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Konkrete Forderungen zum Klimaschutz von der Industrie: Die Industrie wird zum Treiber der Klimawende in Deutschland. In einem Papier stellen der Bundesverband der Deutschen Industrie zusammen mit der Unternehmensberatung Boston Consulting Group unter dem Titel „Klimapfade 2.0“ vor, wie einschneidend die Maßnahmen und wie groß die Veränderungen sein müssen, die eine zukünftige Regierung jetzt beschließen muss. Die neue Regierung müsse „sehr schnell sehr viele Weichen stellen“ und „kritische Entscheidungen“ treffen. Deutschland stehe „vor der größten Transformation der Nachkriegszeit“. BDI-Chef Siegfried Russwurm betonte: „Uns läuft die Zeit davon. Politische Grundsatzentscheidungen zur Umsetzung der Klimaziele sind überfällig.“ Die Untersuchung liefert einen Fahrplan, wie Deutschland in Industrie, Verkehr, Gebäude und Energiewirtschaft die CO-Emissionen bis 2030 um 65 Prozent senken und Klimaneutralität im Jahr 2045 erreichen kann. Ein Marshallplan für die Klimawende mit riesigen Kosten. Bis 2030 860 Milliarden Euro. wiwo.de , sueddeutsche.debcg.com (Originalbericht)bcg.com (English summary)

Habeck will höhere Kreditaufnahme der EU im Kampf gegen den Klimawandel: Robert Habeck, Grünen Co-Vorsitzender, kann sich eine höhere Kreditaufnahme Deutschlands und der Europäischen Union im Kampf gegen den Klimawandel vorstellen. Dafür könnten auch die Möglichkeiten des Grundgesetzes genutzt werden. Die Sondierungsvereinbarungen mit den angestrebten Koalitionspartnern SPD und FDP erlaubten es, Spielräume bei der Schuldenbremse zu nutzen. Eine zu rigide Sparpolitik in der EU könne dazu beitragen, dass „das liberale, demokratische Europa weiter den Bach runtergeht“. Sparprogramme mit harten sozialen Einschnitten führten zu einer „Gefahr einer politischen Radikalisierung“. n-tv.defaz.net

Nur zu 20 Prozent waren die deutschen Windkraftanlagen ersten Halbjahr 2021 ausgelastet. Rein rechnerisch liefen demnach 20,9 Prozent der Anlagen unter Volllast. Die Solaranlagen hatten demnach von Januar bis Juni einen durchschnittlichen Nutzungsgrad von 10,5 Prozent.

Bei Windkraft- und Photovoltaik-Anlagen schwankt der Nutzungsgrad angesichts der wechselnden Wetterverhältnisse stärker als bei anderen Technologien. So sorgte das Orkantief „Sabine“ im Februar 2020 mit seinen starken Sturmböen dafür, dass Windkraft-Anlagen in Deutschland in diesem Monat knapp zur Hälfte (47,0 Prozent) ausgelastet waren. Im Vergleich dazu lag im windarmen Juni 2021 der Nutzungsgrad bei 9,7 Prozent –­ das war der schwächste Wert seit Beginn der Erhebung im Januar 2018. Photovoltaik-Anlagen können bei Dunkelheit und in den Wintermonaten keinen beziehungsweise wenig Strom erzeugen und somit keine hohen Nutzungsgrade erreichen. Der niedrigste Nutzungsgrad lag im Januar 2021 bei 1,8 Prozent, der höchste im Juni 2019 mit Sonnenstundenrekord bei 19,5 Prozent. Im Vergleich dazu erreichen konventionelle Energieanlagen in der Regel höhere Nutzungsgrade, da sie vom Wetter unabhängig sind und meist als Grundlastkraftwerke eingesetzt werden. So waren Braunkohle-Kraftwerke im 1. Halbjahr 2021 im Schnitt zu 46,7 Prozent ausgelastet. destatis.de

