Staub wirbelt durch die Straßen von Kinshasa, einer der am schnellsten wachsenden Metropolen der Welt. Die Luft ist erfüllt von einem ohrenbetäubenden Durcheinander aus hupenden Autos, Straßenhändlern, die ihre Waren anpreisen, und dem Rhythmus der Baustellen. Hier wird die Zukunft Afrikas gebaut – unkontrolliert, improvisiert, mit Hoffnung und Verzweiflung zugleich.

Auf der anderen Seite des Globus, in Dhaka, stauen sich Millionen Menschen in engen Gassen, während die brütende Hitze und drohende Monsunfluten den Alltag zu einem ständigen Überlebenskampf machen. Die Städte des 21. Jahrhunderts sind nicht nur Zentren von Innovation und Wirtschaftskraft, sondern auch die Bühne für einige der größten Herausforderungen unserer Zeit.

Die Urbanisierung rast mit einer Wucht voran, die Stadtplaner, Regierungen und Entwicklungsorganisationen oft überfordert. Bis 2050 wird sich das globale Bevölkerungswachstum zu 90 Prozent in Städten abspielen – ein Prozess, der vor allem in Afrika und Asien stattfindet. Doch dieses Wachstum folgt selten geordneten Bahnen: informelle Siedlungen, prekäre Lebensbedingungen, fehlende Infrastrukturen und die wachsende Belastung durch die Klimakrise prägen das Bild. Überschwemmungen, Hitzewellen und extreme Wetterereignisse treffen vor allem die ärmsten Stadtbewohner, die bereits jetzt mit unzureichendem Zugang zu Wasser, Strom und Gesundheitsdiensten kämpfen.

Der Entwicklungspolitische Urbanisierungsbericht der Bundesregierung greift genau diese Herausforderungen auf – und liefert gleichzeitig Perspektiven. Der Bericht ist eine eindringliche Bestandsaufnahme, aber auch ein mutiger Blick in die Zukunft. Er stellt die Frage, wie Städte nicht nur Orte des Überlebens, sondern Zentren des Lebens werden können: grüne, gerechte, widerstandsfähige und inklusive Oasen in einer sich wandelnden Welt.

Herausforderungen einer urbanen Zukunft

Die Probleme sind komplex und eng miteinander verwoben. In vielen Regionen entstehen Städte schneller, als sie geplant oder verwaltet werden können. Das Resultat: ein unkontrolliertes Wachstum, das oft mit der Ausbreitung von Elendsvierteln einhergeht. Bildungseinrichtungen und Gesundheitsdienste geraten an ihre Grenzen, während die wirtschaftlichen Chancen für die Bevölkerung begrenzt bleiben. Gleichzeitig verschärft der Klimawandel diese Missstände. Wenn in Lagos das Wasser knietief in den Straßen steht oder in Karachi die Temperatur monatelang die 40-Grad-Marke überschreitet, wird deutlich, wie verwundbar diese Städte sind.

Doch Städte sind nicht nur Problemherde – sie sind auch Motoren des Wandels. Sie vereinen kulturelle Vielfalt, wirtschaftliche Dynamik und technologische Innovation. Mit den richtigen Ansätzen können sie Vorreiter einer klimaneutralen und gerechten Welt sein. Der Bericht der Bundesregierung macht deutlich, dass eine nachhaltige Urbanisierung kein utopischer Traum bleiben muss. Er zeigt Wege auf, wie Städte zu Knotenpunkten globaler Entwicklungs- und Klimastrategien werden können.

Die Rolle der deutschen Entwicklungszusammenarbeit

Eine zentrale Botschaft des Berichts ist die Bedeutung der sozialen Gerechtigkeit. Diskriminierende Stadtplanung, die Ressourcen ungleich verteilt, verschärft bestehende Ungleichheiten. Besonders marginalisierte Gruppen wie Frauen, Kinder, ältere Menschen und Menschen mit Behinderungen müssen stärker berücksichtigt werden. Hier setzt die deutsche Entwicklungszusammenarbeit an: durch die Stärkung lokaler Regierungen, die Förderung innovativer Ansätze und die Integration sozialer Bedürfnisse in die Stadtentwicklung.

Die Bundesregierung unterstützt beispielsweise Projekte wie energieeffizienten Wohnungsbau in Indien oder nachhaltige Verkehrssysteme in Nairobi. Solche Maßnahmen zeigen, dass transformative Veränderungen möglich sind, wenn ökologische, ökonomische und soziale Aspekte miteinander verbunden werden.

Internationale Kooperation als Schlüssel

Ohne internationale Zusammenarbeit werden die Herausforderungen der Urbanisierung nicht zu bewältigen sein. Plattformen wie UN-Habitat und Cities Alliance bündeln Wissen, Ressourcen und technische Expertise, um Städte weltweit resilienter und lebenswerter zu machen. Besonders in Subsahara-Afrika, wo das Bevölkerungswachstum besonders rasant ist, sind solche Kooperationen unerlässlich. Deutsche Initiativen arbeiten hier Hand in Hand mit lokalen Regierungen und Organisationen, um nachhaltige Lösungen zu entwickeln – von klimafreundlicher Infrastruktur bis hin zu Maßnahmen zur Anpassung an die Klimakrise.

Eine Roadmap für die Zukunft

Der Bericht ist mehr als eine Analyse; er ist eine Handlungsanleitung. Er fordert mutige, langfristige Strategien, um Städte zu Zentren von Nachhaltigkeit und sozialer Gerechtigkeit zu machen. Städte sind nicht nur Orte, an denen die Folgen globaler Krisen sichtbar werden – sie sind auch Schlüsselakteure, wenn es darum geht, Lösungen zu entwickeln.

Die Herausforderung ist immens, doch die Chancen sind es ebenso. Städte können die treibende Kraft für eine gerechtere und klimaneutrale Zukunft sein – wenn wir sie dazu machen. Der Bericht erinnert uns daran, dass Urbanisierung nicht Schicksal ist, sondern Gestaltungsmöglichkeit. Die Zeit zu handeln ist jetzt.