FAIReconomics Newsletter KW 43 NACHRICHTEN:

Ost-Ministerpräsidenten machen Druck im Kohleausstieg: Sachsen-Anhalts Ministerpräsident Reiner Haseloff (CDU) will vom Bund und der Wirtschaft Milliarden-Investitionen, um den Kohleausstieg abzufedern. „Strukturwandel heißt nicht allein alte Strukturen zerschlagen, sondern vor allem neue zukunftsträchtige Strukturen schaffen“, erläuterte Haseloff. In den betroffenen Regionen müssten daher von Industrie und öffentlicher Hand mindestens 60 Milliarden Euro in die Infrastruktur und neue, moderne Industriearbeitsplätze investiert werden. Beim Braunkohleausstieg dürfe nicht der zweite vor dem ersten Schritt gemacht werden, so Haseloff weiter. Erst wenn eine stabile Stromversorgung für Industrie und private Haushalte gesichert sei und konkrete Schritte zur Gestaltung des Strukturwandels und zur Schaffung von Ersatzarbeitsplätzen eingeleitet seien, könne der Ausstieg aus der Braunkohleverstromung erfolgen. Ähnlich äußerten sich auch die Ministerpräsidenten von Sachsen und Brandenburg. wiwo.de , klimareporter.de, welt.de
Grüne zu Umtauschprämien – „Schwachsinn“ : Der Volkswagen-Konzern hat die Umtauschprämie  für diejenigen beschlossen, die ihr altes Modell gegen ein neues eintauschen.  Interessanterweise wurde jetzt ein Detail bekannt. So sollen zurückgenommene Diesel der Abgasnormen 1 bis 4 verschrottet werden. Dem war eine Warnung der EU-Kommission an die Autobauer vorangegangen, die älteren, schadstoffreicheren Diesel nicht nach Osteuropa weiterzuverkaufen. Für die Grünen ist das vermeintliche Entgegenkommen der Konzerne Scheinpolitik. Sie kritisieren, dass die Autobauer sich weiterhin vor den Kosten für die Nachrüstung älterer Diesel mit Abgasfiltern drücken wollten. „Ökologisch ist es Schwachsinn, Autos zu verschrotten, statt zu reparieren“, meint die Grünen-Vorsitzende Annalena Baerbock. handelsblatt.com

Rund 800 Millionen Euro Bußgeld zahlt Audi in der Dieselaffäre aufgrund von Aufsichtspflichtverletzungen bei der Prüfung von Fahrzeugen auf ihre regulatorische Konformität. Der Mutterkonzern Volkswagen akzeptierte das Bußgeld und wird keine rechtlichen Schritte mehr unternehmen. Allerdings laufen verschiedene Ermittlungsverfahren gegen den Autokonzern weiter. spiegel.de