Staaten sollen versucht haben auf IPCC Bericht Einfluss zu nehmen: Am kommenden Sonntag beginnt die Weltklimakonferenz COP26 in Glasgow. Nun wurde bekannt, dass mehrere Staaten die UNO aufforderten, die Notwendigkeit einer schnellen Abkehr von fossilen Brennstoffen herunterzuspielen. Saudi-Arabien, Japan und Australien sollen sich dabei hervorgetan haben. Andere reiche Industriestaaten sollen infrage gestellt haben, ob finanzielle Zuwendungen an ärmere Staaten, die den Umstieg auf klimaschonende Technologien ermöglichen sollen, in den bisher genannten Umfängen wirklich notwendig sind. spiegel.de, tagesschau.de

Fischbestände in Nord-und Ostsee alarmierend gefährdet: Die EU führt in Nord- und Ostsee eine Fangmengenbegrenzung ein, weil Fischbestände kollabieren. Das ist eine Folge der Ignoranz vor den jahrelangen Warnungen von Wissenschaftlern und Naturschutzorganisationen. Der Fischereiindustrie, die über mächtige Lobbyisten verfügt, wurden keine Grenzen gesetzt. So verhinderte im Fall des Dorsches ein institutioneller Konflikt zwischen Ministerrat und Europaparlament die Anpassung eines Managementplans über Jahre hinweg. Ohne Fisch im Übrigen keine Fischereiindustrie. Um den Bestand in letzter Minute zu retten, rangen sich die EU-Agrarminister nun zu einem Verbot der Befischung des Dorsches in der westlichen Ostsee durch. Eine geringe Fangquote gibt es lediglich noch für Dorschbeifänge in der Schollenfischerei.  telepolis.de

Jahresbericht warnt vor gesundheitlichen Auswirkungen des Klimawandels: Es sei dringend nötig, mehr gegen den Klimawandel zu tun und sich besser vor seinen wachsenden Risiken zu schützen. Das ist die Kernbotschaft des neuen Lancet Countdown, wie auch des deutschen Begleitreports. Beispielsweise sei der Gesundheitssektor auf Folgen des Klimawandels schlecht vorbereitet. „2020 waren Menschen über 65 viel häufiger extremer Hitze ausgesetzt als noch vor knapp zwei Jahrzehnten: Inzwischen sind es drei Milliarden Hitzetage mehr für diese besonders gefährdete Altersgruppe. Auch die Sterblichkeit durch Hitzewellen nimmt weltweit zu. deutschlandfunk.de

Schon in den siebziger Jahren wusste Total um die Klimaschäden: Lange bevor das Thema Klimawandel in die öffentliche Diskussion einzog, wussten die Mineralölkonzerne ExxonMobil, Shell und BP von den Gefahren.  De 20 größten Unternehmen aus dem Öl- und Gasgeschäft sind für mehr als ein Drittel aller Treibhausgasemissionen seit 1965 verantwortlich, das ist hinlänglich bekannt. Neu ist, dass auch dem französischen Ölkonzern Total Energies SE waren die Risiken bekannt – und zwar bis ins Detail. Auch die Strategen des französischen Energieriesens haben sich stark engagiert, Zweifel an der Echtheit des Klimawandels zu freuen, politischen Maßnahmen entgegenzuwirken und aktiv „Unwissenheit zu erzeugen“.  Dies ist Inhalt einer Studie, die zwei Historiker und ein Soziologe  in der Fachzeitschrift „Global Environmental Change“ veröffentlicht haben.  spiegel.de,   faz.net

BUCHTIPP DER WOCHE:

DAS UNSICHTBARE NETZ DES LEBENS

Wie Mikrobiom, Biodiversität, Umwelt und Ernährung unsere Gesundheit bestimmen

Der Erfolgsautor Martin Grassberger zeigt neue Wege auf, wie der Mensch sich vor schädlichen Umwelteinflüssen schützen kann.

