ITK Technologien setzen sich immer stärker auch im medizinischen Bereich durch. Dabei nehmen vor allem minimalinvasive Eingriffe  – da wo es möglich ist – zu.
Ihr Vorteil: Die nur kleinem chirurgischen Schnitte halten mögliche Folgekomplikationen so gering wie möglich. Deshalb können minimalinasive Eingriffe durchaus als nachhaltig bezeichnet werden. In den USA werden inzwischen rund 80 Prozent aller radikalen Prostatatektomien – sprich die totale Entfernung der Prostata – etwa bei Krebs – computergestützt durchgeführt, erläutert Gary S. Guthardt, CEO von Intuitive Surgical, einem US Anbieter von minimalinvasiver Operationstechnik, im Gespräch mit greenmag.de.

Das vom Unternehmen unter dem Name „Da Vinci“ entwickelte System ermöglicht es den operierenden  Ärzten vor allem an den Stellen schonen zu operieren, die äußerst präzises Vorgehen erfordern. Dabei bedient der operierende Arzt  einen Computer, der die Befehle an drei Operationsarme und einen Kameraarm überträgt. Dank eines 3D-Abbildungssystems und beweglicher Spitzen an den OP-Werkzeugen ermöglicht das Gerät präzise Eingriffe im Bauchbereich.
Schwere Eingriffe – geringe Schnitte
Dabei werden schwere Eingriffe über kleinste Schnitte vorgenommen. Sie können Patienten von den Vorteilen einer zuverlässigen Behandlung profitieren, zudem haben sie aufgrund viel kleinerer Wundöffnungen signifikant weniger Schmerzen. Auch den  Krankenhäusern und vor allem den Krankenkassen kommt diese Operationsmethode zu Gute: Die mit der minimalinvasiven Technik therapierten Patienten haben keine langen Liegezeiten in den Hospitälern und können schnell wieder in ihren Alltag zurückkehren. Dabei legt Guthardt Wert darauf festzustellen, dass das da Vinci-Chirurgiesystem nicht von einem Roboter kontrolliert wird. Der Chirurg sei während des gesamten Operationszeitraumes Herr des Verfahrens und würde lediglich von der IT unterstützt.
Im vergangenen Jahr übrigens führte ein Team unter der Leitung von Prof. Rainer Kimmig, Direktor der Klinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe, die europaweit erste gynäkologische Operation mit diesem System erfolgreich durch. Die Chirurgen profitierten dabei von einem verbesserten Instrumentenarm, einem verbesserten Endoskop sowie den dünneren, noch beweglicheren Instrumententrägern, die eine noch einfachere und für die Patientin schonendere Operation ermöglichten.

Umfangreiche Schulung
Vorausgegangen war eine umfangreiche Schulungs- und Testphase mit dem neuen System: „Bisher haben wir bereits über 500 Patientinnen erfolgreich mit Unterstützung eines OP-Roboters operiert und sind damit eine der führenden Frauen-Kliniken Deutschlands in diesem Gebiet. Trotz dieser umfangreichen Erfahrung muss man sich beim Einsatz eines neuen Roboters umstellen und die neuen Funktionen erst genau kennenlernen, bevor man mit ihm operiert.
Daher haben wir alle Operateure intensiv im Umgang mit dem ‚da Vinci XI-System geschult und den Roboter dabei ausgiebig getestet. Diese Vorbereitung hat sich gelohnt: Wir konnten die Gebärmutter innerhalb von rund 30 Minuten ohne Komplikationen entfernen“, erläutert Prof. Kimmig, der von den Vorteilen der minimalinvasiven Chirurgie überzeugt ist: „Patientinnen profitieren von geringerem Blutverlust, haben weniger Schmerzen und erholen sich oft deutlich schneller, als bei herkömmlichen Operationsmethoden.
Aber auch für die Operateure sei eine robotergestützte Operation vorteilhaft: „Die Kamera bietet ein gestochen scharfes Bild in 3D direkt vom Operationsgebiet, die Roboterarme lassen sich noch flexibler als die eigenen Hände einsetzen und sind zudem ermüdungsfrei, außerdem sitzt der Operateur in einer ergonomisch optimalen Position und kann selbst während stundenlanger, komplexer Eingriffe in entspannter Körperhaltung hochkonzentriert arbeiten“, so Prof. Kimmig. Vor einer Operation würden natürlich immer alle Optionen geprüft: „Ist eine ‚herkömmliche‘ Methode zielführender, greifen wir natürlich darauf zurück“, so Kimmig weiter. Aufgrund der Vorteile seien jedoch bereits weitere Operationen mit dem System geplant: „In unserem Fach gibt es heute kaum mehr Eingriffe, die einen Bauchschnitt erfordern“, so Kimmig abschließend.
Yvette Wrigley