Kenias berühmter Kaffee, oft als „schwarzes Gold“ bezeichnet, steht unter enormem Druck. In den fruchtbaren, vulkanischen Hochländern von Komothai im zentralen Kenia produzieren Landwirte wie Simon Macharia ihren Kaffee auf kleinen Plantagen, die sich über die Hügel erstrecken. Ein BBC-Bericht beschreibt ausführlich die harten Bedingungen, unter denen diese Bauern arbeiten. Durch steigende Temperaturen, unregelmäßige Regenfälle und wirtschaftliche Ungleichheiten gerät die Zukunft dieser traditionsreichen Branche zunehmend in Gefahr.
Wirtschaftliche Bedeutung der Kaffeeindustrie in Kenia
Laut Fairtrade International trägt die Kaffeeindustrie rund ein Prozent zum Bruttoinlandsprodukt (BIP) Kenias bei und stellt eine bedeutende Devisenquelle dar. Mehr als 150.000 Menschen sind direkt in der Kaffeeproduktion beschäftigt, und weitere Hunderttausende arbeiten in Verarbeitung und Export. Vor allem in ländlichen Regionen sichert der Kaffeeanbau das Haupteinkommen vieler Familien. Die wirtschaftliche Bedeutung geht jedoch über die Beschäftigung hinaus, da er auch für den Ausbau der lokalen Infrastruktur, Schulen und Gesundheitszentren entscheidend ist.
Der Anbau und die Bedeutung der Höhenlage
Kaffee wächst am besten in Höhenlagen zwischen 1.000 und 2.000 Metern, wo moderate Temperaturen und regelmäßige Niederschläge herrschen. Berichten lokaler Kaffeeverbände zufolge befinden sich viele kenianische Anbaugebiete genau in diesen Höhenlagen, was maßgeblich zur hohen Qualität der Bohnen beiträgt. Doch durch den Klimawandel steigen die Temperaturen, sodass sich die für den Kaffeeanbau geeigneten Zonen weiter nach oben verschieben. Einige Bauern berichten bereits, dass ehemals produktive Felder aufgegeben werden mussten, da sie durch veränderte Wetterbedingungen unbewirtschaftbar wurden.
Klimawandel als existenzielle Bedrohung
John Murigi, Vorsitzender der Komothai Coffee Society, die über 8.000 Kaffeebauern vertritt, schildert im gleichen BBC-Beitrag, wie drastisch sich die Klimaveränderungen auswirken. Kälteeinbrüche und unregelmäßige Regenfälle hätten in den letzten Jahren zu starken Ertragseinbußen geführt. Das veränderte Klima begünstigt zudem den Befall durch Schädlinge und Krankheiten wie den Kaffeekirschenpilz, der bis zu 80Prozent einer Ernte zerstören kann. Murigi berichtet, dass viele Bauern auf Pestizide zurückgreifen, um Ernteverluste zu minimieren, was jedoch langfristig die Bodenqualität verschlechtert und gesundheitliche Risiken birgt.
Regierungsmaßnahmen zur Unterstützung der Kaffeebauern
Angesichts des Drucks, Arbeitsplätze zu schaffen und gleichzeitig den Export zu stärken, hat Präsident William Ruto laut lokaler Medien Initiativen gestartet, um Kaffeebauern zu unterstützen. Dazu gehören Subventionen für Dünger, Kredite mit niedrigen Zinsen und Projekte zur Anpassung an den Klimawandel, wie der Bau von Wasserreservoirs und die Einführung widerstandsfähigerer Kaffeesorten. Kritiker bemängeln jedoch, dass diese Maßnahmen oft nur einen kleinen Teil der betroffenen Bauern erreichen und nicht ausreichend finanziert sind. Experten fordern eine stärkere Investition in Bewässerungssysteme, Schulungen für nachhaltigen Anbau und den Ausbau von Kooperationsprojekten.
Rolle der internationalen Klimaverhandlungen und Entwicklungsprogramme
Internationale Klimaverhandlungen, wie die UN-Klimakonferenzen, bieten eine Plattform, um die Anliegen von Entwicklungsländern wie Kenia zu adressieren. Das Pariser Abkommen legt Rahmenbedingungen für finanzielle Hilfen und Klimaprojekte fest, die als Grundlage für Anpassungsmaßnahmen dienen könnten. Das European Gateway-Programm könnte Investitionen in nachhaltige Infrastruktur und landwirtschaftliche Projekte fördern, die den Kaffeebauern zugutekommen. Durch Partnerschaften mit lokalen Organisationen könnten Ressourcen gezielt in Schulungen und Technologien zur besseren Wassernutzung fließen.
