Von Michael Allen

26.2.2025 Inmitten wachsender Nachhaltigkeits- und Ethikbedenken entscheiden sich immer mehr europäische Verbraucher bewusst für zertifizierten und nachhaltig gewonnenen Fisch, erkennbar an Gütesiegeln wie MSC (Marine Stewardship Council) und ASC (Aquaculture Stewardship Council). Diese Entwicklung wird auch von EU-geförderten Forschern unterstützt, die daran arbeiten, das Vertrauen der Konsumenten in die Fischlieferketten durch mehr Transparenz zu stärken.

Die COVID-19-Pandemie hatte zwar vorübergehend zu einem Rückgang des Fischkonsums zu Hause geführt, doch das Bewusstsein für eine verantwortungsbewusste Ernährung ist ungebrochen stark. Professor Nives Ogrinc vom ISO-FOOD Zentrum des Jožef Stefan Instituts in Ljubljana leitet das Forschungsprojekt FishEUTrust. Ziel ist es, den drittgrößten Fischmarkt der Welt, die EU, transparenter zu gestalten. Die Forscher führen Verbraucherumfragen durch und haben in der Mittelmeerregion, der Nordsee und dem Atlantik sogenannte Living Labs eingerichtet, um nachhaltige Geschäftsmodelle und kürzere Lieferketten zu entwickeln.

Virtuelles Einkaufserlebnis und transparente Kennzeichnung

An der Universität Bologna entsteht eine virtuelle Einkaufsumgebung, die es Forschern ermöglicht zu analysieren, wie Konsumenten ihre Entscheidungen treffen. In einer simulierten Umgebung können Teilnehmer aus Italien, Dänemark und Slowenien aus verschiedenen Meeresfrüchten wählen und diese in einen virtuellen Warenkorb legen. Dabei spielen Faktoren wie Herkunft aus der EU, nachhaltige Aquakultur und Zertifizierungen eine Rolle.

Die Herausforderung bleibt jedoch die komplexe Produktkennzeichnung und das begrenzte Wissen über Aquakulturpraktiken. Igor Koroušić, ein kroatischer Restaurantbesitzer, bestätigt, dass die Lieferketten oft nicht transparent sind und Fischprodukte häufig falsch etikettiert werden. „Es gibt hunderte Arten von Seehecht oder Kabeljau, aber sie werden alle gleich benannt, obwohl ihre Qualität sehr unterschiedlich ist“, erklärt er.

Digitale Pässe und innovative Technologie für mehr Transparenz

Um das Vertrauen der Konsumenten weiter zu stärken, entwickelt das FishEUTrust-Team „digitale Pässe“ für Fischprodukte, die durch QR-Codes und Blockchain-Technologie unterstützt werden. Diese digitalen Pässe sollen umfassende Informationen über die Reise des Fisches vom Fang oder der Zucht bis zum Endverkauf bieten. IoT-Sensoren und cloudbasierte Plattformen ermöglichen zudem eine Echtzeitverfolgung von Produkten, was die Lebensmittelsicherheit stärkt und die Integration von KI-Werkzeugen für die Optimierung der Lieferkette und die Betrugserkennung erleichtert.

Die Forschung von FishEUTrust, finanziert durch das EU-Programm Horizon, zielt darauf ab, den Konsumenten genaue Angaben zu geografischer Herkunft, Lieferkettengeschichte, CO2-Fußabdruck, Umweltauswirkungen und Nährwert zu liefern. „Unsere Untersuchungen des Verbraucherverhaltens werden uns mehr über die Präferenzen der Konsumenten und die von ihnen gewünschten Informationen verraten“, so Ogrinc.

Dieses Engagement für Transparenz und Nachhaltigkeit zeigt, wie essentiell es ist, dass Konsumenten verstehen, woher ihr Essen kommt und unter welchen Bedingungen es produziert wird – ein Beweis dafür, dass das Vertrauen in die Lebensmittelkette ebenso wichtig ist wie die Nahrung selbst.