In Norddeutschland gibt es aktuell mindestens 60 große illegale Müllkippen, wie Recherchen des NDR Politikmagazins „Panorama 3“ ergeben haben. An diesen Standorten lagern zwischen 100 und 650.000 Tonnen Abfall ohne Genehmigung.

Bei den Müllablagerungen handelt es sich vor allem um Bauabfälle (38 Standorte) und Altreifenlager (11 Standorte). In mindestens neun Fällen geht nach amtlichen Feststellungen eine Gefahr von den Abfällen aus. So könnten beispielsweise Grundwasser und Boden verunreinigt werden. Die Entsorgung des Mülls kostet je nach Standort zwischen einigen tausend und mehreren Millionen Euro. Wenn von einer illegalen Müllkippe Gefahr ausgeht, wird diese auf Kosten der Steuerzahler und Steuerzahlerinnen geräumt.

Dabei sind eigentlich die Verursacher und Verursacherinnen oder Grundstückseigentümer dafür verantwortlich, den Müll zu entsorgen. Doch an vielen Standorten entziehen sie sich dieser Verantwortung, zum Beispiel, weil Eigentümer insolvent gegangen sind. Dann haben Kommunen und Behörden kaum eine Chance, erklärt Jürgen Buchwald, Staatsekretär im Landwirtschafts- und Umweltministerium von Mecklenburg-Vorpommern:

„Dann ist es extrem schwierig, die tatsächlichen Verursacher zu greifen und zu zwingen, dass sie für die Entsorgung aufkommen“. Beispielhaft für solch einen Vorgang ist der Standort Neverin in Mecklenburg-Vorpommern. Hier lagern seit mehr als 20 Jahren mindestens 71.000 Tonnen Bauschutt und Plastik.“

Offenbar werden die Methoden, Verantwortung für illegale Müllhalden zu verschleiern, immer kreativer, wie Recherchen von „Panorama 3“ zeigen. So wurden in mindestens zwei Fällen sogenannte Briefkastenfirmen im Ausland genutzt. Gehört das Grundstück nämlich einer ausländischen Firma, ist es für deutsche Behörden kaum möglich, eine Räumung durchzusetzen oder bereits entstandene Kosten zurückzufordern.

Die meisten illegalen Mülllager liegen laut Abfrage von „Panorama 3“ in Niedersachen (32 Standorte). Viele davon sind nicht älter als fünf Jahre. Insgesamt 22 illegale Abfalllager entfallen auf das Bundesland Mecklenburg-Vorpommern. Der Großteil davon ist älter als zehn Jahre und durch die Insolvenz von Recycling-Unternehmen entstanden. In Schleswig-Holstein gibt es fünf illegale Müllkippen. In Hamburg keine, die mehr als 100 Tonnen umfasst. Die größte illegale Ablagerung befindet sich im Bremer Ölhafen. Dort lagern 650.000 Tonnen kontaminierte Erden.

Für die Recherche hat „Panorama 3“ bei den zuständigen Landkreisen, Aufsichtsämtern und Ministerien dort bekannte illegale Ablagerungen ÜBER 100 Tonnen abgefragt.