Immer mehr Deutsche reisen mit den CO2-intensiven Verkehrsmitteln wie Flugzeug und Auto in den Urlaub. 
So positiv die Reiselust ist, so negativ sind vielerorts die Konsequenzen des Massen- und Individualtourismus: Der sogenannte Overtourism sorgt für eine steigende Umweltbelastung und mehr Ressourcenverbrauch in den Urlaubsländern. Auch Preissteigerungen, die vor allem die lokale Bevölkerung trifft, und soziale Ausbeutung sind vielerorts ein Problem. Umso wichtiger ist es, nachhaltig zu reisen.
Reiseplanung: Bus und Zug statt Flugzeug und Auto
Wenn viele Millionen Menschen fliegen, ist das aus Klimagesichtspunkten eine schlechte Neuigkeit. Ein Flugzeug stößt auf einer Strecke von 100 Kilometern mehr als doppelt so viel CO2 pro Person aus wie ein Pkw und sogar fast zehnmal so viel wie ein Zug. Wer seine Reise nachhaltig plant, sollte sich auch überlegen, ob es eine Fernreise sein muss. Oder ob ein Urlaub mit Bus oder Bahn zu nahegelegenen Reisezielen ohne langwierige, teure Anreise nicht entspannender ist. Das Flugzeug ist zudem nicht immer die günstigste und schnellste Alternative, wenn man Frühbucherrabatte bei Bus und Bahn, An- und Abfahrt zum und vom Flughafen sowie Wartezeiten einrechnet. Wer fliegen muss, sollte möglichst mindestens zwei Wochen an seinem Zielort verbringen und für Klimaschutzprojekte spenden. Wirkungsvolle Projekte zur CO2-Kompensation erkennt man am Siegel „The Gold Standard“.
Nachhaltige Unterkunft wählen
Orientierung bieten Siegel wie „Viabono“, „Bio-Hotels“ und das „Europäische Umweltzeichen“. Sie zeigen an, dass eine Unterkunft Nachhaltigkeitsstandards gerecht wird. Das Logo des Vereins „ECOCAMPING“ weist besonders ressourcenschonend betriebene Campingplätze aus. Ökologisch und sozial nachhaltige Reiseanbieter und Unterkünfte erkennt man am Label „TourCert“. Urlaubsanbieter, die sich für nachhaltigen Tourismus engagieren, finden sich auch auf der Website des „forum anders reisen e. V.“. Für Familienreisen oder Klassenfahrten sind „Umwelt|Jugendherbergen“ eine gute Adresse. Sie haben umweltverträgliches, sozialverantwortliches Handeln und eine nachhaltige Entwicklung zum Ziel und sind auf ökologisches und soziales Lernen spezialisiert.
Verantwortung vor Ort zeigen
Jeder kann seine Reise durch rücksichtsvolles Verhalten nachhaltiger gestalten. Das heißt nicht nur, sich klarzumachen, dass in trockenen Gebieten wie Südspanien der Besuch eines bewässerungsintensiven Golfplatzes kein nachhaltiger Ferienspaß ist. Es geht auch darum, mit Sitten und Moralvorstellungen respektvoll umzugehen und in Anspruch genommene Dienstleistungen fair zu bezahlen.

Thema auch auf der ITB
Auf der ITB Berlin sprach Niko Paech, Deutschlands bekanntester Wachstumskritiker. Der Siegener Wirtschaftsprofessor bekräftigte einmal mehr seine Kritik am wachsenden Flugverkehr und bescheinigte dem Flugtourismus in seiner heutigen Form, er sei eine „ökologische Barbarei“.
Paech war Gast auf dem „Heißen Stuhl“, einem Format für Kontroversen auf dem ITB Berlin Kongress. Sein Gegenspieler Michael Lutzeyer betreibt eine hochpreisige Lodge in Südafrika nahe Kapstadt. Er legt Wert darauf, dass die dort angebotenen Lebensmittel aus der Region kommen. Ein Drittel der touristischen Einkünfte fließen in eine Stiftung, die Naturschutz-Projekte fördert und vor Ort Schulen baut. Die Idee: „Unsere Gäste lernen bei uns, achtsam mit Ressourcen umzugehen. Wenn sie wieder nach Hause fahren, denken sie über ihren Wasserverbrauch und über die Nachhaltigkeit von lokalen Produkten nach“, so Lutzeyer.
Für den Wachstumskritiker Niko Paech ist es ein „seltsames Konzept“, dass man mit dem Flugzeug um die halbe Welt reise, um dort Nachhaltigkeit zu lernen. Naturschutz betreiben, das könne man vor Ort viel besser. Seine Grundsatzkritik richte sich nicht gegen den Tourismus an sich, sondern vor allem gegen den stark wachsenden Flugverkehr. Dessen CO2-Ausstoß beschleunige den Temperaturanstieg der Atmosphäre massiv. Wolle die Menschheit überleben, müsse der CO2-Ausstoß auf 2,5 Tonnen pro Person pro Jahr begrenzt werden. Zum Vergleich: Allein eine Flugreise nach Sydney verursache zehn bis zwölf Tonnen CO2. Eine Alternative, so Paech, sei „Slow Travel“, das Reisen mit nachhaltigen Verkehrsmitteln – und mit viel Zeit.