Griechenlands traumhafte Küsten und das verlässliche Sonnenschein-Wetter locken jedes Jahr Millionen von Touristen an. Im vergangenen Jahr kamen fast 33 Millionen Besucher ins Land und spülten 28,5 Milliarden Euro in die Kassen. Doch hinter diesem Erfolg verbirgt sich eine wachsende Sorge um die Zukunft des Tourismus in Griechenland. Überfüllung, Umweltprobleme und der Klimawandel stellen das bisherige Tourismusmodell des Landes zunehmend in Frage.
Überfüllung und Proteste auf den Kykladen
Besonders auf den beliebten Inseln der Kykladen regt sich Widerstand gegen den sogenannten „Hyper-Tourismus“. Einwohner beklagen, dass der stetige Zustrom an Besuchern ihre Heimat unkenntlich macht. „Die Menschen in Griechenland sorgen sich, dass die Kykladen zu schnell ihren besonderen Charme verlieren könnten“, sagt Dimitris Vagianos, ein Wirtschaftswissenschaftler von der London School of Economics. Tatsächlich hat es in den letzten Jahren wiederholt Proteste gegen die Überflutung der Inseln durch Touristenmassen gegeben.
Dieser Unmut ist jedoch kein ausschließlich griechisches Phänomen. Auch in anderen europäischen Urlaubszielen kritisieren Anwohner den massiven Tourismus, der nicht nur das lokale Leben, sondern auch die Umwelt beeinträchtigt. Plattformen wie Airbnb haben zudem die Wohnkosten in die Höhe getrieben und viele Einheimische aus ihren Gemeinden verdrängt.
Der Kampf gegen den Klimawandel und seine Folgen
Doch der Tourismus in Griechenland steht nicht nur durch Überfüllung unter Druck. Das Land ist eines der am stärksten vom Klimawandel betroffenen Länder Europas. Steigende Meeresspiegel, Hitzewellen, unregelmäßige Niederschläge und vermehrte Waldbrände prägen das neue Landschaftsbild des Landes. Diese klimatischen Veränderungen stellen eine direkte Bedrohung für den Tourismus dar, da sie knappe Wasserressourcen belasten und empfindliche Küstengebiete gefährden.
Der griechische Staat sieht sich nun mit der Herausforderung konfrontiert, die notwendige Balance zu finden. Einerseits trägt der Tourismus erheblich zur Wirtschaft bei und generiert jährlich bis zu 75,6 Milliarden Euro – etwa ein Drittel des Bruttoinlandsprodukts. Andererseits wird immer klarer, dass das derzeitige Modell ohne tiefgreifende Anpassungen langfristig nicht tragfähig ist. Bereits in diesem Jahr musste Griechenland aufgrund extremer Hitze touristische Attraktionen schließen. Der Juli 2024 war der heißeste Monat, der je gemessen wurde, und die Hitzewellen führten zu einer Reihe von hitzebedingten Todesfällen, auch unter Touristen.
Waldbrände und Wasserknappheit als wachsende Gefahr
Waldbrände, die durch die heißeren und trockeneren Wetterbedingungen weiter verschärft werden, bedrohen ebenfalls die Tourismusbranche. Erst kürzlich wütete ein gewaltiger Brand in der Nähe von Athen, und im vergangenen Jahr zwangen mehr als 8.000 Waldbrände auf Inseln wie Rhodos Tausende Touristen zur Evakuierung. Solche Katastrophen könnten in Zukunft häufiger auftreten und das Vertrauen der Touristen in Griechenland als sicheres Reiseziel schwächen.
Ein Bericht des griechischen Ombudsmanns aus dem Juni 2024 rief zu dringenden Maßnahmen auf, um die Bauaktivitäten einzuschränken und Wasserressourcen sowie Küstengebiete zu schützen. Er warnte, dass eine ungebremste Bautätigkeit und der steigende Wasserverbrauch – insbesondere für Pools und Wasserparks – das Land in eine Nachhaltigkeitskrise führen könnten.
Herausforderungen für nachhaltigen Tourismus
Eine von griechischen Forschern und der UNESCO durchgeführte Pilotstudie verdeutlichte, dass kleinere Ägäis-Inseln bereits heute doppelt so viel Wasser benötigen, wie sie selbst produzieren können, um die Nachfrage der Touristen zu decken. Diese Nachfrage könnte sich bis 2030 noch verdoppeln. „Je mehr sich diese Inseln entwickeln, desto weniger attraktiv werden sie für Besucher“, warnt Vagianos.
Neben den steigenden Temperaturen gefährden auch Küstenerosion und das Verschwinden von Unterwasserwiesen, die dem Mittelmeer seine charakteristische türkisfarbene Färbung verleihen, den Tourismus. Die zunehmenden Fluten, Wasserknappheit und Dürren könnten die Branche in den kommenden Jahren stark belasten.
Neue Ansätze für den Tourismus in Griechenland
Um diesen Herausforderungen zu begegnen, empfiehlt das Institut für Griechische Tourismusunternehmen (INSETE) eine Diversifizierung des Tourismusangebots. Anstelle des klassischen Strandurlaubs sollte Griechenland stärker auf alternative Tourismusformen setzen. Dazu gehören Agro-Tourismus, Gastronomie-Tourismus, Wellness und Abenteuertourismus, die alle ein nachhaltigeres Erlebnis bieten und gleichzeitig die Umwelt weniger belasten.
Gleichzeitig betonen Experten, dass der Schutz der Biodiversität und der natürlichen Ressourcen im Vordergrund stehen muss, um sowohl die wirtschaftlichen als auch die ökologischen Grundlagen des griechischen Tourismus zu sichern. Wenn Griechenland diese Balance findet, könnte es nicht nur den Tourismus als wirtschaftliche Lebensader erhalten, sondern auch ein Modell für nachhaltigen Tourismus in einer sich schnell verändernden Welt bieten.
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