Weltenergierat: Der Weltenergierat fordert von der Bundesregierung mehr Engagement für grüne Kraftstoffe. „Ambitionierte Klimaziele können nur erreicht werden, wenn erneuerbare Energie nicht nur direkt als Strom genutzt wird, sondern auch als Gas oder flüssiger Brennstoff speicherbar ist“, sagt Carsten Rolle von der deutschen Sektion des Weltenergierates, einem Zusammenschlusses von Energieunternehmen. Erneuerbarer Strom könnte so umgewandelt und zum Antrieb da genutzt werden, wo Batterien nicht reichen – bei Flugzeugen, Schiffen, schweren Lkw oder in der Industrie. faz.net
Netzausbau soll schneller werden: Der Umstieg auf erneuerbare Energien in Deutschland hängt vom Um- und Ausbau der Stromnetze ab. Von 5.900 Kilometern Leitungen, die bundesweit neu oder ausgebaut werden sollen, sind bislang nur 150 Kilometer fertiggestellt. Jetzt hat Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier (CDU) ein neues Gesetz entworfen, das den Netzausbau noch einmal beschleunigen soll. Geplant sind demnach einfachere Genehmigungen, eine bessere Kontrolle der Fortschritte und sogar verschiedene Zwangsmaßnahmen. wallstreet-online.de, sueddeutsche.de
Welterbestätte durch Klimawandel bedroht. Ob die Lagune von Venedig oder die antiken Ausgrabungsstätten von Ephesos: Durch die Klimaerwärmung steigen die Meeresspiegel. Laut einer neuen Studie sind Dutzende Unesco-Welterbestätten dadurch in Gefahr. 37 von  49 untersuchten Welterbestätten in niedrig gelegenen Küstengebieten des Mittelmeeres sind schon von einer möglichen, sogenannten Jahrhundertsturmflut bedroht, 42 durch Küstenerosion gefährdet. Den Menschen müsse klar gemacht werden, was ein Verlust der Stätten bedeuten würde, so die Wissenschaftler. Auch verbesserter Küstenschutz könne helfen, dieser sei aber sehr teuer. Venedig sei auch mit Barrieren nicht zu retten, es sei nur eine Frage der Zeit, wann die Stadt untergehen werde.  orf.at
Autoranking: Der Verkehrsclub Deutschland hat trotz oder gerade wegen der zahlreichen Probleme rund um Dieselmotoren und Schadstoffausstößen die neueVCD Auto-Umweltliste 2017/2018  veröffentlicht. Sie gibt potenziellen Autokäuferinnen und Käufern die nötige Orientierung. Die NGO empfiehlt zukunftssichere Autos, die die Umwelt wenig belasten: Benzin-Hybride,  Erdgasfahrzeuge, kleine, sparsame Benziner – und Elektroautos. vcd.org
Internationale Klimakommission nimmt Arbeit auf:  Im niederländischen Den Haag hat auf Initiative der dortigen Regierung eine neue internationale Klima-Kommission ihre Arbeit begonnen. Unter Vorsitz des ehemaligen UN-Generalsekretärs Ban Ki-moon soll ein Aktionsplan zum Schutz vor Klimaschäden erarbeitet werden. Länder müssten sich viel besser auf extreme Wetterbedingungen vorbereiten und mehr in Schutz investieren, meinte Ban Ki-moon in der vergangenen Woche anlässlich eines Festaktes in Den Haag. „Wenn wir uns nicht schnell anpassen, dann drohen Mangel an Nahrungsmitteln, Energie und Wasser. faz.net

Bewaffnete Konflikte bedrohen Hungerbekämpfung:  Die UN haben für das Jahr 2030 das Ziel „Null Hunger“ im Rahmen der SDGs ausgegeben. Bewaffnete Konflikte, der Klimawandel und eine schwächelnde Wirtschaft bedrohen  dieses Ziel. so heisst es beim Welternährungsprogramm (WFP). „Wir haben es mit einem Alptraum, einer Verkettung unglücklicher Umstände zu tun», sagte WFP-Chef David Beasley. Beasley mahnte anlässlich des Welternährungstags in Rom zu schnellem Handeln. schweizerbauer.ch

Buchtipp der Woche:
Brutal gescheitert: Scheitern ist ein Tabu. Wir leben in einer Welt, in der – so heißt es – jedem alle Chancen offenstehen. Wer sie nicht nutzt oder auf dem Bauch landet, muss etwas falsch gemacht haben. Schadenfreude und Häme, Mitleid oder Totschweigen sind dann meist die Reaktionen des Umfelds und für den Betroffenen beginnt oft ein Teufelskreis aus Scham und Schuldgefühlen bis hin zur Depression. Dabei besteht unser gesamtes Leben aus einer langen Kette aus Versuch und Irrtum. Wir lernen laufen und sprechen, indem wir unzählige Male scheitern, bis wir den Bogen raushaben. Und dieses Prinzip gilt auch später im Berufsleben: Penicillin und Post-it haben bewiesen, dass viele große Entdeckungen erst aus dem Scheitern heraus entstanden sind.  Vom Werbeunternehmer und Rennfahrer zum Bankrotteur zum Coach und Experten für persönliches Wachstum: Felix Maria Arnet hat selbst erlebt, was Scheitern bedeutet und welche Folgen es für Menschen hat. In diesem Buch teilt er seine Geschichte und seine Learnings daraus mit seinen Leserinnen und Lesern – ehrlich, authentisch und auf Augenhöhe. Dabei geht er der Frage nach, warum es uns so schwerfällt, uns einzugestehen, dass wir gescheitert sind, und zeigt anhand seiner eigenen Geschichte und umsetzungsorientierter Tipps Wege auf, um dauerhaft der Negativspirale aus Verdrängung, Schuldzuweisung und Selbstverachtung zu entkommen. gabal-verlag.de
Wasserstoffspeicher: Pilotprojekt zur Untergrundspeicherung von Wasserstoff in Mitteldeutschland gestartet. energate-messsenger.de
Dämmschutz: Gefahr für Vögel. taz.de
Cannabis: In Kanada legalisiert. tagesspiegel.de 
Demonstranten: Protest vor Privathaus der Kohlekritikerin Antje Grothus. n-tv.de
Berufspendler: Viele Dienstleister wollen den Weg zur Arbeit revolutionieren. wiwo.de
Fertiggerichte: Sollen gesünder werden.  mdr.de
Schweiz: Rückgang der Gletscher. srf.ch
Rhein: Pegel sinkt auf Rekordniedrigstand.  express.de
Kinderbetreuung: 273.000 KITA Plätze fehlen. welt.de
RWE: Entschädigung bei schnellem Kohleausstieg. reuters.de
Fünfpunkteplan: Für Mobilitätswende vorgestellt. globalmagazin.com
Investitionen: Rekord-Kapazitätszuwachs bei niedrigeren Kosten. sonnenseite.com
Beschwichtigung beim Klimawandel: Warum das Leugnen des Klimawandels wissenschaftlicher Unsinn ist. zeit.de
Europäische und asiatische Staaten: Beim Klima gegen Trump. welt.de