Wie erhalten wir in Zeiten neuartiger Pandemien, chronischer Krankheiten, zunehmender Urbanisierung und medialem Dauerfeuer unsere körperliche und geistige Gesundheit? Basierend auf umfassenden ökologischen Betrachtungen und unter Berücksichtigung der neusten wissenschaftlichen Erkenntnisse der Mikrobiomforschung zieht Martin Grassberger Schlüsse über die fundamentalen Wechselwirkungen zwischen uns und unserer Umwelt und zeigt, wie wir trotz beunruhigender Entwicklungen ein gutes und gesundes Leben führen können. Martin Grassberger stellt in „Das unsichtbare Netz des Lebens“ den Menschen in den Fokus und erklärt, wie jeder Einzelne sich, seine Kinder und die Umwelt schützen kann. residenzverlag.com


Nordsee: Das Watt könnte bald verschwinden. freitag.de
KfW: Soll zur kreditfinanzierenden Klimabank werden. n-tv.de
Northstream 2: Baerbock gegen Betriebserlaubnis. spiegel.de
Rendite der Netzbetreiber: Netzagentur senkt Preise. faz.net
Niederlande: Diskussion über Renaissance der Kernkraft. faz.net
Klima: Forscher wagen Blick ins Jahr 2500. focus.de

Das seventeeen goals Magazin erzählt in inspirierenden Geschichten, wie Menschen die Welt bewegen und zeigt auf, wie jeder einen Beitrag zum Erreichen der Nachhaltigkeitsziele leisten kann.


VIDEO DER WOCHE:

In der Dokumentation „Farmers“ geben Fairtrade-Produzentinnen und Produzenten aus Indonesien, Kenia und Peru Einblicke in ihr Leben inmitten der Pandemie. Sechs Monate lang begleiten lokale Filmteams die Kokoszucker-Bäuerin Ponisih, die Kaffeebäuerin Caroline und den Bananenbauern Roberto durch die Pandemie. Die Dokumentation zeigt eindrücklich ihren Alltag.

transfair.org


MOBILITÄT:

Bahn will 20 Strecken reaktivieren: Nach Auskunft der Deutschen Bahn AG (DB AG) werden 20 Bahnstrecken mit einer Länge von 245 Kilometern für den Bahnbetrieb reaktiviert. Das teilt die Bundesregierung in ihrer Antwort (19/32665) auf eine Kleine Anfrage der FDP-Fraktion (19/32400) mit. Bei den Strecken handle es sich um einen ersten Teil zuvor stillgelegter Trassen, auf denen künftig wieder Personen- oder Güterverkehr stattfinden soll. In den vergangenen Monaten sei ein deutschlandweites Streckenportfolio mit etwa 1.300 Kilometern Länge ermittelt worden, für das verkehrliches Potenzial besteht, heißt es in der Antwort. Nach Auskunft der DB AG lohne sich die Wiederinbetriebnahme bei einem Großteil der Streckenkilometer nach Abwägung von Kosten und Nutzen.

Flixbus: Übernimmt US Klassiker Greyhound. zeit.de

Klimaschutz und Verkehr: Nach Ansicht des Direktors der Stiftung Klimaneutralität, Rainer Baake,werde die Entscheidung in Deutschland kein generelles Tempolimit auf Autobahnen einführen zu wollen, „der neuen Bundesregierung auf die Füße fallen“ Er könne jetzt schon vorhersagen, „dass dieses Thema nicht vorbei ist“.  SPD, Grüne und FDP hatten in ihrem Sondierungspapier zur Bildung einer künftigen Bundesregierung eine generelle Geschwindigkeitsbegrenzung auf Autobahnen explizit ausgeschlossen. Zuvor hatten sich vor allem die Grünen dafür eingesetzt.  Baake glaubt, dass der Verkehrssektor werde sich nach dem Klimaschutzgesetz sehr, sehr anstrengen müssen. Jedes Mal, wenn im Verkehr künftig die Klimaziele verfehlt würden, werde das Tempolimit wieder zum Thema werden, sagte er voraus. Als Beispiel dafür, weshalb ein Tempolimit aus seiner Sicht sinnvoll gewesen wäre, nannte Baake den Gebäudesektor – den einzigen Sektor, der im vergangenen Jahr seine Klimaziele um zwei Millionen Tonnen Treibhausgas-Emissionen verpasst hatte. Die Bundesregierung wende jetzt elf Milliarden Euro auf, diesen Überschuss an Emissionen auszugleichen, erklärte Baake. Dabei würde ein Tempolimit jährlich die gleiche Menge CO2 sparen. automobilwoche.de

