Gisela Burckhardt, langjährige Aktivistin der Clean Clothes Campaign, gibt Unternehmen wie dem TÜV Rheinland und Hugo Boss eine Mitverantwortung für die unwürdigen Arbeitsbedingungen in der Textilindustrie in Bangladesch.
Während der Recherchen für ihr neues Buch „Todschick“ stießen Burckhardt und ihre Kollegen auf einen Fabrikkomplex in Chittagong, in dem neben Billigmarken auch das deutsche Luxuslabel Hugo Boss produzieren ließ.
Neben ständigen Beschimpfungen hätten viele Näherinnen dort nicht einmal Arbeitsverträge erhalten, berichtet Burckhardt dem SPIEGEL. „Überstunden wurden erzwungen, die Näherinnen wissen nicht, wann sie nach Hause können. Das ist für mich Zwangsarbeit“, so die Aktivistin.
Das Gebäude sei im Zuge des neuen Brandschutzabkommens untersucht worden. „Es wurde geraten, Teile der Fabrik zu schließen“, so Burckhardt.
Auch die Kontrolleure des TÜV Rheinland kritisiert die Autorin. Die Prüfer hatten eine Fabrik im Rana-Plaza-Komplex untersucht, bei dessen Einsturz vergangenes Jahr 1134 Menschen starben. Den Punkt Vereinigungsfreiheit sahen die Tester durch ein Participation Committee erfüllt. „Doch dieses Gremium wird in der Regel nicht frei gewählt, sondern durch das Management bestimmt“, so Burckhardt. Skandalös sei zudem, „dass die Audits eine Geheimsache zwischen Fabrikbesitzer, Einkäufer und Tester bleiben“.