WÖRTLICH GENOMMEN
Die Debatte um den Regenwald ist verlogen. Wir erwarten von Brasilien, dass möglichst der ganze noch vorhandene Wald unangetastet bleibt. Dabei hat das Land weit größere Total-Schutzgebiete als Deutschland. Eines in Nordamazonien umfasst 3,8 Millionen Hektar. Hierzulande sind wir nicht in der Lage, wirkliche Nationalparks zu schaffen, in denen alle menschliche Nutzung, mit Ausnahme des Erlebens von Natur, verboten ist. Ich sehe also durchaus Erfolge in Südamerika. Und in Afrika liegt zwar vieles im Argen, doch dort finden sich die besten Schutzgebiete.
Josef Reichholf,  Biologe, Naturschützer und Autor. In Europa habe sich ein Verständnis und ein Bewusstsein für Ökologie und Nachhaltigkeit sehr spät eingestellt, zugunsten von China und Ostasien müsse man sagen: Die Erkenntnis, dass man von Ressourcen, die nicht erneuerbar seien, auf Dauer nicht leben könne, habe sich dort viel schneller durchgesetzt als bei uns. Wenn ich mir die Widerstände in Bayern gegen die Zuleitung von Strom aus den Windkraftanlagen in Norddeutschland ansehe, könne ich nur fassungslos den Kopf schütteln. Dieser extrem egoistische Ansatz wirke destruktiver als die bloße Zahl von Menschen. In Ostasien sei das Wir, das Gemeinschaftsgefühl, erheblich besser entwickelt als im Westen. In Ostdeutschland übrigens auch. Jedenfalls sei das immer mein Eindruck gewesen. tagesspiegel.de
 Mit der Installation von Glasfaserkabeln in Ostafrika wurde die Anbindung ans Internet besser und günstiger. Das begünstigt die Ausbreitung größerer Hotelketten und internationaler Reiseveranstalter in ostafrikanische Märkte und ermöglicht ihnen, die lokalen Partner und Lieferanten besser zu steuern und zu kontrollieren. Durch die günstigen und zuverlässigen Möglichkeiten der digitalen Kommunikation konkurrieren die lokalen ostafrikanischen Anbieter nicht nur untereinander, sondern auch mit großen internationalen Unternehmen. Unsere Untersuchungen zeigen, dass große, internationale Reiseveranstalter online direkt mit den lokalen Leistungsträgern kommunizieren können, sodass einige kenianische und ruandische Vermittler und Zwischenhändler  aus der Wertschöpfungskette gefallen sind. 
Dr. Christopher Foster ist Wissenschaftler und Dozent an der Universität Sheffield. Seine Forschungsinteressen konzentrieren sich auf neue Technologien und Innovationen in Entwicklungs- und Schwellenländern.
Einige kleinere kenianische und ruandische Tourismusunternehmen mit einem höheren Grad an digitaler Kompetenz hätten direkte Geschäftsbeziehungen zu den internationalen Reiseveranstaltern aufgebaut und dadurch stabile Einkommensmöglichkeiten geschaffen. Untersuchungen hätten gezeigt, dass auch Unternehmen mit geringeren technischen Fähigkeiten in der Lage seien, ihre Effizienz zu verbessern, indem sie in ihre Kommunikationswege mit Gästen und/oder Agenturen nach und nach auf digitale Kommunikation über E-Mails oder Smartphones umstellen. Insbesondere die Unternehmen, die in Nischen wie beispielsweise Gorilla-Safaris in Ruanda tätig seien, profitierten von der Einrichtung eigener Webseiten oder Social-Media-Kanäle, denn so verbesserten sie ihre Sichtbarkeit für potenzielle Kunden. Sie erreichten über ihre Web-Präsenz und Social-Media-Empfehlungen neue Kunden, die per E-Mail oder Smartphone Anfragen stellten bzw. Reisen buchten. tourism-watch.de