Mit Las­ten­rä­dern für ei­ne nach­hal­ti­ge Mo­bi­li­tät: Der Einsatz von Lastenrädern im Wirtschaftsverkehr ist eine umweltfreundliche Alternative zum herkömmlichen Auto oder Lieferwagen und verbessert die Lebensqualität in Städten. Mit Europas größtem Lastenradtest zeigen Forschende des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR), welches Potential Lastenräder für die gewerbliche Nutzung haben. Über 750 Unternehmen und öffentliche Einrichtungen testeten deutschlandweit den Gebrauch im Alltag. Ein Drittel der Teilnehmenden steigt langfristig auf das Lastenrad um. dlr.de


WASSERSTOFF:

Koalitionsverhandlungen: Umweltinstitut München fordert Absage an blauen Wasserstoff. iwr.de

20 neue Wasserstoffprojekte: Wasserstoffproduktion liegt im Trend. Auf 500 Mrd. US-Dollar schätzt der Verband Hydrogen Council basierend auf einer Studie von McKinsey die aktuelle Projektpipeline für die Wasserstoff-Produktion – und der Trend zeigt deutlich nach oben. Neben dem Ersatz von klassischen Anlagen basierend auf fossilen Energieträgern wie Erdgas durch grünen Wasserstoff, oder der Dekarbonisierung über blauen Wasserstoff wird in den kommenden Jahren massiv Kapazität aufgebaut werden müssen, um Wasserstoff auch als Energieträger und klimaneutralen Rohstoff in der Chemie oder Stahlindustrie einsetzen zu können. chemietechnik.de

Helgoland: Soll Wasserstoffzentrum werden. faz.net  

Monopolkommission legt Sektorgutachten vor: Das 8. Sektorgutachten der Monopolkommission gemäß Paragraf 62 des Energiewirtschaftsgesetzes mit dem Titel „Energie 2021: Wettbewerbschancen bei Strombörsen, E-Ladesäulen und Wasserstoff nutzen“ liegt als Unterrichtung durch die Bundesregierung (19/32686) vor. Die Monopolkommission thematisiert darin die Wettbewerbsverhältnisse in der Stromerzeugung, die Stärkung des Wettbewerbs unter Strombörsen im kurzfristigen Stromhandel in Deutschland, wettbewerbspolitische Analysen und Empfehlungen zum Aufbau einer Ladeinfrastruktur für Elektrofahrzeuge sowie die Regulierung einer Wasserstoffwirtschaft. Die Monopolkommission dafür aus, die Regulierung von Wasserstoffnetzen an Marktbedingungen auszurichten und Quersubventionierung zu verhindern. Die Regulierung von Wasserstoffnetzen unterscheide sich deutlich von der bestehenden Erdgasnetzregulierung, schreibt die Monopolkommission. In Hinblick auf die Finanzierung der Wasserstoffnetze sei gesetzlich von Beginn an eine getrennte Finanzierung von Wasserstoff- und Erdgasnetzen vorzugegeben, wird gefordert. Die Monopolkommission weist zugleich darauf hin, dass insbesondere Gasnetzbetreiber, die auch Wasserstoffnetze betreiben, Anreizen unterlägen, eine Quersubventionierung des Erdgasgeschäfts zulasten der Wasserstoffnetzkundinnen und -kunden zu betreiben. „Sollte sich herausstellen, dass es trotz buchhalterischer Entflechtung zur Quersubventionierung kommt, sollte auch eine gesellschaftsrechtliche Entflechtung in Betracht gezogen werden“, wird verlangt.

LETZTE WOCHE IM BUNDESTAG

In dieser Woche konstituiert sich am 26.10. der neue Bundestag. „Maßnahmenprogramm Nachhaltigkeit – Weiterentwicklung 2021“: Als Unterrichtung durch die Bundesregierung liegt das von ihr im August beschlossene „Maßnahmenprogramm Nachhaltigkeit – Weiterentwicklung 2021“ (19/32688) vor. Es gilt – falls bei den einzelnen Maßnahmen nichts Abweichendes geregelt ist – für alle Behörden und Einrichtungen der unmittelbaren sowie der mittelbaren Bundesverwaltung, soweit bei letzterer fachaufsichtsrechtliche Befugnisse gegenüber diesen Behörden und Einrichtungen bestehen. In dem Programm wird das Ziel einer „klimaneutralen Bundesverwaltung bis 2030“ bekräftigt. Zur Erreichung der Klimaneutralität bis 2030 „unternimmt jede Behörde und Einrichtung der Bundesverwaltung eigene Anstrengungen zur Reduktion der Treibhausgasemissionen“, heißt es in der Vorlage. Danach sind diese Emissionen vorrangig zu vermeiden und zu reduzieren; nicht vermeidbare Emissionen sollen kompensiert werden.