Die deutsche Entwicklungszusammenarbeit hat bereits mit der GIZ und der KfW-Bankengruppe Projekte zur nachhaltigen Landwirtschaft unterstützt. Mit zusätzlichen Mitteln könnten Programme zur Einführung moderner Bewässerungssysteme und zur Förderung widerstandsfähiger Anbaumethoden erweitert werden. Die Zusammenarbeit mit kenianischen Genossenschaften könnte zudem die Einführung von Pilotprojekten erleichtern.
Rolle der internationalen Gemeinschaft
Organisationen wie Fairtrade International betonen die Bedeutung des fairen Handels und der Bereitstellung zusätzlicher Finanzmittel, um die Resilienz der Kaffeebauern zu stärken. Laut Berichten der Weltbank und anderer NGOs umfassen aktuelle Projekte Schulungen zur Bodenregeneration, Aufforstungsmaßnahmen und Investitionen in umweltfreundliche Technologien. Handelsabkommen mit besseren Konditionen könnten den Export stabilisieren und den Landwirten größere Gewinnmargen ermöglichen.
Auswirkung auf den Teeanbau
Nicht nur der Kaffeeanbau ist von den klimatischen Veränderungen betroffen. Laut der Kenya Tea Development Agency (KTDA) hat auch der Teeanbau mit den Folgen des Klimawandels zu kämpfen. In traditionellen Hochlandregionen, wo Tee besonders gut wächst, führen veränderte Niederschlagsmuster und steigende Temperaturen zu Ertragsrückgängen. Kleinbauern sind hier besonders stark betroffen, da sie oft nicht über die finanziellen Mittel verfügen, um ihre Anbaumethoden an die neuen Bedingungen anzupassen.
Wassermangel als weiteres Problem
Joseph Kimani, ein Bauer aus der Region, berichtet, dass zur Produktion einer einzigen Tasse Kaffee bis zu 140 Liter Wasser benötigt werden. Er betont, dass die Wasserstände der Flüsse durch extreme Dürren und heftige Regenfälle erheblich gesunken sind. Viele Bauern greifen daher zunehmend auf Flusswasser zurück, um ihre Felder zu bewässern. John Murigi weist darauf hin, dass nicht allein der Kaffeeanbau für den Wassermangel verantwortlich sei, jedoch verdeutliche der hohe Wasserverbrauch die Dringlichkeit innovativer Lösungen.
Lösungsansätze: Klimaanpassung und Nachhaltigkeit
Einem GIZ-Bericht zufolge, haben bereits zahlreichen Bauern Anpassungsmaßnahmen ergriffen. Sie pflanzen Bäume, um Schatten für die Kaffeepflanzen zu spenden und die Feuchtigkeit im Boden zu erhalten. Schulungen zu ressourcenschonendem Anbau und effizientem Wasserverbrauch helfen, den Klimawandel abzufedern. Die kenianische Regierung unterstützt diese Maßnahmen durch Agroforst-Projekte und internationale Kooperationsprogramme. Allerdings betonen Experten, dass ein umfassenderer Zugang zu globalen Klimafonds notwendig ist, um großflächige Projekte zu finanzieren.
John Murigi fordert zudem, dass die Bezahlung der Kaffeebauern fairer gestaltet werden müsse, um ihre Existenz langfristig zu sichern. Der Ausbau von Direktvermarktungsprojekten und Fairtrade-Initiativen könne dazu beitragen, Zwischenhändler zu umgehen und den Bauern höhere Gewinne zu ermöglichen.
Der Weg in die Zukunft
Der BBC Bericht aber und Fairtrade International zeigen, dass die Herausforderungen für die kenianische Kaffeeindustrie enorm sind. Simon Macharia beschreibt, dass die Unsicherheit so groß sei, dass viele Eltern ihren Kindern raten, nicht in den Kaffeeanbau einzusteigen. Dennoch sind Klimaschutzmaßnahmen, internationale Unterstützung und nachhaltige Anbaumethoden der Schlüssel, um Kenias „schwarzes Gold“ für kommende Generationen zu bewahren.
[…] Kenias kostbares Kaffeeerbe in Gefahr: Herausforderungen und Lösungswege im Klimawandel. fair-economics.de Politik: Äthiopien und Somalia nehmen diplomatische Beziehungen wieder auf. derstandard.at Kenia […]