? Diese Fehleinschätzung beschert Bauherren im schlimmsten Fall noch höhere Baukosten und macht den Traum vom eignen Haus tatsächlich finanziell unmöglich.
So wird zunächst geschaut, welche grundlegenden Arten es gibt, sein Eigenheim bauen zu lassen. Es gibt Massivhäuser und die häufig preislich vergleichsweise attraktiven Fertighäuser von einschlägigen Herstellern, die die besten Repräsentationen ihrer Kunst in den Musterhausparks nahe mancher Autobahn stolz präsentieren. Fertighäuser, so die verbreitete Meinung, bedeuten jedoch häufig Einschränkungen in Bezug auf die ökologische Materialauswahl, die nachhaltige Bauweise und den eigenen Gestaltungsspielraum.
Massivhäuser sind teurer – heute schnell zu teuer – aber dafür das passende Konzept für die Ansprüche der Bauherren. Weil dort Materialien und Bauweise eben nicht „fertig“ vorgegeben sind, können die Bauherren hier akzentuieren, was ihnen wichtig ist, so die Annahme. Massivhäuser sind massiv und Fertighäuser sind fertig?! Das ist ebenso naheliegend wie häufig falsch.
Alle Vorurteile über Fertighäuser sind zutreffend. Und gleichzeitig sind sie alle oft überholt. Je nach Hersteller können Fertighäuser heute die höchsten ökologischen und Nachhaltigkeitsstandards erfüllen. Und es ist häufig für die Bauherren sogar günstiger und genauso leicht umzusetzen, ihr Fertighaus individuell planen zu lassen. Bauherren gehen davon aus, dass es am günstigsten ist, ein Haus zu kaufen wie einen guten Anzug. Von der Stange ist es billiger und wenn man sich etwas maßschneidern lässt und noch individuell Materialien auswählen möchte, dann wird es teuer.
Treten die Bauherren jedoch entgegen ihrer Intuition mit einem eigenen Plan und einer eigenen Architektenplanung an die guten Fertighaushersteller heran und lassen sich dort ihren Traum vom Haus kalkulieren, so können sie häufig davon profitieren, dass das Haus an ihre Ansprüche angepasst und quasi „auf Taille geschnitten“ wird. Bei durchschnittlichen Baukosten von rund 3000 € pro Quadratmeter, ist jeder Quadratmeter, der mit einem klugen und etwas kleineren Grundriss geplant wird, häufig der beste Hebel, um Geld zu sparen.
Nachhaltige und ökologische Bauweisen gehören bei etlichen Fertighausherstellern zudem ohnehin dazu. Sie erreichen ihren Kostenvorteil gegenüber den Massivhäusern heute nur noch in Ausnahmefällen durch minderwertige Materialien und zweitklassige Technologie. Sie ziehen ihren Vorteil daraus, dass die Häuser in einer Fabrikation sehr routiniert und unter optimalen Bedingungen als große Elemente fertig gebaut und dann auf der Baustelle nur noch aufgestellt werden. Und mehr noch: manche Massivhaus-Hersteller versuchen heute, den Kostenvorteil und der schnellen Bauweise der Fertighäuser nachzufeiern und kompensieren ihren Geschwindigkeitsnachteil manchmal durch eher nachteilige Materialien, wie Porenbeton und Styropor, die viele Fassaden schmücken.
Es gibt sehr kluge Einsparpotenziale beim eigenen Haus. Die Berücksichtigung von ökologischen oder nachhaltigen Baumaterialien und Standards gehört sicherlich nicht dazu. Vielmehr können Bauherren durch kluge Planung ihres eigenen Hauses ein vernünftiges Sparpotenzial freilegen, das unerfahrenen Bauherren oft verborgen bleibt. Eine gute Architekten-Planung spart Quadratmeter. Ein Fertighaus spart Bauzeit und damit Geld.
So kommt es dann auch, dass ein ökologisches und nachhaltiges Haus heutzutage keineswegs eine weitere Erschwernis des Traums vom Eigenheim darstellen muss. Es kann sogar in gewisser Weise die Lösung für diese Herausforderung sein.
Wer heute „gut“ bauen und dabei ein gewisses Budget einhalten will, sollte mit einem eigenen Plan vom Haus mindestens zwei oder drei gute Fertighausfirmen ansprechen. Wer dann ab und an noch um die Ecke denkt und nicht den gängigen Meinungen folgt, der kann nachhaltiges Bauen und eine einigermaßen preisbewusste Kalkulation in Bezug auf das eigene Traumhaus unter einen Hut bringen.
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