Die Vorbildfunktion des Bundes für nachhaltiges und energieeffizientes Bauen gilt der Unterrichtung zufolge für Bundesliegenschaften der unmittelbaren und Teile der mittelbaren Bundesverwaltung; für deren übrigen Teile gilt eine Anwendungsempfehlung. Zur Erreichung der Klimaneutralität bis 2030 werden danach die Energieeffizienzfestlegungen des Klimaschutzprogramms 2030 bei Neubauten sowie Sanierungsvorhaben als bauliche Mindestanforderungen entsprechend dem Erlass vom 25. August 2021 umgesetzt. Ziel sei es, den gesamten Gebäudebestand bis 2045 unter Berücksichtigung einer entsprechenden Anlaufzeit einer Sanierung zuzuführen. Die Potenziale für die Nutzung erneuerbarer Energien (Wärme, Strom und Kühlung) auf Bundesliegenschaften sollen beim Neubau und bei der Sanierung systematisch ermittelt und genutzt werden.

Im Mobilitätsbereich wird für Dienstreisen vorgegeben, dass die Behörden und Einrichtungen den Grundsatz der Reisevermeidung konsequent umsetzen und darauf hinwirken, bei Inlandsdienstreisen und Dienstreisen in das benachbarte Ausland vorrangig die Bahn zu nutzen. Innerdeutsche Flüge sollen danach zugunsten emissionsärmerer Verkehrsmittel vermieden werden; bei einer erforderlichen Taxinutzung oder Anmietung von Kraftfahrzeugen sollen vorrangig emissionsarme Fahrzeuge – möglichst Elektrofahrzeuge – gewählt werden. Ferner sollen alle Behörden und Einrichtungen für Dienstreisen am Dienstort zeitnah bedarfsgerecht Dienstfahrräder und Elektrofahrräder zur Verfügung stellen.

Methanemissionen sind deutlich zurückgegangen: Die Methanemissionen sind im EU-Rahmen von 497,16 Millionen Tonnen CO2-Äquivalent im Jahr 2000 auf 385,15 Millionen Tonnen CO2-Äquivalent im Jahr 2019 gesunken. Das geht aus der Antwort der Bundesregierung (19/32671) auf eine Kleine Anfrage der Fraktion Die Linke (19/32614) hervor. Im gleichen Zeitraum sanken die Methanemissionen in Deutschland der Antwort zufolge von 88,39 Millionen Tonnen CO2-Äquivalent auf 51,15 Millionen Tonnen CO2-Äquivalent. Die Kontrolle von Methanemissionen der Erdgasinfrastruktur erfolge in Deutschland derzeit auf Basis des durch den Deutschen Verein des Gas- und Wasserfaches (DVGW) erarbeiteten Regelwerks, teilt die Regierung mit. Dieses regle die Kontrolle von Anlagen und Leitungen in festgelegten Abständen und schreibe eine Beseitigung festgestellter Leckagen vor. Für das vierte Quartal 2021 habe die Europäische Kommission einen Legislativvorschlag zur Reduzierung von Methanemissionen im Energiebereich angekündigt, teilt die Regierung außerdem mit. Dieser solle die obligatorische Messung, Berichterstattung und Verifizierung aller energiebezogenen Methanemissionen etablieren, Abfackeln und Abblasen limitieren und eine Verpflichtung zur verbesserten Leck-Suche und -Reparatur in der gesamten Erdgasinfrastruktur einführen.

