Während Klimarisiken für die Finanzbranche zunehmend real werden, wächst der politische Widerstand gegen nachhaltige Investitionen – insbesondere aus den USA.
Die Finanzwelt steht an einem Scheideweg: Einerseits erkennen immer mehr Institutionen die finanziellen Risiken des Klimawandels und die Notwendigkeit, diese in ihre Strategien zu integrieren. Andererseits wächst der politische Druck, insbesondere aus den Vereinigten Staaten, gegen nachhaltige Finanzpraktiken.
Politischer Druck aus den USA
In den USA haben mehrere republikanisch geführte Bundesstaaten Maßnahmen ergriffen, um Finanzinstitutionen zu sanktionieren, die Umwelt-, Sozial- und Governance-Kriterien (ESG) in ihre Investitionsentscheidungen einbeziehen. Texas beispielsweise hat BlackRock auf eine schwarze Liste gesetzt, die Unternehmen aufführt, die angeblich fossile Brennstoffe boykottieren. Dies führte dazu, dass BlackRock sich aus der Net-Zero Asset Managers Initiative zurückzog.
Darüber hinaus haben elf republikanische Bundesstaaten Klagen gegen große Vermögensverwalter wie BlackRock, Vanguard und State Street eingereicht. Sie werfen diesen vor, durch ihre nachhaltigen Investitionsstrategien den Kohlemarkt zu beschränken und die Stromkosten zu erhöhen.
Diese politischen Maßnahmen haben dazu geführt, dass die Unterstützung für ESG-Initiativen in den USA auf ein Rekordtief gesunken ist. Viele Investoren betrachten ESG-Vorschläge als überzogen oder wirtschaftlich nicht tragfähig.
Notwendigkeit, Klimarisiken zu adressieren
Trotz des politischen Gegenwinds bleibt die Notwendigkeit, Klimarisiken in der Finanzbranche zu berücksichtigen, bestehen. Der Financial Stability Board warnt, dass extreme Klimaereignisse und eine unkoordinierte Umstellung auf eine kohlenstoffarme Wirtschaft destabilisierende Auswirkungen auf das Finanzsystem haben könnten.
Studien zeigen, dass physische Risiken wie Überschwemmungen und Waldbrände bereits die Inflation beeinflussen und somit die Geldpolitik betreffen.
Um diesen Herausforderungen zu begegnen, haben Organisationen wie das Network for Greening the Financial System (NGFS), dem über 100 Zentralbanken und Aufsichtsbehörden angehören, Empfehlungen entwickelt, wie Klimarisiken in die Finanzaufsicht integriert werden können.
Die Finanzbranche steht vor der Herausforderung, Klimarisiken angemessen zu adressieren, während sie gleichzeitig politischem Druck ausgesetzt ist. Die Entwicklungen in den USA zeigen, wie politische Maßnahmen nachhaltige Finanzstrategien beeinflussen können. Dennoch bleibt die Integration von Klimarisiken in Finanzentscheidungen unerlässlich, um langfristige Stabilität und Nachhaltigkeit zu gewährleisten.