Warum viele Unternehmen ökologische Nachhaltigkeit vor allem wegen Kunden und Gesetzgebern ernst nehmen – und was das über den Wandel der Wirtschaft aussagt.
Die gute Nachricht zuerst: Nachhaltigkeit ist in deutschen Unternehmen angekommen. Die schlechte: Nicht aus innerer Überzeugung, sondern weil der Druck wächst.
Eine neue Studie des Fraunhofer-Instituts für Arbeitswirtschaft und Organisation (IAO) zeigt, wie es derzeit wirklich um das ökologische Gewissen kleiner und mittlerer Dienstleistungsunternehmen bestellt ist. 99 Unternehmen aus Baden-Württemberg wurden befragt – ihr Urteil ist eindeutig: Klimaschutz gehört zu den drängendsten Herausforderungen unserer Zeit. Und doch zeigen die Daten auch: Nachhaltigkeit ist selten Herzenssache, sondern Geschäftsstrategie.
„Weil der Kunde es will“
29 Prozent der Firmen bieten laut der Studie bereits nachhaltige Dienstleistungen an – grüne Reinigungsfirmen, energieeffiziente Beratungsleistungen, digitale Services statt ressourcenintensiver Prozesse. Das klingt fortschrittlich. Doch auf die Frage nach den Gründen für ihr Engagement nannten die Unternehmen vor allem externe Treiber: gesetzliche Vorgaben, Kundenwünsche, Marktzwänge. Umweltethik? Kaum.
„Der größte Anreiz ist, Erwartungen zu erfüllen“, sagt Studienautorin Michaela Friedrich. Und das macht deutlich: Nachhaltigkeit ist in vielen Betrieben nicht Ausdruck eines tiefgreifenden Kulturwandels, sondern Reaktion auf äußeren Veränderungsdruck.
Zukunftsthema oder Checkbox-Politik?
Immerhin: Für 71 Prozent der Unternehmen ist ökologische Nachhaltigkeit eine aktuelle oder zukünftige Priorität. In der Zukunftsprognose landet sie direkt hinter der Digitalisierung. Doch das heißt nicht, dass alle Unternehmen schon unterwegs sind. Fast jedes fünfte Unternehmen bekennt offen: Wir machen nichts – und wir planen auch nichts.
Dabei ist der Klimawandel längst keine abstrakte Größe mehr. Steigende Energiepreise, neue Berichtspflichten, wachsender Konkurrenzdruck – die Liste der Gründe, sich zu bewegen, wird täglich länger.
Der ökologische Ehrgeiz ist da – aber oft noch ohne Plan
Das Fraunhofer IAO will mit seinem Projekt »Green Services« mehr tun, als nur Zahlen erheben. Es begleitet Unternehmen auf dem Weg zur Nachhaltigkeit – von der ersten Idee bis zur konkreten Umsetzung. Der Bedarf ist groß. Denn viele wissen zwar dass sie etwas tun müssen – aber nicht was genau. Oder wie.
Die Wirtschaft steht an einem Wendepunkt
Die Ergebnisse der Studie erzählen damit von einer Transformation mit angezogener Handbremse. Nachhaltigkeit ist kein grünes Feigenblatt mehr – aber oft auch noch keine echte Überzeugung. Zwischen Pflicht und Profit schimmert ein mögliches neues Wirtschaftsverständnis hervor: Eines, das auf gesellschaftliche Erwartungen reagiert, statt nur auf Absatzmärkte.
Die Frage ist nur: Reicht das aus, um den Herausforderungen der Klimakrise wirklich gerecht zu werden?
[…] Nachhaltigkeit unter Druck; warum viele Unternehmen nur reagieren – statt zu überzeugen: Nachhaltigkeit ist in deutschen Unternehmen angekommen – aber meist nicht aus Überzeugung, sondern wegen wachsendem Druck von Kunden, Markt und Gesetzgebern. Das zeigt eine neue Studie des Fraunhofer IAO unter 99 Dienstleistungsunternehmen aus Baden-Württemberg. Zwar setzen 29 Prozent bereits auf grüne Angebote, doch echte Umweltethik bleibt selten. Für 71 Prozent ist Nachhaltigkeit ein aktuelles oder künftiges Thema – oft jedoch ohne klaren Plan. Die Wirtschaft steht an einem Wendepunkt: Zwischen regulatorischer Pflicht und öffentlicher Erwartung entsteht ein neues, aber noch unsicheres Verständnis von Verantwortung. Die entscheidende Frage bleibt: Reicht Reaktion, wo Transformation gefragt ist? fair-economics.de […]
[…] Sustainability under pressure; why many companies only react – instead of convincing: Sustainability has arrived in German companies – but mostly not out of conviction, but because of growing pressure from customers, the market and legislators. This is shown by a new study conducted by the Fraunhofer IAO among 99 service companies from Baden-Württemberg. Although 29 per cent already rely on green offerings, genuine environmental ethics remain rare. For 71 per cent, sustainability is a current or future topic – but often without a clear plan. The economy is at a turning point: between regulatory obligation and public expectation, a new but still uncertain understanding of responsibility is emerging. The crucial question remains: Is reaction enough where transformation is required? fair-economics.de […]