WÖRTLICH GENOMMEN

Eine der absurdesten Facetten jener Schimäre namens „Klimawandel“ ist das Aufkommen einer Monetarisierung der Umwelt und die Akzeptanz bizarrer Begriffe wie CO2-Ausgleich oder Emissionshandel. Wir haben gesehen, wie der Kapitalismus und seine Konsumgewohnheiten zur Ursache des Umweltdesasters geworden sind, in dem wir uns heute befinden. Für uns ist die Vorstellung, dass Kapitalismus, Maklergeschäfte und Profitstreben benutzt werden können, um den Schaden zu entschärfen, den sie über die Jahre angerichtet haben, der Gipfel der Heuchelei, eine schwere kognitive Dissonanz oder beides auf einmal im globalen Maßstab.

Mordecai Ogada, Ökologe und Autor von The Big Conservation Lie. Das Geld, das bei solchen Transaktionen den Besitzer wechsele, habe keinerlei Einfluss auf die Emissionen. Es besage nur, dass diejenigen, die verschmutzten, dafür bezahlten. Die Kosten würden auf den Konsumenten abgewälzt, sodass die Verschmutzer keinen Verlust hätten. Und da die meisten Emissionen bei der Produktion der wichtigen Konsumgüter entstünden, erweise sich das Ganze als ein simpler Erpressungsversuch, für den die Konsumenten bezahlten, um dann unter den Folgen in Gestalt von extremen Wetterlagen zu leiden. faz.net

AFRIKA

Entwaldungsrate auf Madagaskar: Die Entwaldungsrate in Madagaskar ist laut Bundesregierung innerhalb der vergangenen zehn Jahre im Vergleich zur 2000 bis 2010 leicht rückläufig. Während die Waldflächen von 2000 bis 2010 um circa 10,3 Prozent zurückgegangen seien, habe der Wert von 2010 bis 2020 9,1 Prozent betragen, schreibt sie in einer Antwort (19/32656) auf eine Kleine Anfrage (19/32438) der AfD-Fraktion. Insgesamt habe Madagaskar zwischen 1990 und 2020 zirka 9,17 Millionen Hektar Waldfläche und damit 26 Prozent seiner Waldfläche verloren. Die Ursachen für die hohen Entwaldungsraten seien vielfältig, heißt es in der Antwort weiter. Die wachsende Bevölkerung führe zu einer steigenden Nachfrage nach Energie- und Brennholz, auch weil es insbesondere in ländlichen Gebieten weiterhin an alternativen Energieformen fehle und die Elektrifizierungsrate dort lediglich 5 bis 7 Prozent betrage. Aufgrund der weiter fortschreitenden Bodenerosion würden landwirtschaftliche Flächen zudem an Produktivität verlieren, wodurch mehr Fläche für die Ernährung der Bevölkerung benötigt werde. „Diese Faktoren haben zu einem hohen Anteil an Brandrodungen geführt“, urteilt die Bundesregierung. Darüber hinaus gebe es gezielten illegalen Einschlag besonders wertvoller Tropenhölzer. Ihr zufolge sind aus den Mitteln der deutschen Entwicklungszusammenarbeit (EZ) von 2016 bis 2021 in der Technischen Zusammenarbeit (durch die Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit GmbH, GIZ) 25,3 Millionen Euro und in der Finanziellen Zusammenarbeit (durch die KfW Entwicklungsbank, KfW) 54 Millionen Euro zur Förderung von Wald- und Naturschutz in der Republik Madagaskar umgesetzt worden.

Hungersnot auf Madagaskar – die erste, die durch den Klimawandel gemacht wurde:  Kinder gehen längst nicht mehr zur Schule, weil sie bei der Nahrungssuche helfen müssen. Nach Erhebungen des Welternährungsprogramms (WFP) sind bereits 1,14 Millionen Madagassen auf Lebensmittelhilfe angewiesen; mehr als 135.000 Kinder sollen akut unterernährt sein. Fachleute nennen die sich anbahnende Katastrophe „die erste von der Klima-Erwärmung erzeugte Hungersnot“. Tatsächlich sind Dürren auf Madagaskar nicht ungewöhnlich. Doch so hartnäckig wie diesmal blieb der Regen in dem Land von der Größe Frankreichs bisher nicht aus.  tagesspiegel.de 

