Der Klimawandel setzt der globalen Kaffeeproduktion stark zu. Besonders die beliebteste Kaffeesorte, Coffea arabica, ist gefährdet. Rund 60 % des weltweit konsumierten Kaffees stammen von dieser empfindlichen Pflanze, deren Anbau laut Expertenprognosen bis 2050 aufgrund der Klimaveränderungen um bis zu 80 % zurückgehen könnte.

Doch es gibt Hoffnung – und die liegt vielleicht in einer robusteren Alternative: Coffea robusta, die bisher den restlichen Anteil des globalen Kaffeekonsums ausmacht, ist widerstandsfähiger gegenüber extremen Klimaeinflüssen und könnte höhere Erträge unter schwierigen Bedingungen liefern.

Forscher haben in einer neuen Studie, die in der Fachzeitschrift Crop Science veröffentlicht wurde, zwei Strategien identifiziert, um die Kaffeeproduktion angesichts des Klimawandels zu sichern: Die Anpassung des Kaffeeanbaus an neue Umweltbedingungen und die Züchtung klimaresistenter Arten. Im Fokus steht dabei Coffea robusta, die nicht nur eine größere genetische Vielfalt aufweist, sondern auch eine bemerkenswerte Anpassungsfähigkeit.

Robusta in den brasilianischen Highlands: Ein Erfolgsversuch

Um herauszufinden, wie robust Robusta tatsächlich ist, isolierten die Forscher 27 Genotypen der Pflanze und testeten sie an verschiedenen Standorten in den kühleren Hochlagen Brasiliens, dem weltweit größten Produzenten von Arabica-Kaffee. Diese Gebiete sind traditionell das Zuhause der Arabica-Pflanze, die kühle und trockene Bedingungen bevorzugt, während Robusta normalerweise in wärmeren Gegenden gedeiht.

Das Ziel dieses Anbauexperiments war es, die „Plastizität“ von Robusta zu messen – also die Fähigkeit, unter unterschiedlichen Umweltbedingungen stabil zu bleiben und weiterhin hohe Erträge zu liefern. Neben der Erntemenge wurde auch der Geschmack, die sogenannte „Cup Quality“, untersucht. Über einen Zeitraum von vier Jahren sammelten die Forscher Daten und erzielten überraschende Ergebnisse.

In einigen der kühleren Anbauregionen schnitt Robusta unerwartet gut ab. In einem der Standorte produzierte sie fast 75 Säcke Kaffeebohnen pro Hektar, ein Ertrag, der ähnlich hoch ist wie in wärmeren Regionen. Darüber hinaus identifizierten die Forscher fünf Genotypen, die auch bei niedrigeren Temperaturen stabile Erträge lieferten – ein klares Zeichen für die Klimaflexibilität von Robusta.

Eine vielversprechende Alternative für Arabica

Die Ergebnisse legen nahe, dass Robusta-Arten möglicherweise Arabica in kühleren Hochlagen ersetzen könnten, wo letztere durch den Klimawandel Schwierigkeiten bekommen könnte. Robusta hat jedoch noch weitere Vorteile: Die Pflanze benötigt weniger Wasser und Dünger, was sie zu einer nachhaltigeren und für Bauern wirtschaftlich attraktiveren Option macht.

Neben den erfolgreichen Tests in den kühlen Hochlagen Brasiliens werden derzeit auch Experimente in Florida durchgeführt, um zu untersuchen, wie Robusta mit noch höheren Temperaturen zurechtkommt. Ein weiterer Genotyp zeigte hier eine bemerkenswerte Anpassungsfähigkeit an die steigenden Temperaturen, was darauf hindeutet, dass Robusta sowohl in kälteren als auch in wärmeren Klimazonen erfolgreich angebaut werden könnte.

Weitere klimaresistente Kaffeesorten

Neben Coffea robusta gibt es weltweit noch weitere vielversprechende Kaffeesorten, die gegen den Klimawandel gewappnet sein könnten:

  1. Coffea stenophylla: Diese seltene Kaffeeart stammt aus Westafrika und ist bekannt für ihren ausgezeichneten Geschmack, der dem von Arabica ähnelt. Sie zeigt jedoch eine höhere Widerstandsfähigkeit gegen Hitze und Trockenheit und könnte daher eine wichtige Rolle bei der Anpassung der Kaffeeproduktion an den Klimawandel spielen. Erste Versuche in Sierra Leone deuten auf vielversprechende Erträge hin.
  2. Coffea liberica: Diese Art wird in einigen Teilen Afrikas und Asiens angebaut und ist widerstandsfähiger gegen Krankheiten und hohe Temperaturen. Zwar hat Liberica einen anderen Geschmack als Arabica, aber ihre Robustheit könnte sie zu einer wertvollen Alternative machen, besonders in Regionen, die durch den Klimawandel besonders betroffen sind.
  3. Hybride Arabica-Varietäten: Forscher arbeiten an der Entwicklung von Hybriden aus Arabica und Robusta, um die Vorteile beider Arten zu kombinieren. Solche Hybride könnten sowohl die Qualität von Arabica als auch die Widerstandsfähigkeit von Robusta in sich vereinen und so eine langfristige Lösung für den Kaffeeanbau bieten. Erste Hybridsorten wie Centroamericano oder H1 zeigen bereits positive Ergebnisse in Bezug auf Ertrag und Widerstandsfähigkeit.

Fazit: Ein robuster Ansatz für die Zukunft des Kaffees

Obwohl die Forschung zu Coffea robusta und anderen klimaresistenten Sorten noch in den Kinderschuhen steckt, sind die Ergebnisse vielversprechend. Die genetische Vielfalt von Robusta bietet eine Grundlage für neue Züchtungen, die den Kaffeebauern helfen könnten, sich an die Herausforderungen des Klimawandels anzupassen.

Während die Bedrohung für den traditionellen Arabica-Kaffee real ist, zeigt die Entdeckung von robusteren Alternativen, dass es Lösungen gibt. Mit einem klaren Fokus auf Anpassung, Innovation und nachhaltigem Anbau könnte die Zukunft des Kaffees trotz der Herausforderungen gesichert werden – und unser morgendlicher Kaffee bleibt uns hoffentlich noch lange erhalten.