MEHR WISSEN
Mit Fintech gegen Armut: Innovative digitale Finanzinstrumente lassen sich unter dem Begriff Fintech zusammenfassen. Dazu gehören Hunderte von Start-ups, aber auch Ableger der Giganten Apple, Google und Amazon. Sie alle haben die etablierte Finanzwelt bereits mächtig durcheinandergewirbelt. Dabei verändert und vereinfacht sich vor allem die Art und Weise, wie die Menschen bezahlen, sich Geld leihen und es anlegen. Die schnell wachsende Industrie hat seit 2010 rund 100 Milliarden Dollar in Investitionen gebunden – umgerechnet knapp 86 Milliarden Euro.  Vor allem für Schwellen und Entwicklungsländer bieten die neuen Anbieter neue Möglichkeiten. Rund 1,7 Milliarden Menschen haben weltweit keinen Zugang zu Finanzdienstleistungen. Für diese können Fintechs eine wichtige soziale und ökonomische Rolle spielen. dw.com
Deutsche Küsten drohen zu versinken: Die deutsche Politik reagiert auf die Gefahr eines steigenden Meeresspiegels nicht ausreichend.Nicht nur Südseeinseln werden bei einem klimabedingten steigenden Meeresspiegels unter den Wassermassen verschwinden, auch an der Nord- und Ostsee werden ganze Landstriche, die fünf Meter unter dem Meerwasseranstieg liegen, nicht mehr sicher sein. Sturmfluten und Überschwemmungen machen die Küsten unbewohnbar, ebenso wie zahlreiche Inseln. Bis 2100 könnten laut dem Bericht rund 3,2 Millionen Menschen in Norddeutschland ihr Zuhause verlieren. Städte wie Hamburg oder Cuxhaven sind gelten als bedroht. Extreme Gewitter, Stürme und Dürre mit gigantischen Waldbränden wie in diesem Sommer drohen in den südlicheren Landesteilen. nzz.ch
Wie Wälder das Klima beeinflussen: Der 5,5 Millionen Quadratkilometer große Amazonasregenwald löst seine eigenen Gewitter aus. Jetzt haben Wissenschaftler ermittelt, dass die Hälfte oder mehr der Niederschläge über kontinentalem Binnenland von Pflanzen stammen, die Wasser aus dem Boden in die Atmosphäre befördern, wo starke Windströmungen es zu entfernten Orten transportieren können. Agrarregionen wie der Mittlere Westen der USA, das Niltal und Indien sowie Großstädte wie Sao Paulo erhalten viel ihres Regens von diesen waldgetriebenen »fliegenden Flüssen«. Deshalb behaupten Forscher, dass ein großer Teil der Ernährung  auf der Erde zumindest teilweise auf forstgetriebene Niederschläge zurückzuführen ist. spektrum.de
Chile: Hoher sozialer und ökologischer Preis für die Produktion von Lithium für die Produktion von Batterien. mobilegeeks.de
Bierpreise:  Bier könnte aufgrund des Klimawandels knapp und teurer werden. Bei einem ungebremsten Anstieg der Temperaturen verdoppeln sich die Preise weltweit. n-tv.de
Indien: Funkwellen sollen Feinstaub vertreiben. dlf.de
Wien: Visionen einer Stadt ohne parkende Autos. derstandard.at
DAS LETZTE:

Gendatenbanken macht Identifizierung fast aller weißen US-Amerikaner möglich: US-Strafverfolger ermitteln zunehmend in öffentlich verfügbare Gendatenbanken, um nach Verbrechern zu fahnden. Die Erfolgsquote dürfte noch weiter steigen. Mit dieser neuen Methode haben die Behörden allein in diesem Jahr mehr als ein Dutzend Verdächtige identifiziert, vornehmlich in Fällen, die schon lange Zeit zurückliegen und in denen jegliche Ermittlungsarbeit bislang erfolglos war. heise.de