Corona in Afrika: In Teilen Afrikas haben sich in etwa so viele Menschen mit dem Coronavirus angesteckt, wie in Europa geimpft wurden – das zeigen neue Zahlen. Fachleute fordern einen Wechsel bei der Impfstrategie. spiegel.de

Ägypten: Impfpflicht für Staatsbedienstete. zeit.de

Algerien: In die Seine geworfen: Macron gedenkt der rund 200 Algerier, die vor 60 Jahren in Paris ermordet worden sind. Bis in die neunziger Jahre hat man in Frankreich kaum über die ermordeten algerischstämmigen Demonstranten vom 17. Oktober 1961 in Paris gesprochen. Präsident Macron hat nun erstmals an einer Gedenkveranstaltung für sie teilgenommen. nzz.ch

Burkina Faso: Stille Flüchtlingskrise. dw.com

Eswatini: Weitere Proteste für mehr Demokratie. dw.com

Nigeria: Der westafrikanische Staat ist das erste afrikanische Land, das eine digitale Währung einführt, den eNaira, der heute eingeführt werden soll: Die Central Bank of Nigeria (CBN) hatte für den 1. Oktober 2021 die Pilotphase der von ihr ausgegebenen elektronischen Währung Nigerias, der eNaira, angekündigt. Laut einer am Samstag veröffentlichten Erklärung des Kommunikationsdirektors der CBN, Osita Nwanisobi, wird sie jedoch heute, am 25. Oktober 2021, von Präsident Muhammadu Buhari nun offiziell eingeführt.

Südafrika: Bei einem Treffen mit Veteranen des Widerstandskampfs gegen die Apartheid ist die südafrikanische Verteidigungsministerin gegen ihren Willen festgehalten worden. Nur mit Hilfe der Polizei konnte sie befreit werden. faz.net

Sudan: Seit Tagen protestieren Tausende vor dem Palast der Republik in der sudanesischen Hauptstadt Khartum gegen die Regierung. Der Chef der Übergangsregierung, Abdullah Hamduk, hat jetzt einen Krisenstab einberufen. dw.com

Afrikatourismus: Es ist über 20 Monate her, dass die Weltgesundheitsorganisation COVID-19 als globalen Gesundheitsnotfall und Pandemie ausrief. Es wird geschätzt, dass die daraus resultierenden Reiseausfälle allein im Jahr 2020 der weltweiten Tourismuswirtschaft 4,5 Billionen US-Dollar entzogen und Millionen von Arbeitsplätzen gekostet haben. In Afrika verlor die Hälfte aller im Tourismus tätigen Menschen ihren Arbeitsplatz. Ein kürzlich veröffentlichter Bericht der Konferenz der Vereinten Nationen für Handel und Entwicklung schätzt, dass bis Ende 2021 weitere 1,7 bis 2,4 Billionen US-Dollar im globalen Tourismussektor verloren gehen könnten. In Afrika werden diese Verluste auf 170 bis 253 Mrd. USD geschätzt. Der Tourismus ist eine wichtige Finanzierungsquelle für die Verwaltung von Schutzgebieten und bietet Arbeitsplätze für Menschen, die in der Nähe von Nationalparks und Wildtieren leben. Wenn Reisen in geschützte und erhaltene Gebiete wie Nationalparks und kommunale Naturschutzgebiete massenhaft ausfallen, sind Arbeitsplätze und Naturschutzmanagement gefährdet. allafrica.com

MEHR WISSEN

Wasser kommt bei der Klimadiskussion zu kurz:  Sorgen bereiten vor allem die Grundwasserreserven. Sie sind essenziell für die Bewässerung von Pflanzen und Bäumen – und damit für Landwirtschaft und Ernährung. Und nicht nur dafür: Sie sind wichtig für die Schifffahrt, denn Quellen und Flüsse werden aus Grundwasser gespeist. Und ohne Grundwasser wäre unser Trinkwasser bedroht, denn dies kommt zu fast 60 Prozent aus dem Grundwasser. Doch das Wasser im Boden ist endlich. Die nasse Ressource dürfte künftig immer wieder knapp und insgesamt wertvoller werden.  zeit.de

