Ein heißer Sommertag in der Stadt: Auf dem Asphalt flimmert die Luft, Betonfassaden speichern die Hitze wie Backöfen, und der nächste Schattenplatz ist weit entfernt. Wer jetzt in einen Park flüchtet, spürt sofort den Unterschied – es ist kühler, die Luft ist frischer, das Atmen fällt leichter. Doch Grünanlagen sind nicht nur eine Wohltat für Körper und Seele. Neue Studien des Karlsruher Instituts für Technologie (KIT) zeigen: Bäume wirken wie eine grüne Lunge für unsere Städte – mit messbarem Einfluss auf Klima, Wasserhaushalt und Wohlbefinden.

Bäume gegen Hitze, Stress und Überschwemmung

Ob als Schutz vor Hitzewellen, als Puffer bei Starkregen oder einfach als Ruheort mitten im Trubel – Stadtgrün erfüllt viele Funktionen gleichzeitig. Besonders spannend: Wie genau sich eine hohe Vielfalt an Baumarten auf das Mikroklima und das Erleben der Menschen auswirkt, haben Forschende des KIT jetzt im Projekt FutureBioCity untersucht. Ihr Fazit: Je artenreicher und naturnaher Parks gestaltet sind, desto wohler fühlen sich Menschen dort.

„Viele der Befragten gaben an, dass sie sich in Grünanlagen mit großer Vielfalt an Pflanzen besonders geborgen fühlen – ganz unabhängig davon, ob sie die genaue Baumart benennen konnten“, berichtet Studienleiter Dr. Somidh Saha vom Institut für Technikfolgenabschätzung und Systemanalyse. Die gefühlte Vielfalt scheint also direkt mit unserem Wohlbefinden zusammenzuhängen. Kein Wunder, dass Orte wie der Berliner Tiergarten oder der Englische Garten in München zu den beliebtesten Rückzugsorten gehören – hier treffen alte Baumriesen auf blühende Wiesen und schattige Wege.

Wenn Bäume zu Stadtplanern werden

Doch Grünanlagen können noch viel mehr: Sie sind auch ein Schutzschild gegen die Folgen des Klimawandels. In einem weiteren Projekt namens GrüneLunge hat Sahas Team erforscht, welchen konkreten Beitrag Stadtbäume zur Abkühlung und zur besseren Regenwasserversickerung leisten.

Dazu nutzten die Forschenden ein spezielles Klimamodell namens i-Tree HydroPlus, das unter anderem in den Stadtteilen von Karlsruhe getestet wurde. Die Ergebnisse sind beeindruckend: Würde der Baumbestand in einer Stadt um 30 Prozent steigen, ließe sich die Zahl extremer Hitzestunden um fast zwei Drittel senken – und der jährliche Oberflächenabfluss von Regenwasser um mehr als die Hälfte verringern.

Gerade in dicht bebauten Stadtteilen – etwa in Berliner Altbauvierteln, den Innenhöfen von Frankfurt oder den versiegelten Quartieren von Mannheim – kann das entscheidend sein. Denn hier fehlt es oft an Grünflächen, und die Kanalisation ist bei Starkregen schnell überfordert. Bäume helfen gleich doppelt: Ihre Wurzeln lockern den Boden auf und fördern die Versickerung – gleichzeitig verdunsten ihre Blätter Wasser, was zu einer natürlichen Kühlung führt.

Die Stadt der Zukunft ist grün – und bunt

Die Forschenden betonen: Es reicht nicht, einfach nur mehr Bäume zu pflanzen. Entscheidend ist auch die Vielfalt. Ein Park mit zehn verschiedenen Baumarten bietet mehr Schutz und Erholung als eine Monokultur aus Ahorn oder Kastanie. „Vielfalt erhöht die Resilienz – ökologisch und sozial“, sagt Saha. Das bedeutet: Je mehr unterschiedliche Pflanzenarten vorhanden sind, desto besser können sie gemeinsam auf Hitzestress, Schädlinge oder neue Klimabedingungen reagieren.

Für Stadtplaner:innen, Kommunen und engagierte Bürger:innen ergibt sich daraus ein klarer Auftrag: Wer seine Stadt lebenswerter machen will, sollte auf grüne Vielfalt setzen. Urban Gardening, Baumpatenschaften oder die Umgestaltung von Schulhöfen zu Mini-Wäldern – es gibt viele Möglichkeiten, aktiv zu werden.

Mehr Grün, mehr Leben

Was bleibt, ist ein einfaches, aber starkes Bild: Jeder Baum in der Stadt ist ein natürlicher Klimaschützer, ein Luftfilter, ein Rückzugsort. Und jeder Park – ob groß wie der Central Park oder klein wie der Grünstreifen an der Ecke – ist ein Stück Zukunft. Eine Stadt, die in Bäume investiert, investiert in ihre Gesundheit, ihre Widerstandskraft und die Lebensqualität ihrer Bewohner:innen.

Die Forschung des KIT macht Mut – und zeigt, dass wir der Klimakrise nicht nur mit Technik, sondern auch mit Natur begegnen können. Und das vielleicht Wichtigste: Ein Spaziergang unter Bäumen wirkt manchmal Wunder. Warum also nicht einfach mal losgehen?