Negative Emissionen durch Gestein: Kilometerdicke Schichten von Basalt in Sibirien dokumentieren den Untergang fast allen Lebens vor 251 Millionen Jahren, und dicke Basaltlagen in Nordamerika markieren ein Massenaussterben vor 200 Millionen Jahren. Auch das Zeitalter der Dinosaurier, als dessen Schlusspunkt man gemeinhin einen Asteroideneinschlag betrachtet, endete  gleichzeitig mit dem Entstehen der Dekkan-Basaltplateaus in Indien. Nun soll das schwarze, schwere Gestein den nächsten Weltuntergang verhindern helfen. Wenn es fein zermahlen wird, kann es überschüssiges Treibhausgas aus der Atmosphäre ziehen, Diese als „negative Emissionen“ bezeichnete Komponente des Klimaschutzes ist nach Ansicht vieler Forscher, darunter auch des Weltklimarats, die einzige Chance, die Klimaziele von Paris noch zu erreichen.  spektrum.de

Totholz wichtiger Bestandteil von Ökosystemen: Vom Totholz, so haben es Forscherinnen und Forscher ermittelt, sind ein ganzes Drittel aller Waldbewohner, rund 13.000 Arten von Pflanzen, Tieren und Pilzen, abhängig. Allerdings findet sich diese Art von Holz in klassischen Wirtschaftswäldern nicht mehr. Wie dem Totholz im Wald wieder mehr Raum gegeben werden kann, untersuchte jetzt der  WWF auf 3.500 Hektar Wald der Esterházy-Betriebe im österreichischen Leithagebirge und fasste die Ergebnisse in einem Leitfaden für Wirtschaftswälder zusammen.  derstandard.at  

Inseln: Artensterben ist dort besonders dramatisch. faz.net
West-Neuguinea: Straßenprojekt bedroht Biodiversität. science.org
Rotes Meer: Vor dem Jemen droht eine Umweltkatastrophe. scinexx.de

KALENDER

Am 4. November 2021  findet die Kommunale Klimakonferenz 2021 statt. Akteur*innen des kommunalen Klimaschutzes aus ganz Deutschland sind zu Livestream und Online-Fachforen eingeladen.

Städte, Landkreise und Gemeinden sind immer stärker von den Auswirkungen des Klimawandels betroffen und zählen zugleich zu den wichtigsten Akteur*innen im Klimaschutz. Die Kommunale Klimakonferenz findet in diesem Jahr unter dem Motto „Handlungsdruck trifft Tatkraft – Klimaaktive Kommunen auf dem Weg“ statt. Im Fokus stehen die Herausforderungen und Aufgaben von Verwaltung und Politik. Gleichzeitig bietet die Konferenz Kommunen die Möglichkeit, von vorbildlichen Klimaaktivitäten anderer Städte, Gemeinden und Kreise zu lernen.

Die Konferenz ist in diesem Jahr zweigeteilt. Der erste Konferenzteil findet am 4. November von 14-17 Uhr als Präsenzveranstaltung für geladene Gäste in Berlin statt. Sie wird für alle weiteren Interessierten als Livestream online übertragen. Im Zentrum der Veranstaltung steht die öffentliche Bekanntgabe und Prämierung der Gewinner*innen des Bundeswettbewerbs „Klimaaktive Kommune“. https://www.klimaschutz.de/klimakonferenz2021

DAS LETZTE:

Wie ein Schiff Strom transportieren könnte: Masahiro Ito ist ein Start-up-Gründer und sucht einen Finanzierung für seine Idee, Strom per Schiff zu transportieren. Trimaran nennt der japanische Gründer des Start-ups PowerX seinen  Zukunftstanker der besonderen Art, von dem es noch kein Exemplar gibt. Das Schiff soll der erste Elektrizitätstanker der Welt werden und künftig Strom von Windkraftanlagen weit vor Japans Küste an Land bringen.  Er wolle den „Tesla der See“ ins Leben rufen. Die  Idee ist so verwegen, dass es sich darüber nachzudenken lohnt. heise.de

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Alle Bilder, wenn nicht anders ausgewiesen: pixabay.com

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